Julieth Toro und Antonio Vargas tanzen eine Art Flamenco, dieses ewige Spiel der Geschlechter zwischen Annäherung und Distanz, Versuchung und Abstand, getragen von Temperament und Respekt. Sie tun es in der Luft, als lustvolle Strapatennummer in „Sentimientos“, dem diesjährigen Programm des GOP-Wintervarietés in der Orangerie Herrenhausen. Die Show solle, so die Ankündigung, in den Herzen des Publikums „das Feuer Spaniens“ entfachen. Und siehe da: Mit Feuer spielt man eben doch.
Regisseur Nikos M. Hippler hat ein Ensemble zusammengestellt, das wie er spanische Wurzeln hat. „Sentimientos“ ist eine einzige kulturelle Zueignung, sehr musikalisch und tänzerisch. Die Show tragen Flamenco-Diva Alejandra Castel und ein Duo, das sich nicht unpassend Los Machos nennt: Gitarrenspiel, so wie von Carlos Chavez und Miguel Sotelo dargeboten, kann eben auch Fingerakrobatik sein.
Sie flirten clownesk mit dem weiblichen Publikum in den ersten Reihen und bieten Musik dar, die zumindest einem norddeutschen Publikum spanisch vorkommt, von „La Bamba“ über den „Macarena“ bis zu „Anita“. Costa oder Cordalis? Hauptsache Spanien.
Rot und Schwarz sind die dominierenden Bühnen- und Kostümfarben. Die Setzung ist klar; es ist eine des Fernwehs. Azul-Fliesen und Intarsien werden ebenso projiziert wie ein Sternenhimmel und immer wieder Flammen. Und immer wieder gibt es – Karamba, Karacho – ein Kunststück.
Johanna Suàrez Hernández zeigt eine so schwerelose Form des Pole-Dance, dass man sich nicht wundern würde, wenn sie sich irgendwann gar nicht mehr festhielte. Der Breakdancer Shyno zeigt auf dem Hoverboard eine Handstandnummer voller Testosteron und Cojones. Beatriz Corral Grimaldo schlüpft aus einem Traumkleid, das sich als Stoff für atemberaubende Vertikaltuchakrobatik entpuppt.
Das Duo „Hand Made It“ verwandelt Hand-auf-Hand-Akrobatik in einen Pas de deux der Hingabe. Und bei der spektakulären Hula-Hoop-Nummer von Maria Padilla verwandelt sich die Bühne in eine poetische Lichtskulptur: Dank Leuchtdioden und Computerprogrammierung malen ihre Reifen bewegte Bilder von Sternen, Herzen und anderen Formen in die Luft.
Zum Abschluss gibt es einen kollektiven Tanz. Da reißt es bei der Premiere auch die Hannoveranerinnen und Hannoveraner von den Sitzen. Sie sind eben doch die Spanier des Nordens.
„Sentimientos“ wird bis 18. Januar nahezu täglich in der Orangerie in Herrenhausen gezeigt, auch am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag sowie Silvester. An Heiligabend und Neujahr gibt es hingegen keine Shows.
Karten gibt es in drei Preiskategorien für 39, 44 und 49 Euro. Kinder bis 14 Jahre sparen 50 Prozent, Schüler und Studenten bis 27 Jahre 25 Prozent des Ticketpreises.