Die Adresse der Männerschutzwohnung ist geheim – das ist genauso organisiert wie bei den Frauenschutzhäusern. Drei Plätze bietet die Wohnung. Wer Unterschlupf finden will, muss sich beim Männerbüro Hannover melden, das das Projekt managt.
Die Opferzahlen bei Vorfällen häuslicher Gewalt sind sehr ungleich verteilt. „Natürlich werden Frauen weitaus häufiger Opfer als Männer”, sagt Männerbüro-Geschäftsführer Steffen Stubenrauch-Kämpfe. Aber gerade wegen dieses Ungleichgewichts gerate oft aus dem Fokus, wie sehr auch betroffene Männer im Gewaltfall Unterstützung benötigen könnten.
Insbesondere seit der Corona-Krise sei die Zahl der registrierten Vorfälle, in denen Männer in der Region Opfer von häuslicher Gewalt wurden, um mehr als 150 Prozent gestiegen: zwischen 2021 und 2024 von 510 auf 1293 Fälle. Bisher fehlte für Betroffene, die aus verschiedenen Gründen nicht auf Hotels oder Freundesnetzwerke zurückgreifen können, ein den Frauenhäusern entsprechendes Angebot. Bundesweit gibt es jetzt nach Angaben des Männerbüros 53 Plätze, die von 17 Einrichtungen angeboten werden. In Niedersachsen existiert ein ähnliches Angebot in Oldenburg, wird dort aber nach Angaben der Organisatoren seit der Gründung 2002 nicht öffentlich gefördert.
In Hannover habe es schon lange Signale insbesondere der Region gegeben, dass man die Einrichtung einer Männerschutzwohnung unterstützen wolle, sagt Stubenrauch-Kämpfe. „Aber es hieß immer; Wir fördern, wenn auch das Land fördert.“ Jetzt hat das Land für zunächst drei Jahre Zuschüsse bewilligt.
190.000 Euro beträgt das Budget für Wohnung und Betreuung. 100.000 Euro davon trägt das Land, 70.0000 Euro die Region, den Rest die Stadt. „Dass wir dieses Projekt gemeinsam realisieren konnten, ist ein starkes Zeichen für den Schutz von Männern, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind“, sagt Ergün Arslan, Vorsitzender des Männerbüros Hannover. Die Wohnung ergänze „als wichtiger Baustein das Gewaltschutzsystem in der Landeshauptstadt“, sagt Projektleiter Neer.
110 Quadratmeter groß ist die Vierzimmerwohnung. Unsere Redaktion durfte ausnahmsweise Fotos im Inneren machen, solange das Umfeld nicht erkennbar ist. Drei Schlafzimmer werden durch einen Gemeinschaftsraum ergänzt, dazu gibt es Küche und Bad. Wenn Männer dauerhaft Kinder mitbringen, reicht der Platz möglicherweise auch nur für zwei Betroffene. Man gehe davon aus, dass die drei Plätze ohnehin nicht langfristig ausreichten, sagt Geschäftsführer Stubenrauch-Kämpfe. „Aber wir wissen nicht, wie groß der Bedarf wirklich ist – und wir sind froh, dass es jetzt losgeht.“ Jüngst habe man einen Mann abweisen müssen, der „den ganzen Sommer über im Auto geschlafen“ habe, weil er vor häuslicher Gewalt geflohen sei.
Die Regeln zur Aufnahme sind streng. Die Männer müssen einer akuten Bedrohung ausgesetzt sein, und es dürfen keine Männer sein, die selbst gewalttätig geworden sind. „Diese Wohnung ist nicht für Männer, die von der Polizei der heimischen Wohnung verwiesen wurden, sondern für Opfer von Gewalt“, sagt Stubenrauch-Kämpfe.
Wer Kontakt sucht: Das Männerbüro ist erreichbar unter Telefon (0511)1235890, unter der Nummer läuft auch ein Anrufbeantworter. Informationen auch über die Öffnungszeiten gibt es im Internet auf www.maennerbuero-hannover.de. Erreichbar ist das Team auch über info@