„Uns geht es darum, Jugendliche zu erreichen, bevor sie als Gewalttäter von der Schule suspendiert werden“, sagt Theaterpädagogin Johanna Kunze, die zusammen mit Blue Sid das Drehbuch geschrieben hat. Deshalb richtet sich das Stück bewusst an Fünft- und Sechstklässler und nicht an die Jahrgänge 7 bis 9, in denen die meisten gewalttätigen Übergriffe an Schulen passieren.
Zurzeit laufen die letzten Proben in der „Verkleiderei“ in der Nordstadt, und ab Ende September stehen dann die ersten Aufführungen in den Schulen an. Das Besondere: Die Kinder entscheiden, welche Konfliktlösungsmöglichkeiten die Schauspielerinnen und Schauspieler auf die Bühne bringen. Und je nachdem, ob das funktioniert, können dies auch bis zu drei der vier Varianten einer Szene sein. „Forumtheater“ heißt diese Form der Interaktion mit dem Publikum. Genau das sei das Spannende, sagt Schauspielerin Liese Barzilay: „Man weiß nie, wie sich das Stück weiterentwickelt.“
Zwischendurch wird auch immer wieder in die Köpfe der Akteure geschaltet. Die Kinder erfahren, wie sich der Angreifer, das Opfer, aber auch diejenigen, die passiv danebenstehen, im Inneren fühlen. Und genau diese schweigende Mehrheit in der Klasse will Regisseurin Johanna Kunze ansprechen und zum Widerstand ermutigen. Der Angreifer sei meistens wie in einem Tunnel und nur schwer zu beeinflussen. Das Opfer erlebe oft, dass die Situation noch eskaliert, wenn es sich wehre.
Hier seien die anderen gefragt. „Man kann sich nicht wegducken“, sagt Johanna Kunze. „Wir wollen zur Zivilcourage motivieren“, meint auch Inge Schätzel, erste Vorsitzende des Theaterpädagogischen Zentrums.
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich nicht nur das Stück ansehen und mit ihren Vorschlägen gestalten, sondern im Anschluss auch noch mit den Darstellern diskutieren. Eine Doppelstunde ist für die Aufführung angesetzt. Schätzel wünscht sich, dass irgendwann jeder Fünftklässler und jede Fünftklässlerin in Hannover dieses Theaterstück gesehen hat.