Binder von der RSG Hannover gilt als eines der vielversprechendsten Radsporttalente seiner Altersklasse. In der U15 mischte er die Rennen der bisherigen Saison mächtig auf. Bislang holte er 13 Siege und 16 weitere Platzierungen auf den Rängen zwei bis 15. Das bisherige Highlight war der Gewinn der Bronzemedaille bei der deutschen Meisterschaft. Im spannenden Wettkampf in Bad Dürrheim schaffte er, trotz schwieriger Position im Feld, den Sprung in die Spitzengruppe. Im Schlusssprint musste er sich knapp Matías Cerviño geschlagen geben und wurde Dritter. Deutscher Meister wurde Jasper Carls von HSG Uni Greifswald. Die Medaille überreichte ihm ein ganz Großer seines Sports: Radsportlegende Jan Ullrich.
Binders Spezialität: Berge. „Ich habe einfach die Kraft in den Beinen“, begründet er seine Erfolge. Bei der TMP-Tour, ein internationales Radrennen für Schüler und Jugendliche, stellte er das eindrucksvoll unter Beweis. Die Strecke war gespickt mit sechs Bergetappen. Vier davon gewann Binder, zweimal wurde er Zweiter. In der Gesamtwertung schloss er auf dem vierten Platz ab und gewann das Trikot des „Bergkönigs“. Neben der Kraft am Berg attestiert sein Vater ihm weitere Stärken: „Er mag harte Kurse, hat extrem Punch und einen sehr guten Renninstinkt.“
Der 14-Jährige fährt schon für das Nachwuchs-Förderteam Stevens. Mittelfristig will er Teil eines Profiteams sein. „Das geht erst ab der U19 so richtig los“, erklärt er. Sein Bruder Moritz (18) macht es ihm vor: Bei der U23-Europameisterschaft auf der Bahn war er sogar für das deutsche Team nominiert. Gemeinsam trainieren können die beiden allerdings nicht. „Mein Bruder ist vier Jahre älter als ich. Seine Rennen sind viel länger als meine, das macht es schwierig“, erzählt er. An seinen Schwächen arbeiten sie trotzdem zusammen: „Moritz hilft ihm im Rennen, die Coolness und die Geduld zu bewahren“, erzählt Vater Axel.
Trainiert wird beinahe jeden Tag – auch im Sommerurlaub. In den Bergen Frankreichs war sein Vater der Trainingspartner, der ist ebenfalls leidenschaftlicher Radsportler. „Das liegt bei uns in der Familie“, sagt Binder. „In Frankreich hatten wir endlich mal Berge, die sind in der List ja eher schwierig zu finden.“
Neben den Radsporterfolgen muss das Nachwuchstalent noch die Schulbank drücken, im Sommer kam er in die neunte Klasse. Sein Lieblingsfach ist – neben Sport natürlich – Kunst. „Da muss man den Kopf nicht so anstrengen“, sagt er schmunzelnd. Die Schule unterstützt das Talent mit Freistellungen und Verständnis. Vater Axel ist es vor allem wichtig, dass sein Sohn die Freude am Radsport nicht verliert.
Seine letzten Erfolge können sich sehen lassen: In den Niederlanden gewann er das Zeitfahren gegen die internationale Konkurrenz, ebenso wie die Bergmeisterschaft des Landesverbands. Binders größter Traum ist es, eines Tages bei der Tour de France zu starten – und natürlich zu gewinnen. Wie weit es für ihn tatsächlich gehen kann, ist derzeit noch schwer zu sagen. Vor allem aufgrund seines Geburtsmonats. „Johann ist ein Januarkind, das macht in der Altersklasse noch viel aus“, sagt Vater Axel. „Aber er kann weit kommen. Das Talent bringt er mit.“