Die Stadt erklärt auf Anfrage, dass der Schützenplatz ausdrücklich Wunsch des Veranstalters gewesen sei. Der bestätigt das zwar – sagt allerdings, dass er nur umziehe, weil der Steintorplatz umgebaut werden soll. Zumindest für das nächste Marktdatum am 30. August allerdings gilt das nicht: Nach Angaben der Stadt starten die vorbereitenden Arbeiten überhaupt erst im September.
Steintoranlieger wie der Eiscafébetreiber Massimo Dall‘Asta sehen die Entwicklung mit Sorge. „Der Markt hat eine gute Kundschaft angezogen aus Celle, Hameln, Hildesheim und anderen Städten. Das war immer eine freundliche und zahlungskräftige Klientel, die Stoffe, Reißverschlüsse, Knöpfe und Garn für ihre Handarbeiten gekauft haben.“ Viermal im Jahr hätten die Stoffhändler die Innenstadt belebt – das fällt jetzt weg. „Die Stadt vernachlässigt den Steintorplatz, hier ist bald gar nichts mehr“, sagt Dall‘Asta.
Auch andere Veranstaltungen sind wegen der angeblich bevorstehenden Umbauarbeiten schon ausgewichen, etwa das Beachvolleyballevent und der Marktschreierwettbewerb. „Hier sind nur noch lautstarke Demos, die mit Trillerpfeifen und Lautsprechern meine Kundschaft vertreiben.“
Die Stadt will den Steintorplatz, der arg in die Jahre gekommen ist, für 8,62 Millionen Euro komplett neu gestalten. Außer Brunnen, Freizeit-, Spiel- und Sportflächen und mehr Grün ist als Blickfang eine 30 Meter hohe Stele geplant. Der Umbau hätte längst starten sollen, nun ist er für 2025 terminiert. Nach Informationen dieser Redaktion hatte die Stadt allen Veranstaltern mitgeteilt, dass die Vorarbeiten voraussichtlich in diesem Frühsommer starten – was sich nun auch wieder verzögert hat.
Offenbar hat der Stoffmarktveranstalter Hannes Leuschner vor diesem Hintergrund den Schützenplatz als Alternativort ausgewählt, „aus Gründen der Planungssicherheit“, wie Stadtsprecher Udo Möller sagt. Leuschner selbst will die zeitliche Abfolge nicht kommentieren, bestätigt aber, dass unter allen Ausweichplätzen der Schützenplatz für ihn die beste Wahl sei. „Dort können unsere Gäste auch direkt mit dem Auto parken, das ist für Besucher aus dem Umland sicherlich der beste Standort.“ Allerdings hätten die Händler sich am Steintor stets wohlgefühlt: „Das ist unser Traditionsstandort in Hannover.“
Etwa 100 Händlerinnen und Händler bauen für den Stoffmarkt ihre Stände auf, zu Hochzeiten waren es sogar mal 140. Etwa die Hälfte komme aus Holland, sagt Betreiber Leuschner, deshalb der Name.
Die Stadt betont, dass die Verlagerung nur temporär sein solle. Das gelte auch für das Beachvolleyballturnier, das in diesem Jahr auf den Opernplatz umgezogen ist. Für den Sandsport gebe es bereits eine Reservierung auf dem Opernplatz, sagt Möller. Beide Angebote aber sollten nach Abschluss der Arbeiten zum Steintor zurückkehren. Die Planung des Berliner Büros Grieger Harzer war extra darauf ausgelegt, dass weiterhin große Events auf der Fläche Platz finden.
Was die Rückkehr betrifft, hat Eiscafébetreiber Dall‘Asta so seine Zweifel. „Wer einmal weg ist, der ist weg“, sagt er und warnt: „Wir dürfen den Platz am Steintor nicht den Drogenhändlern überlassen.“ Das will wohl auch die Stadt verhindern – mit dem Umbau, der nun möglichst bald starten soll.Die nächsten beiden Stoffmärkte finden am Freitag, 30. August, und Sonnabend, 16. November, jeweils 10 bis 17 Uhr auf dem Schützenplatz statt.