Aber für Uscins und Co. gibt es Wichtigeres, als zu anderen Sportlern aufzuschauen. Sie sind selbst Stars in ihrer Sportart – und das deutsche Team steigt am Samstag gegen Schweden mit Ambitionen in das Turnier ein. „Wir haben einen großen Anspruch an uns, und wir wissen, dass wir ihn erfüllen können“, sagt Uscins, „wenn wir es schaffen, über 55 oder 60 Minuten konstant zu spielen, können wir einen Großen schlagen und im Halbfinale aufschlagen.“
Eine Schlüsselrolle fällt auch Uscins zu. Der Linkshänder ist im rechten Rückraum gesetzt. Justus Fischer, der zweite Recke im deutschen Team, muss sich gedulden. Der Kreisläufer gehört zu den drei Ersatzleuten, die während des Turniers nachrücken können. Bundestrainer Alfred Gislason darf nur 14 Spieler pro Partie nominieren. Nur im Verletzungsfall kann ein Ersatzspieler ins Team rotieren. „Im ersten Moment war da Trauer“, gesteht Fischer, wenn er auf die Entscheidung zurückblickt, „ich habe mich aber mittlerweile mit der Rolle abgefunden.“ Er sei „unglaublich stolz, trotzdem dabei zu sein, ich werde im Dorf Vollgas geben, jeden Tag Kraft trainieren und laufen gehen, um topfit und bereit zu sein, wenn die Jungs mich brauchen“, sagt Fischer, der im letzten Test gegen Japan viele Minuten bekam und sogar sechs Tore erzielte: „Ansonsten werde ich hinter der Bank Vollgas geben und das Team anfeuern.“ Kapitän Johannes Golla, Jannik Kohlbacher (am Kreis) und Sebastian Heymann (für den Abwehrinnenblock) haben von Gislason den Vorzug bekommen.
Neben Fischer traf es auch Kiels Rune Dahmke und den neuen Recken-Torwart Joel Birlehm. Fischer und Dahmke sind beim Team, schon die gesamte Vorbereitung in den letzten Wochen. Birlehm ist mit den Recken in die Ligavorbereitung gestartet – und er ist auch mit dem Kopf „zu 100 Prozent hier. Wenn ich gebraucht werde, mache ich mir Gedanken. Aber ich rechne erst mal nicht damit.“ Birlehm wird erst gerufen, wenn sich die Stammtorhüter Andreas Wolff oder David Späth verletzen sollten.
Fischer und Dahmke dürfen mit ins Dorf. Der Hannoveraner teilt sich mit Recken-Teamkollege Uscins ein Zimmer. Für beide geht mit Olympia ein Traum in Erfüllung – und das schon in jungen Jahren. Fischer ist 21, Uscins 22. Beide wurden vor einem Jahr mit der deutschen U21 Weltmeister in der Heimat. Schon vorher hatte Gislason die beiden im Blick gehabt. Im Frühjahr durften sie ihr Länderspieldebüt feiern. Bei der Heim-EM in diesem Januar erlebten sie ihr erstes großes Turnier bei den Männern. Besonders Uscins Rolle wurde immer wichtiger. Im März waren es beim Qualifikationsturnier in Hannover seine Tore und Leistungen, die das DHB-Team überhaupt erst nach Paris brachten.
Gislason ist stets voll des Lobes für Uscins und Fischer, die in Hannover unter Trainer Christian Prokop sehr viel Spielanteile und Verantwortung bekommen.
Den raketenhaften Aufstieg stecken sie bisher gut weg. Besonders Uscins gilt als sehr reflektiert, er war nicht ohne Grund jahrelang der Kapitän der Junioren. Seine Blitzkarriere weiß er einzuordnen – wie ein erfahrener Hase. „Wenn man die Zeit dazu hat, ist es natürlich schön, zu sehen, dass alles gut verlaufen ist bisher“, sagt der gebürtige Lette, „aber ich versuche, die Dinge nicht zu sehr an mich heranzulassen. Vor allem dann nicht, wenn die Dinge gerade passieren. Nur dann kann ich mich am besten fokussieren, nur dann kann ich am besten Leistung bringen – ohne mich verrückt zu machen.“
Ursprünglich waren es sogar drei deutsche Recken im deutschen Olympiateam. Aber Spielmacher und Innenblockspezialist Marian Michalczik sagte vor wenigen Wochen kurzfristig ab, weil seine Frau nach errechnetem Termin Anfang August das erste Kind erwarten sollte.
Anmerkung der Redaktion: Bis zum Redaktionsschluss gab es bisher Siege gegen Schweden (30:27) und Japan (37:26); gegen Kroatien verlor die deutsche Nationalmannschaft mit 26:31.