Damit endet der Leerstand, der bereits 2019 begonnen und wegen der langen Pause bis zur Sanierung auch Aktivisten auf den Plan gerufen hatte: Sie besetzten zwischenzeitlich das Areal, für das Hanova vor Baubeginn ein Gutachten hatte erstellen lassen. Dem zufolge mussten an vielen Gebäuden die Dächer repariert und Ziegel, die aus den Fassaden gefallen waren, ersetzt werden. Durch Fugen in den Außenwänden drang Feuchtigkeit ins Innere, in den Zimmerdecken befanden sich Schadstoffe und Insekten gleichermaßen. All das erforderte umfangreiche Arbeiten, inklusive des Einbaus einer neuen Heizungsanlage und veränderter Grundrisse in den Wohnbereichen. Auch die Leitungstrassen, unter anderem für Strom, Wasser und Abwasser, wurden neu gelegt.
„Die Wohneinheiten mit zwei oder drei Zimmern eignen sich für drei bis fünf Personen“, sagt Maik Reinicke, Sachgebietsleiter Wohnen und Leben und Wohnung in Gemeinschaftsunterkünften. Die Wohnungen erstrecken sich zum Teil über zwei Ebenen, die reine Wohnfläche beträgt zwischen 22 und 38 Quadratmeter. Die Stadt habe, so Reinicke, bereits mit den künftigen Mieterinnen und Mietern, die derzeit in anderen Obdachlosen-Einrichtungen leben, die Umzüge vorbereitet. Aktuell bieten die städtischen Unterkünfte ungefähr 1100 Personen ein Obdach. Nun erhalten insbesondere Familien mit Kindern, die jünger als drei Jahre sind oder die eine weiterführende Schule besuchen, ein möbliertes Zuhause mit neuen Badezimmern, Küchenzeilen, Fenstern und jeweils einer Außenterrasse.
Damit will die Verwaltung die umliegenden Kitas und Grundschulen entlasten, wie Sylvia Bruns (FDP), Dezernentin für Soziales und Integration in der Landeshauptstadt, sagt. Sie bezeichnet die Rote Reihe als Vorzeigeprojekt, das den Bewohnerinnen und Bewohnern das Fußfassen erleichtern soll. Dazu soll auch die temporäre Betreuung durch das DRK beitragen. Weniger Not- und Gemeinschaftsunterkünfte, mehr Wohnungen – auf diese Formel bringt Bruns das Bestreben der Stadt, Menschen unterzubringen, die beispielsweise auch wegen eines Schufa-Eintrags keinen Wohnraum auf dem freien Markt finden. „Zugleich reduzieren wir die Kosten“, sagt die Dezernentin.
Von einem Ausrufezeichen gegen die Wohnungsnot in der Stadt spricht Hannovers OB Belit Onay (Grüne), der sich vor dem Einzug der Familien die Räume anschaute. „Ich freue mich, dass wir obdachlosen Menschen mit der Fertigstellung dieses Großprojektes hochwertigen Wohnraum anbieten können“, sagt er. Die Rote Reihe stehe mit ihren hohen Standards für die neue Ausrichtung der Stadt, obdachlose Menschen unterzubringen. Dazu gehöre neben den baulichen Verbesserungen auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, speziell die Stadtbahn. „Gleichzeitig ist das Projekt ein wichtiger Baustein auf unserem Weg, die Wohnungslosigkeit bis 2030 abzuschaffen“, sagt der Politiker und kündigt an, dass die Stadt noch in diesem Jahr den ersten Entwurf eines Konzepts vorstelle, an dem unter anderem Beschäftigte der Wohnungslosenhilfe, von sozialen Einrichtungen, der Wohnungswirtschaft und von Stiftungen sowie Betroffene mitwirken.