Etwa 50 Bäumen verhilft die Stadt auf diese Weise pro Jahr zu einer verbesserten Standortqualität, damit sie gesund bleiben, länger leben und am Ende das Stadtklima weiter begünstigen. „Gesunde Wurzeln verbessern die Standfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge“, erläutert Bodo Hornig aus dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün. Bevor der Saugbagger anrückt, wird das Wurzelwerk von der Pflasterung rund um den Stamm befreit. Der Beton liegt aus heutiger Sicht viel zu eng an den Bäumen. An vielen Stellen haben die Wurzeln das Pflaster nach oben gedrückt - auch aus Gründen der Verkehrssicherung ist hier eine Nachbesserung nötig.
In erster Linie geht es der Stadt aber um die Umwelt. „Der Erhalt der Straßenbäume hat eine hohe Priorität. Denn unsere Stadtbäume, vor allem der Altbaumbestand, leisten einen wertvollen Beitrag für das Stadtklima und sind ein wesentlicher Baustein für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels“, sagt Tina Kruse, Sachgebietsleiterin Baum und Flächenschutz. Denn: „Bäume mit einer Standzeit von mehr als 40 Jahren leisten, im Vergleich zu Jungbäumen, einen vielfach höheren Beitrag zur Kühlung der Stadt im Sommer durch Verdunstung, als Schattenspender und bei der Aufnahme von Niederschlagswasser.“
In der Brehmstraße im Stadtbezirk Südstadt-Bult saniert die Stadt aktuell 60 Baumstandorte zu möglichst zusammenhängenden Grünstreifen. Zufahrten zu Grundstücken bleiben dabei unberührt. Am Lindener Berg hat die Stadt vor kurzem fünf Baumstandorte zu einer zusammenhängenden offenen Fläche zusammengeführt und dabei etwa 120 Quadratmeter Bodenfläche entsiegelt. Für dieses Jahr stehen noch Misburg und Badenstedt-Davenstedt auf der Entsiegelungsagenda. Eine Prioritätenliste gibt es nicht. Hinweise auf eine Standortentsiegelung bekommt der Fachbereich durch Kontrollgänge, Hinweise aus den Stadtbezirksräten oder von Bürgern, die sich um Bäume vor ihrer Haustüre sorgen.
Diese Baum- und Wurzelpflege wird sich noch Jahre hinziehen, denn in Hannover stehen die meisten alten Straßenbäume wegen des hohen Versiegelungsgrades und des Klimawandels unter Dauerstress – die Einsicht, sich intensiver um das Stadtklima zu kümmern, gibt es auch in Hannover erst seit ein paar Jahren. Stress macht den Bäumen vor allem, dass sie durch die enge Pflasterung nicht genügend Wurzelraum haben und die Wasserversorgung sowie der Lufthaushalt eingeschränkt ist. Ergebnis: „Die Vitalität der Bäume nimmt im Laufe der Zeit ab“, sagt Tina Kruse. Die Kastanien an der Brehmstraße leiden zudem noch an einem Bakterium. Nicht überraschend: „Zahlreiche Baumkrankheiten werden durch schlechte Umwelt- und Standortbedingungen begünstigt, was eine Baumstandortsanierung zu einer bedeutenden Maßnahme für die Verbesserung der Baumvitalität macht.“