Fährt man mehrmals am selben Tag oder in derselben Woche, werden die Einzeltickets zu Tages- oder Wochenkarten gebündelt. Damit der Weg des Fahrgastes nachvollzogen werden kann, erkennen die an CiBo teilnehmenden Smartphones die Geodaten und übertragen sie an das Backend-System. Bei Fahrzeugen und Haltestellen mit Sendern, den sogenannten Beacons auf Basis von Bluetooth, wird die Entfernung des Smartphones zum Beacon-Signal ausgewertet. Ist die Entfernung zu groß, wird das als Verlassen des Fahrzeuges gewertet. Sofern nicht alle Fahrzeuge über Beacons verfügen, werden noch die Geoposition und Aktivität für die Bewertung, ob ein Verlassen vorliegt, herangezogen. Der Nutzer kann sich aber auch aktiv auschecken.
Das neue System erfasst nun die zurückgelegte Fahrt oder die Fahrten mit Bus, Bahn oder Sprinti – und berechnet nach Verlassen des letzten Verkehrsmittels automatisch den günstigsten Fahrpreis, angelehnt an den aktuellen eTarif der Üstra. Beim diesem eTarif handelt es sich um ein Entgelt, das den Fahrpreis losgelöst von Tarifzonen anhand eines Grundpreises und eines Entfernungspreises festlegt. Der eTarif soll ein zusätzliches Angebot sein, denn der bisherige Tarif – etwa mit Erwerb und Zahlung an Automaten an Stadtbahnhaltestellen oder an Vorverkaufstellen – bleibt laut Üstra weiterhin erhalten.
So rechnet sich der Preis für den eTarif zusammen: Der Grundpreis pro Fahrt beträgt 1,30 Euro, der Arbeitspreis gemäß der Luftlinienentfernung (wird immer aufgerundet) zwischen Start- und Zielhaltestelle liegt bei 22 Cent pro Kilometer. Bedeutet: Je größer die Luftlinienentfernung zwischen Start- und Zielhaltestelle, desto höher der abgerechnete Preis. Damit die Kosten aber nicht ins Unermessliche steigen und der Nahverkehr preislich attraktiv bleibt, baut die Üstra Preisdeckel ins System ein. Der liegt bei maximal 5,20 Euro pro Fahrt, das kostet die Einzelfahrt der Preisstufe ABC im herkömmlichen Tarif. Der höchste Preis liegt bei 6,80 Euro pro Tag (Tageskarte Preisstufe A) und bei allenfalls 55 Euro pro Monat.Zwei Beispiele: Ein Nutzer steigt am hannoverschen Hauptbahnhof ein (Zone A) und will zum Paracelsusweg (Zone A). Das liegt 6,27 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Der Preis setzt sich aus 1,30 Euro (Grundpreis) plus sieben Kilometer Luftlinie multipliziert mit 0,22 Euro je Kilometer Arbeitspreis zusammen und ergibt einen Fahrpreis im eTarif von 2,84 Euro. Beim konventionellen Tarif zahlt der Kunde für die Einzelfahrt in der Zone A 3,40 Euro, er spart also.
Beispiel zwei: Die Fahrt beginnt in Burgdorf-Ehlershausen (Zone C) und führt zum Schwarzen Bär (Zone A) in Hannover. Das sind 27,13 Kilometer Luftlinie. Der Preis im eTarif: 1,30 Euro plus 28 Kilometer multipliziert mit 0,22 Euro je Kilometer ergibt einen Fahrpreis von 7,46 Euro. Aber: Durch den Fahrtendeckel liegt der Kunde bei 5,20 Euro, das ist exakt der Preis beim konventionellen Tarif, die Einzelfahrt in den Zonen ABC.
Die Üstra plant zunächst eine Pilotphase von zwei Jahren. Die gewählte Kombination aus Grundpreis pro Fahrt und Arbeitspreis je Luftlinienkilometer ermögliche eine Preisgestaltung, die einerseits nah am konventionellen Tarif sei und andererseits attraktiv für Fahrgäste bleibe, so das Unternehmen.
Mittel- und langfristig will die Üstra den eTarif noch erweitern, etwa mit Rabattkarten wie der Region-S-Karte. Ebenso soll es noch einen Gruppentarif geben, der die Mitnahme weiterer Personen zum vergünstigten Preis ermöglicht. Im ersten Jahr rechnet die Üstra mit 200.000 bis 250.000 Fahrten im eTarif, wodurch sie mit Einnahmen von etwa 500.000 Euro kalkuliert.