Zu den Störungen gehörten im letzten Quartal 2023 außer den Arbeiten in Egestorf auch ein Stellwerksausfall in Waldhausen, Weichenstörungen wie in Hildesheim, ein Schienenbruch bei Lindhorst oder Signalstörungen wie in Poggenhagen. „Baustellen oder Störungen an Anlagen oder Zügen betreffen nicht nur unsere Strecken“, sagt Bartels. Wenn aber an einer anderen Stelle im Knotenpunkt Hannover ein Defekt auftrete, würden Züge auch über die S-Bahn-Gleise geleitet. Die Folge: S-Bahnen müssten stoppen und anderen Bahnen die Vorfahrt gewähren. Bei den Verspätungen im November 2023 erreichte dieser Wert fast 10 Prozent, im März dieses Jahres waren es 4,3 Prozent.
Ein Blick in die Planungen der DB InfraGO, einer Tochter der Deutschen Bahn, offenbart, dass die Generalsanierung des Streckennetzes und der Bahnanlagen auch in den nächsten Wochen und Monaten die S-Bahn Hannover betreffen werden. „Wir reden hier ausschließlich von geplanten Arbeiten“, sagt Bartels. Diese Projekte stehen auf der Agenda und werden sich auf den Nahverkehr auswirken: Vom 19. August bis 23. September entfällt die Linie S51, weil die Oberleitung erneuert wird; Weichenarbeiten führen vom 21. September bis 12. Oktober zu einem Ausfall der Linie S3K; die S5 zwischen Hameln und Bad Pyrmont fährt vom 28. September bis 10. Oktober nicht, weil Brückenarbeiten über die Fluthamel vorgesehen sind.
Im nächsten Jahr wirken sich die Arbeiten an der Eisenbahnbrücke über die Plathnerstraße auf die S3 zwischen Lehrte und Hannover, die S6 zwischen Aligse und Hannover sowie die S7 als Zubringer zwischen Hannover und Lehrte als Langzug aus, die teilweise nicht verkehren können. Es folgen Ausfälle der S21, S51 und S1 wegen mehrerer Arbeiten an der Strecke im Februar 2025. Deutlich länger dauern Arbeiten an der Brücke über den Mittellandkanal: Im Juni, Juli und August 2025 fallen deshalb die S21, S51 und S1 zwischen Minden und Wunstorf aus. Eine reduzierte Taktung erwartet die S-Bahn-Fahrgäste im August, September und Oktober 2025 auf der Linie 5 zwischen Hameln und Hannover – die InfraGo nennt hier ebenfalls mehrere Arbeiten an der Strecke. „Allein diese Auflistung zeigt, dass uns das Thema noch über Jahre beschäftigen wird“, sagt Transdev-Geschäftsführer Bartels auch mit Blick auf die Generalsanierung des Hochleistungsnetzes.
Das Gleisnetz der S-Bahn Hannover umfasst nach Angaben der Region 385 Kilometer, etwa 750.000 Zugkilometer absolvieren die S-Bahnen jeden Monat, wie Bartels sagt. Etwa 14 Prozent des Angebots konnte Transdev im November 2023 nicht bedienen, ein halbes Jahr später – im März 2024 – lag dieser Wert nach seinen Worten bei 3,2 Prozent. „Wir müssen aber auch ganz klar sagen, dass im Januar mehr Züge ausgefallen sind als im Dezember oder den Folgemonaten“, sagt Sprecherin Krämer. Denn in jenem Monat habe die GDL die Mitglieder zu tagelangen Streiks aufgerufen – und die große Mehrheit der etwa 450 S-Bahn-Beschäftigten gehört der Gewerkschaft an, sodass die Züge komplett stillstehen mussten.
Der Geschäftsführer betont, dass die S-Bahn Hannover – beispielsweise im Gegensatz zu Metronom – bei personellen Engpässen ohne einen reduzierten Fahrplan arbeite. Dafür bilde das Unternehmen aktuell etwa 40 Frauen und Männer im Quereinstieg für die Triebfahrzeuge oder die Kundenbetreuung aus. Allein im vergangenen Jahr hätten gut 120 Beschäftigte die Qualifizierung absolviert, für dieses Jahr seien weitere 100 Ausbildungen geplant. Aktuell setzt die S-Bahn noch auf Triebfahrzeugführer aus Leihunternehmen, daran soll sich bis zum Jahresende nichts ändern – auch wenn im Juli zehn neue Beschäftigte aus der Ausbildung kommen. Deutlich höher als bei dieser Berufsgruppe fällt die Fluktuation bei den Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuern aus. Ebenfalls ab Juli, wenn die aktuell laufenden Kurse enden, soll sich diese Situation entspannen.