Die Klänge von Hannovers Parks
Teilnehmende gesucht: Leibniz-Uni erforscht positive Wirkung von Naturgeräuschen in der Stadt

Erforschen die wohltuende Wirkung von Naturgeräuschen: Doktorand Xuan Guo und Sabine Elsner vom Institut für Umweltplanung.Foto: Irving Villegas
Hannover. In welchen Parks halten sich die Menschen in Hannover gerne auf? In welchen weniger? Ob eine Umgebung entspannend wirkt, hat viel mit der Geräuschkulisse zu tun: Blätterrauschen und Vogelstimmen oder Verkehrslärm, Hundegebell und Musik.

An der Leibniz-Uni beschäftigen sich Forschende seit einigen Jahren mit der Frage, welche Klanglandschaften Menschen guttun. Jetzt bitten sie Bürgerinnen und Bürger um Hilfe bei der Bewertung der hannoverschen Parks und Grünanlagen.

Was bekannt ist: Besonders Vogelgesang und Wasserplätschern wirken sich positiv auf Wohlbefinden und Gesundheit aus. Am Institut für Umweltplanung hat Doktorand Xuan Guo dazu jüngst 130 internationale Studien ausgewertet. „Für diese Geräusche sind durchweg positive Effekte nachgewiesen“, berichtet Umweltforscher Stefan Schmidt, der ebenfalls Teil des Forschungsteams ist.

Dennoch fühlen sich Menschen in manchen Parks, Gärten und Brachflächen eher erholt und geborgen, als in anderen. Ob eine Umgebung entspannend wirkt, hat mit dem subjektiven Empfinden des Einzelnen zu tun, mit Alter, Geschlecht und kulturellen Erfahrungen. Und vor allem damit, aus welchen Tönen sich eine Geräuschkulisse tatsächlich zusammensetzt.

„Wir wollen wissen, was eine städtische Landschaft ausmacht, die besonders positiv bewertet wird“, erklärt Schmidt. Denn diese Erkenntnisse helfen dabei, die Situation in anderen Parks zu verbessern. Dazu arbeiten die Forscher im Projekt Soundscapes an einer Stadtkarte Hannovers, die die akustische Qualität der öffentlichen Parks, Wiesen und naturnahen Orte darstellt und analysiert.

In Deutschland gibt es seit vielen Jahrzehnten ein Bundes-Immissionsschutzgesetz. Es legt Obergrenzen für gesundheitsschädigenden Lärm fest. Dagegen verfolgen die Forschenden an der Leibniz-Uni einen positiven Ansatz. „Was bisher viel zu kurz kommt, ist die gesundheitsfördernde Wirkung von Klängen. Denn sie kann man fördern“, sagt Schmidt.

Generell unterstützen Naturgeräusche den Stressabbau und das psychische Wohlbefinden. „Selbst ein kurzer Aufenthalt von wenigen Minuten in naturnaher Umgebung hat bereits messbare Wirkungen auf Gesundheit und Verhalten“, berichtet Schmidt. Die Forscher betrachten dabei Geräusche durch Wind und Wasser ebenso wie Tierlaute etwa von Vögeln oder Insekten. Städtische Klanglandschaften sind gleichzeitig durch menschliche Geräusche geprägt.

„Menschen verhalten sich aufgeschlossener, fühlen sich sicherer und eher zugehörig, wenn die Geräuschkulisse im Park stimmt. Sie verweilen länger und nutzen den Ort lieber“, berichtet Schmidt. Dabei kommt es auf Details an. Denn nicht jedes Vogelgeräusch kommt so gut an, wie das Zwitschern von Nachtigall, Amsel und Buchfink. Wenn eine Tierart wie die Taube überhandnimmt, wird ihr Gurren oft negativ bewertet.

Der entstehende Stadtplan zur akustischen Qualität der hannoverschen Grünflächen soll Fachleuten in Stadtplanung, Umweltmanagement und Gesundheitsförderung Informationen für ihre Arbeit liefern. „Wir können durch die Gestaltung der Umwelt mit speziellen Pflanzen und Nisthilfen dazu beitragen, dass sich bestimmte Vogelarten wohlfühlen“, sagt Schmidt. Und am Ende auch der Mensch.

Gesucht werden Freiwillige für eine Onlineumfrage unter app.maptionnaire.com/q/
hannover-soundscapes. Die Teilnehmenden markieren dabei auf einer digitalen Karte Orte in Hannovers Grünräumen, die sie gut kennen. Sie bewerten die Geräusche, die sie wahrnehmen, und kommentieren ihre Eindrücke. Die Teilnahme dauert rund 15 Minuten.
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