Was sind die wichtigsten Punkte der Planung?
Der Raschplatz soll einen Deckel bekommen, also auf die Erdgeschossebene angehoben werden. Dunkle Ecken soll es nicht mehr geben, stattdessen einen attraktiven Platz vor dem Eingang des Hauptbahnhofs, der in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn zu einem einladenden Ankommensort umgebaut werden soll. Das Parkhaus am Hauptbahnhof, das sich dort noch befindet, soll laut den Vorstellungen der Stadt einem Neubau weichen. Künftig soll es möglich sein, vom Hauptbahnhof aus direkt geradeaus über einen Boulevard Richtung Lister Meile zu gehen. Und das ohne Ampelstopp an der Berliner Allee. Die Raschplatzhochstraße soll bleiben, darunter aber keine Autos mehr fahren. Am Nordende des Raschplatzes plant die Stadt zwei Hochhäuser. Das eine 60 Meter, das andere bis zu 90 Meter hoch.
Warum soll umgebaut
werden?
Der Raschplatz und die angrenzenden Bereiche sind derzeit wenig einladend. Es gibt viele schmuddelige Ecken. Die Trinker- und Drogenszene ist dort sehr präsent. Daran haben auch Versuche der Stadt zumindest dauerhaft nichts geändert, der Entwicklung des Areals mit Kultur- und Sportangeboten eine positive Wendung zu geben. Mit dem groß angelegten Umbau soll das gelingen. Die Stadt will das Image loswerden, dass der Raschplatz der Hinterhof des Hauptbahnhofs ist.
Was kommt unter den Raschplatz-Deckel?
Die Stadt denkt darüber nach, dort ein Fahrradparkhaus für Tausende Fahrräder zu bauen. Laut Berechnungen der DB werden künftig 10.000 Stellplätze im Umfeld des Hauptbahnhofes gebraucht. Aktuell sind es 1000 in den vorhandenen Radstationen.
Wann kommen die Bagger?
Das dauert noch. Mit dem Beschluss der Masterplanung gibt die Politik erst einmal grünes Licht für einen Realisierungswettbewerb für den Raschplatz, der 2026/2027 geplant ist. In diesem sollen die Pläne konkretisiert werden. Die Stadt rechnet mit einer Umsetzung in den nächsten zehn bis 20 Jahren. Allerdings gibt die Masterplanung als Leitbild schon klar die Richtung vor. Zu vergleichen ist das Vorgehen mit dem Wettbewerb „Hannover City 2020+“, der in der Folge zu starken Veränderungen der Innenstadt geführt hat, etwa am Klagesmarkt, Hohen Ufer oder Marstall.
Was passiert mit der Szene, die sich derzeit auf dem Raschplatz aufhält?
Der Obdachlosentreff Mecki am Raschplatz – das steht schon fest – soll 2026 an der nahegelegenen Augustenstraße unterkommen und dort deutlich mehr Platz bekommen. Ansonsten sind die Vorstellungen für den Umgang mit der Szene noch vage. Die Stadt versichert, dass der Sozialbereich bei den Planungen für den Raschplatz immer beteiligt werde.
Wird es mehr Grün geben?
Geplant ist das. Auf dem neuen Raschplatz soll es auch Bäume und Beete geben. Einfach wird die Umsetzung aber nicht, weil es unter dem Deckel keinen gewachsenen Boden gäbe, sondern ein Loch. Bessere Chancen gibt es am Andreas-Hermes-Platz am Pavillon, der ebenfalls umgestaltet und grüner werden soll als bisher. Entsiegelt werden soll auch die Fläche an der Fernroder Straße, wo sich derzeit noch eine Auffahrt ins Parkhaus am Hauptbahnhof befindet.
Was ändert sich für den
Verkehr?
Größter Profiteur ist der Fußverkehr. Durch den Umbau entsteht eine fast durchgehende Fußgängerzone vom Hohen Ufer bis zum Lister Platz. Die Querung der künftig autofreien Berliner Allee wird für Fußgängerinnen und Fußgänger deutlich leichter, weil sie keine Ampelphase abwarten müssen. Das gilt auch für den Radverkehr. Für den Autoverkehr wird die Einfahrt in die Lister Meile Richtung Posttunnel allerdings nur noch von Norden und Westen möglich sein, auf der anderen Seite des Raschplatzes die Einfahrt in die Fernroder Straße nur noch von Osten. Der weitaus überwiegende Verkehr nimmt aber ohnehin den Weg über die Hochstraße, die erhalten bleiben soll.
Was passiert mit der „Baggi“?
Die Stadt würde den Gebäuderiegel auf der Westseite des Raschplatzes gerne durch einen Neubau ersetzen. Wo sich heute die „Baggi“ befindet, soll ein 60 Meter hohes Hochhaus entstehen. Die Stadt kann sich vorstellen, dass auch die Disko dort einen Platz findet, zum Beispiel im Untergeschoss. Betreiber Martin Polomka hat bereits deutlich gemacht, dass er lieber ganz oben in dem Hochhaus unterkommen würde: „Sky-Dance und Roof-Top-Bars boomen“, so Polomka, der die Kult-Diskothek ist seit dem vergangenen Jahr als reinen Event-Betrieb leitet – reguläre Clubabende wie früher gibt es nicht mehr. Er könne sich besonders mit der Idee anfreunden, die Baggi in den möglichen Hochhaus-Neubau zu verlagern. „Aber das ist im Moment Zukunftsmusik“, sagt Polomka: „Wir kümmern uns ums Tagesgeschäft und nicht so sehr darum, was in zehn Jahren sein könnte.“
Hat der Pavillon eine
Zukunft?
Ein Neubau war tatsächlich Thema in der Masterplanung. Der heutige Pavillon hat aus Sicht der Stadt den Nachteil, dass er auf der Westseite so nah an der Lister Meile steht, dass es dort schwierig ist, eine Öffnung zur Straße hinzubekommen, etwa für Außengastronomie. Der Widerstand gegen einen Abriss des Gebäudes war allerdings groß in der Beteiligung. Deshalb ist jetzt die favorisierte Option, dass es einen Erweiterungsbau auf der Südseite des Pavillons geben soll, der auch Richtung Raschplatz einen einladenden Zugang bieten soll. Langfristig kann sich die Stadt allerdings weiterhin einen Neubau vorstellen.
Was sind die größten Knackpunkte bei der Realisierung?
Derzeit ist die Zustimmung aus der Politik für die Pläne der Stadt groß. Das kann sich allerdings ändern, wenn es an die konkrete Umsetzung geht, für die Millioneninvestitionen aus der Stadtkasse notwendig sein werden. Zudem müssen auch private Anlieger mitspielen. Ein Glück für Hannover, dass große Flächen und Teile der Immobilien am Raschplatz der HRG gehören, einer Tochter der Sparkasse. Über das kommunale Geldinstitut kann die Stadt zumindest indirekt Einfluss nehmen.
Schwieriger könnte die Zusammenarbeit bei dem geplanten 90 Meter hohen Hochhaus am Cinemaxx-Komplex werden, der einem Immobilienunternehmen mit Sitz auf den Jersey-Inseln gehört, einer Steueroase. Eine Herausforderung wird auch, die Anlieferung für den Hauptbahnhof und die Passerelle sicherzustellen und gleichzeitig so unterzubringen, dass sie einer attraktiven Optik des Areals nicht im Wege steht. Zudem muss geklärt werden, welche Nutzungen vor allem für die beiden neuen Hochhäuser sinnvoll sein könnten.