Etwa die Hälfte der Kinder in Niedersachsen können nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) am Ende der Grundschulzeit nicht oder nicht richtig schwimmen. „Diese Zahl hält sich derzeit, wird aber auch nicht spürbar weniger“, sagt DLRG-Sprecher Christoph Penning. Die Gründe dafür seien vielfältig: Schwimmbäder seien geschlossen worden, teils auch wegen einer Gasmangellage, damit hätten Grundschulen und Schwimmvereine keinen Badezugang, und der Weg zum nächsten Schwimmbad sei zu weit. Das Gelernte könne sich nicht festigen. Habe das Kind das Seepferdchen bestanden, sollten Eltern regelmäßig weiter schwimmen gehen, damit es auch das Bronzeabzeichen ablegen kann. Erst danach gelte es als sicherer Schwimmer.
Doch viele Familien gingen weder nach dem Seepferdchen noch davor mit ihren Kindern baden. So berichten Lehrkräfte der Leonore-Goldschmidt-Schule in Hannover-Mühlenberg, die seit 2022 einen Intensivkurs für Fünftklässler anbietet, den 50 Prozent des Jahrgangs wahrgenommen haben, dass einige Zehn- und Elfjährige überhaupt noch gar nicht ans Wasser gewöhnt gewesen seien. Doch je unerfahrener, desto mühsamer der Weg zum Abzeichen.
Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) sagt: „Wer einmal richtig schwimmen gelernt hat, verlernt es ein Leben lang nicht. Grundfertigkeiten im Schwimmen sind elementar und sie können Leben retten. Hinzu kommt die soziale Komponente beim gemeinsamen Schwimmen – ob im Verein oder mit Freundinnen und Freunden in der Freizeit.“
Laut Lehrplan sollten Kinder in der Grundschulzeit insgesamt 40 Stunden Schwimmunterricht haben, meist finde dies in der dritten oder vierten Klasse statt, wenn denn ein Schwimmbad vorhanden sei. Ziel solle es sein, dass die Schüler danach die Grundlagen einer Schwimmtechnik beherrschen und 200 Meter ohne Pause zurücklegen können. Zudem sollte man abtauchen und einen Gegenstand aus schultertiefem Wasser heraufholen können.
Um die Lücken aus der Corona-Zeit aufzuarbeiten, sind laut Sozialministerium über das Programm „Startklar in die Zukunft“ zusammen mit Landessportbund, DLRG und Landesschwimmverband rund 2,54 Millionen Euro in die Ausbildung von Übungsleitern investiert worden. Für rund eine Million Euro wurden daneben knapp 2000 Wassergewöhnungskurse mit mehr als 11.300 Teilnehmenden organisiert. Auch in diesem Jahr läuft die Schwimmoffensive weiter.Die Stadt Hannover bietet in den Sommerferien aktuell in drei Schwimmbädern Kurse für insgesamt 156 Kinder an. Mobile Schwimmcontainer an Grundschulen, wie sie etwa in Nordrhein-Westfalen im Einsatz sind, hält die Verwaltung jedoch für nicht sinnvoll. Einen entsprechenden Prüfauftrag hatte der Schulausschuss im vergangenen Herbst erteilt.