Auf die Frage nach einer Visitenkarte reagieren Jannik Buß, Mert Orbeyi und Arjanita Jaha von der Sparkasse Hannover mit einem Schmunzeln. Denn wenn sie Gesprächstermine mit Kundinnen und Kunden haben, werden Kontaktdaten natürlich digital mit dem Smartphone ausgetauscht – nicht mehr mit einem Stück Pappe, wie es im Geschäftsleben bei Generationen üblich war. Vertriebsdirektor Buß und die beiden Teamkoordinatoren stellen auch klar, dass sich die Beschäftigten des „Beratungscenters Direkt für junge Erwachsene“ im Sparkassengebäude am Raschplatz in Hannover und ihre Kundschaft meist duzten. Da versteht sich auch von selbst, dass hier die Kleiderordnung legerer ist als früher in klassischen Sparkassenfilialen und die Beschäftigten etwa bedenkenlos Sneaker tragen können.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses „Beratungscenters Direkt“ haben sich auf die Betreuung jüngerer Kundinnen und Kunden spezialisiert. Die Zielgruppe liegt im Alter von 18 bis 30 Jahren. Ähnliche Beratungszentren mit vergleichsweise jungem Personal, das sich um junge Erwachsene kümmern soll, betreibt die Sparkasse Hannover in Gehrden und Langenhagen. Insgesamt sind in diesen Zentren mehr als 40 Beraterinnen und Berater beschäftigt.
Die Belegschaft sei eine „Mischung aus Rasselbande und erfahrenen Junggebliebenen“, sagt der für das Privatkundengeschäft zuständige Sparkassenvorstand Markus Lehnemann. „Wir wollen den Menschen auf Augenhöhe begegnen“, sagt Vertriebsdirektor Buß, der selbst 32 Jahre alt ist. Die Beraterinnen und Berater seien oft in der gleichen Lebensphase wie ihre Kundschaft, hätten ähnliche Interessen und sprächen die gleiche Sprache. Die 26 Jahre alte Teamkoordinatorin Arjanita Jaha beschreibt ihren Anspruch so: „Wir beraten Kundinnen und Kunden so, als wären sie unsere Freunde.“
Junge Leute können sich bei den Beratungszentren etwa über Kontoführung, Sparpläne oder Vermögensaufbau informieren – oftmals am Telefon oder mit Videocalls. „Es gibt ja kaum noch jemanden, der nicht weiß, wie man mit Skype oder Teams umgeht“, sagt Lehnemann. Häufig geht es nach Angaben des Kreditinstituts allerdings darum, wie Verbraucherinnen und Verbraucher aus dem Minus auf dem Konto herauskämen. Zahlreiche jüngere Menschen hätten Defizite beim Finanzwissen, sagt Lehnemann bedauernd. Die Sparkasse versucht, dem etwa mit Seminaren und Informationsvideos im Internet entgegenzuwirken. Obwohl diese Generation mit dem Internet und der Onlinekommunikation bestens vertraut ist, finden die Beratungstermine oftmals in den Räumen des „Beratungscenters Direkt“ statt. Solche Gespräche bei der Sparkasse sind nach Terminvereinbarung möglich.
Dass die Sparkasse Hannover sich verstärkt um junge Erwachsene bemüht, hängt auch mit der sogenannten Badewannenkurve zusammen. Damit ist eine Grafik gemeint, die die Marktanteile von Sparkassen je nach Alter der Kundschaft wiedergibt – mit hohen Anteilen bei Kindern und Jugendlichen sowie Älteren, aber geringeren bei den Altersgruppen dazwischen. An den Enden ist die Linie also höher als in der Mitte. Kinder und Jugendliche haben ihr Konto oft noch bei einer Sparkasse, doch später wechselt ein erheblicher Teil von ihnen zu einer Direktbank.Dabei dürften auch die Kontogebühren eine Rolle spielen, die für Erwachsene bei der Sparkasse fällig werden. Das hannoversche Institut weist aber darauf hin, dass die Gebühren in der Regel nicht mehr ausschlaggebend seien, wenn die Kundschaft Beratungen in Anspruch genommen habe und ihr die Leistungen der Sparkasse bewusst seien. Mit der speziellen Beratung erziele die Sparkasse Erfolge, betont Lehnemann. Die Zahl der jungen Erwachsenen, die ihr Konto bei der Sparkasse kündigten, sei deutlich gesunken.