Wenn die reale und die physische Welt durch Technologien wie Augmented Reality zusehends verschmelzen, stellt sich die Frage: Wem gehört der digitale Raum der Zukunft? Maiken Laackmann befasst sich schon eine Weile mit dieser Thematik. „Digitale Räume werden immer mehr kommerzialisiert“, sagt sie. „Es liegt jetzt an uns, die Räume zu beanspruchen und zu nutzen.“ Mit Laackmanns Idee der Augmented-Reality-Straßenschilder erobern Studierende der Hochschule Hannover schon im zweiten Durchlauf den digitalen öffentlichen Raum der Stadt und erwecken die Stadtgeschichte zum Leben.
Für die Stadtbevölkerung und Touristen ist die Teilhabe am Projekt kostenlos. Auch eine App ist für die augmented Straßenschilder nicht notwendig. Ein Gerät mit Internetzugang und Kamera genügt. Nach dem Scan eines QR-Codes öffnet sich die Kamera wie eine Art Website im Browser. Kleine Bilder, Figuren und Informationstexte erscheinen in der Aufnahme auf dem Display. Jede Bewegung des Gerätes wird in Echtzeit auf die Darstellung der virtuellen Inhalte übertragen.
Insgesamt 32 der augmented Straßenschilder gibt es in Hannover. Während die 18 Arbeiten des Pilotprojekts größtenteils in den Stadtteilen List, Mitte, Nordstadt und Linden zu finden sind, entstanden im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum 14 neue Arbeiten in der Stadtmitte. Ob man das Markttreiben von 1900 neben der Marktkirche beobachtet, etwas über die Kolonialgeschichte Hannovers am Landesmuseum lernt oder sich eine Rekonstruktion des ältesten Gebäudes der Stadt in der Schuhstraße anschaut – ein Spaziergang lässt sich so mit einer Reise in die Vergangenheit verbinden.Um für die Arbeiten den geschichtlichen Hintergrund zu recherchieren, erhielten die Studierenden Zugang zum Archiv des Historischen Museums. Eine Jury des Museums honorierte zudem die vier besten Arbeiten aus der zweiten Phase des Projektes mit jeweils 150 Euro. Eine der Gewinnerarbeiten ist von Maraia Jakimov. Ihre Arbeit „Das große Loch“ thematisiert den Ausbau des zentralen U-Bahn-Knotenpunktes Kröpcke. „Wir mussten viel recherchieren und uns viel selber beibringen“, erzählt sie. „Es hat sich angefühlt wie zwei Semester, nicht wie eins.“
Unterstützt wird das Projekt auch von der Landeshauptstadt Hannover und der Hannover Marketing & Tourismus GmbH (HMTG). Ab Mai plant die HMTG geführte Touren zu den 14 neuen Augmented-Reality-Straßenschildern. Einen Anteil von diesen Einnahmen erhalten die Studierenden nicht. Laackmann setzt sich aber dafür ein, dass für Studierende die Teilnahme an den Touren kostenlos ist. „Das bietet sich schließlich für alle Studierenden an, die neu in der Stadt sind und sie besser kennenlernen wollen“, sagt sie.