Zwei neue Stationen für die Stadtbahn sollen in Garbsen entstehen, die Linie 4 wird über eine Brücke über die A2 bis in die Stadt fahren. 96,3 Millionen Euro soll das Bauvorhaben kosten. Die Region Hannover und die Infrastrukturgesellschaft Infra tragen rund 71,5 Millionen Euro, die Stadt Garbsen knapp 25 Millionen Euro. Bis zu 85 Prozent der Kosten könnten Bund und Land übernehmen. Baubeginn ist für frühestens 2029/2030 geplant. Die Bauzeit wird mindestens drei Jahre dauern. „Wir gehen davon aus, dass wir dieses Projekt realisieren“, sagt Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover.
Seit Dezember 2023 fahren Stadtbahnen der Linie 13 bis Hemmingen. Für deren 1,6 Kilometer lange Verlängerung bis Arnum gibt es einen Grundsatzbeschluss der Stadt Hemmingen. Der Trassenverlauf ist von Bebauung freigehalten. „Sobald wir einen Planfeststellungsbeschluss bekommen haben und die Finanzierung geklärt ist, dürften wir bauen“, sagt Christian Weske, Geschäftsführer der Infra. Die Region muss die Entscheidung treffen, und Dezernent Franz gibt sich optimistisch. „Für dieses Projekt benötigen wir vergleichsweise wenige Finanzmittel“, sagt er.
Die Region hält den Bau einer vierten Innenstadtstrecke für unverzichtbar. Sie soll das neue Wohngebiet Kronsrode besser anbinden, ohne den vorhandenen Stadtbahntunnel der Stadtbahnstrecke C mit zusätzlichen Fahrten zu belasten. Bevorzugt wird daher eine Verlängerung der D-Linie vom Raschplatz durch die Südstadt. Eine Möglichkeit, die die Region derzeit prüfen lässt, ist es, die Strecke durch einen Tunnel unter der Sallstraße und weiter über die Lindemannallee mit Anschluss an die Strecke der heutigen Linie 6 bis zum Kronsberg zu führen. Franz plädiert für einen Anschluss an das vorhandene oberirdische Streckennetz am ZOB sowie eine Führung an der Raschplatzhochstraße vorbei.
Die Regionsgremien haben noch vor der Sommerpause einer Beschlussdrucksache zur Freigabe von Planungsmitteln zugestimmt. „Wir möchten Geld für die Planung durch ein externes Fachbüro bereitstellen, das bereits in anderen Kommunen die U-Bahn-Tunnel geplant hat“, sagt Franz. Dabei geht es unter anderem um die Streckenführung und die Kosten des Projektes. Für die Planung rechnet Franz mit gut einer Million Euro.
Der Masterplan sieht langfristig eine Anbindung der Stadtbahnhaltestelle am Langenforther Platz an den Bahnhof Langenhagen-Mitte vor, die Schienen würden entlang der Godshorner Straße verlaufen. „Der Bahnhof hat sich zu einem Knotenpunkt für alle entwickelt, ihn wollen wir zu einem attraktiven Umsteigebahnhof ausbauen“, sagt Dezernent Franz. Reisende in und aus Richtung Norden sowie zum Flughafen könnten dort umsteigen, ebenso Fahrgäste, die die nördlichen Stadtteile Hannovers zum Ziel haben. Damit werde auch der Hauptbahnhof entlastet.
Außerdem soll die Linie 1 von der jetzigen Endstation bis Langenhagen/Pferderennbahn fortgeführt werden. Frühestens 2026 könnte das Vorhaben planerisch vorangetrieben werden. „Die Trasse ist freigehalten“, sagt Infra-Chef Weske. Franz verweist auf eine neue Machbarkeitsstudie, die derzeit unter Einbindung der Stadt Langenhagen durchgeführt wird.
In Groß-Buchholz entsteht in den nächsten Jahren für eine Milliarde Euro ein komplett neuer Campus der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Dadurch entfernt sich der Komplex jedoch von der Linie 4. Die Idee für eine Lösung: Hannovers erste tangential verlaufende Stadtbahnstrecke, die eine Verbindung zwischen der Podbielskistraße im Norden und der Haltestelle Nackenberg in Kleefeld ziehen würde. „Die Gespräche zwischen Region, Stadt und MHH laufen“, sagt Weske und Franz ergänzt, dass auf einem Teilstück im Bereich des MHH-Campus eine mögliche Trassenfläche vorgehalten werden soll. Dafür möchte die Landeshauptstadt den entsprechenden Bebauungsplan anpassen.
Der Dezernent betont, dass die Region das Projekt unbedingt realisieren wolle. Deshalb hoffe er, dass die Bedenken der MHH wegen der Trassenführung in der Debatte mit Stadt, Region und Land ausgeräumt werden können. „Leider zieht sich die Planung, ich wäre wirklich froh, wenn wir vorankommen würden“, sagt Franz. Das Vorhaben einer Verlängerung der Linie 9 über den neuen MHH-Campus bis zum Nackenberg habe bei volkswirtschaftlichen Voruntersuchungen ein sehr gutes Verhältnis von Nutzen und Kosten ergeben.
Um die Innenstadt zu entlasten, sieht der Masterplan Stadtbahn gleich zwischen mehreren Linien eine Spange für die Fahrgäste vor, die derzeit selbst für kurze Fahrten in benachbarte Stadtteile noch in der City umsteigen müssen. Im Nordosten betrifft das eine gewünschte Anbindung zwischen Langenhagen und der Linie 13 in Bothfeld. Für den Nordwesten besteht ein Vorschlag für eine Verbindung zwischen der Haltestelle Haltenhoffstraße mit den Linien 4 nach Garbsen sowie 5 nach Stöcken.
Außerdem laufen Überlegungen, die Linie 6 über das Ikea-Möbelhaus bis nach Laatzen zu verlängern – und damit für das Baugebiet am Kronsberg mit Tausenden Bewohnerinnen und Bewohnern eine Verbindung in die Messestadt zu schaffen. „Eine Machbarkeitsuntersuchung für diese Strecke liegt bereits vor, sodass der nächste Schritt eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wäre“, sagt Ulf-Birger Franz.
In einem Punkt gibt es schon jetzt für Franz und Weske keinen Zweifel: In zehn Jahren können Fahrgäste an allen 200 Haltestellen des derzeit 123 Kilometer langen Stadtbahnnetzes ohne Barrieren ein- und aussteigen.
Dafür gehen Jahr für Jahr neue Hochbahnsteige in den Betrieb, in diesem Jahr gilt das neben der Anfang August in Betrieb genommenen Haltestelle Alter Flughafen auch für die Station Stadtfriedhof Bothfeld, im Jahr 2026 folgen Windausstraße, Kabelkamp, Fasanenkrug und Ludwig-Sievers-Ring. „Dann sind 91 Prozent der Haltestellen barrierefrei“, sagt Weske. Für die meisten der 19 dann noch fehlenden Stopps liefen die Planungen, zum Teil auch schon die Planfeststellungsverfahren.