Zwar gelingt Simon zunächst noch kein Tor, dennoch ist er zufrieden. „Es ist sehr rutschig auf dem Eis. Aber ich komme gut zurecht“, sagt das quirlige Talent. Seine gesamte Mannschaft, das leistungsorientierte Team der ESGH, kommt an diesem Tag auf dem Eis gut zurecht. Es erreicht Platz zwei hinter den Eisbären Berlin. Die breitensportorientierte ESGH-Mannschaft wird Siebter.
Im stärkeren ESGH-Team ist unter anderem auch Marlen Rapp dabei. Die Siebenjährige findet den Sport zwar „ziemlich anstrengend“, betreibt ihn aber gerne. „Wenn ich die Chance bekomme, möchte ich später bei den Damen spielen“, sagt das Mädchen. Ob es ihr Freude bereitet, in der U9 auch mal Jungs in die Bande drücken zu können, möchte sie nicht kommentieren. Ihr breites Lächeln sagt allerdings viel aus.
Beim Turnier sind neben den Eisbären auch die Adler aus der Hauptstadt dabei, die Young Grizzlys Wolfsburg sowie Teams aus Bremerhaven, Duisburg und Essen. Das Turnier beginnt um 10 Uhr – zu einer humanen Uhrzeit. Das ist allerdings nicht immer so.
Aufgrund der bundesweit begrenzt vorhandenen Eiszeiten sei es keine Seltenheit, dass Jugendturniere bereits morgens um 7 Uhr beginnen. „Es kommt öfter vor, dass dann bei uns um 3 Uhr die Nacht vorbei ist“, sagt Marlens Mutter Kathrin Rapp. Bei Wettbewerben in Rostock kämen auch noch Übernachtungskosten hinzu. „Eltern müssen schon viel Leidenschaft mitbringen“, sagt ESGH-U9-Trainer Sebastian Steller.
Dass insgesamt 45 Kinder in der Altersklasse in der ESGH aktiv sind, ist beachtlich. „Wir sind in Norddeutschland der am besten aufgestellte Club“, sagt Steller. Dazu trägt er auch selber bei. Er hat seine sechs Jahre alten Drillinge Matti, Oscar und Phil im Team. Allerdings ist Phil aufgrund eines gebrochenen Arms zum Zuschauen verdammt.
Eltern reisen teilweise aus Salzgitter oder Bispingen zum Training an. Neben des zeit- und fahrintensiven Hobbys kommen die Kosten für ständig neue Ausrüstung hinzu. „Das ist schon teuer“, sagt Sonja Brandrick, Organisatorin des Turniers und U9-Mannschaftsleiterin. Schlittschuhe, Schutzausrüstung und Schläger können jeweils schnell dreistellige Kosten verursachen.
Doch alle scheinen ihre Zeit gerne für diese Leidenschaft der Kinder zu opfern. Brandrick kümmert sich um einen reibungslosen Ablauf. Jeweils zwei Partien – gespielt wird einmal 20 Minuten – laufen zeitgleich auf kleinem Feld. An den jeweiligen blauen Linien enden die Spielfelder. Nach jeder Minute sind die Wechsel der festen Reihen verpflichtend. Der Stadionsprecher sagt diese jeweils mit dem Wort „Wechsel“ an. Die Aktiven lassen diszipliniert den Puck liegen, die nächste Reihe springt auf das Eis.
Kurz schaut die ECH-Legende Greg Thomson zu. „Es macht mich stolz, wenn ich mir das anschaue“, sagt er. „Ich rate jedem, das mal kennenzulernen.“ Seine Nummer 15 hängt unter dem Stadiondach. Ob er schon potenzielle Stars von morgen erkennt? „Einige haben eine gute Veranlagung.“ Auch Ingo Kreipl beobachtet das Treiben. Der inzwischen 82-Jährige hat die Anfänge am Pferdeturm miterlebt, ist dem Verein seit mehr als vier Jahrzehnten verbunden und hilft noch immer im Nachwuchsbereich aus. „Wir haben inzwischen richtig gute Trainer, die mit Herzblut bei der Sache sind“, sagt Kreipl.
Am stärksten präsentieren sich die Eisbären. Sie gewinnen gleich doppelt – 6:1 in der Vorrunde und 3:0 im Finale – gegen das Leistungsteam aus Hannover. Dennoch sind die Hannoveraner zufrieden – auch Simon Brandrick. Er will sich nun noch mehr Videos seines Idols Matthew Tkachuk von den Florida Panthers im Internet ansehen und Tricks von ihm abgucken. „Mein großes Ziel ist es, wie Leon Draisaitl einmal in der NHL zu spielen, am liebsten aber bei den Panthers.“