„Dort sind teilweise schwere Unfälle passiert. Wir brauchen schnelle Abhilfe“, forderte Arne Käthner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bezirk Mitte. „Ich traue mich nicht, da mit dem Rad entlangzufahren. Vor allem, wenn der Bus kommt, wird es kritisch“, berichtete FDP-Mann Wilfried Engelke. Michael Werner von der „Partei“ hat in der Königstraße schon viele schlechte Erfahrungen gemacht. „Ich fahre diesen Weg fast täglich. Man wird regelmäßig eingeklemmt“, sagte er.
Schaut man in den Unfallatlas der Polizei, kommt man zu dem Schluss: Es gibt gefährlichere Ecken in Hannover. Vor Ort lassen sich jedoch täglich kritische Vorfälle beobachten. „Das Problem ist, dass der vermeintliche Schutzstreifen alle Verkehrsteilnehmer dazu verleitet, falsche Entscheidungen zu treffen“, erklärt Dirk Hillbrecht, Vorsitzender des Radfahrerclubs ADFC in Hannover.
Wer mit dem Rad etwa mittig auf dem schmalen Streifen fahre, komme den parkenden Autos zu nahe und riskiere, mit einer sich öffnenden Autotür zu kollidieren. Um sogenannte Dooring-Unfälle zu vermeiden, müssen Radfahrer eigentlich einen Abstand zu den an der Seite abgestellten Autos von einem bis 1,2 Metern halten. Sonst droht im Falle eines Unfalls eine Mitschuld, haben Gerichte geurteilt.
„Autofahrern wiederum suggeriert der schmale Radweg, sie könnten Radfahrer knapp überholen, weil es ja scheinbar eine klare Raumaufteilung gibt“, erklärt ADFC-Vertreter Hillbrecht. Würden sich alle Verkehrsteilnehmer so verhalten, dass Sicherheit und die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung gewährleistet bleiben, müssten Radfahrer einen Meter Abstand zu den parkenden Autos einhalten. Und überholende Autos mindestens 1,5 Meter Abstand zu den Radfahrern. Die Realität in der Königstraße sieht anders aus.
„Es wird höchste Zeit, dass sich dort etwas ändert. Dass die Politik das sogar einstimmig beschlossen hat, ist eine wirklich gute Nachricht“, sagt Hillbrecht.
Kritik an der Stadt hatte es wegen des schmalen Radstreifens in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Passiert ist wenig. Die Verwaltung argumentierte stattdessen lieber, dass der Radweg in der Königstraße gar nicht 0,85 Meter breit sei. Sie rechnete auch die 0,25 Meter breite Gosse am Fahrbahnrand dazu. Die aber ist oft zugeparkt. Auch, weil die Autos immer breiter werden. Anstatt den früher nur durch eine gestrichelte, weiße Linie gekennzeichneten Radstreifen zu verbreitern, zementierte die Stadt 2022 die schlechte Lösung in der Königstraße sogar, indem sie rote Markierungen auftrug.
Wie es besser laufen könnte, lässt sich in der Osterstraße beobachten. Dort hat die Stadt einen breiten, roten Streifen markiert, der mehr Komfort und Sicherheit bietet. Diese Variante bringt auch der Bezirksrat als Lösung ins Spiel. Ein weiterer Vorschlag sieht vor, den Radstreifen ganz zu entfernen und stattdessen Fahrradsymbole auf die Fahrbahn zu malen, um deutlich zu machen, dass Radfahrer dort fahren dürfen.
Dirk Hillbrecht vom ADFC geht noch einen Schritt weiter. Er wünscht sich, dass die Höchstgeschwindigkeit in der Königstraße auf 30 Stundenkilometer reduziert und diese ganz für den Autoverkehr gesperrt wird. Nur die Busse der Üstra sollten dort noch fahren dürfen, schlägt er vor. Bindend ist der Beschluss im Bezirksrat für die Stadtverwaltung nicht. Sie hat vier Monate Zeit für die Entscheidung, ob sie die Vorschläge der Politik umsetzen oder ablehnen wird.