Kondensperlen überziehen die glänzende Schokoschicht, der holzige Stiel liegt kühl und fest in der Hand. Die Schokolade knackt, Creme schmilzt im Mund, ein eiskalter Genuss. Eis gehört zum Sommer wie Wasserbälle und Flipflops. Egal, ob am Stiel, aus dem Kratzbecher oder doch aus der Eisdiele. Wenn da nicht ein Haken wäre: So richtig gesund ist Eis eigentlich nicht. Oder?
„Eis ist nicht unbedingt etwas, was man kategorisch als gesund oder ungesund bezeichnen kann“, erklärt Ernährungsberaterin Rebecca Kunz. Um diese Frage zu beantworten, muss man sich den Eistyp, die jeweilige Sorte und auch die Zutaten genauer anschauen.
Ist die Rede von „gesund oder ungesund“, denken viele als Erstes an den Kaloriengehalt von Lebensmitteln. Beim Gelato aus der Eisdiele etwa hängt dieser von der Sorte und der jeweiligen Rezeptur ab. „Eissorten wie Mango oder Erdbeere sind in der Regel ein reines Fruchtsorbet“, erklärt die Ernährungsexpertin. Geht man davon aus, dass eine Kugel rund 75 Gramm wiegt, liegt das Sorbet pro Kugel bei 75 bis 90 Kalorien.
Ein Milcheis dagegen bringt es mit etwa 150 Kalorien pro Kugel schon mal auf den doppelten Energiegehalt. Karamellstückchen und andere Leckereien, die dem Eis untergemischt sind, machen es zwar besonders köstlich – aber auch noch gehaltvoller.
Wer ganz genau wissen möchte, wie viele Kalorien ein Eis enthält, wählt die Variante am Stiel oder verpacktes Eis. Hier müssen Hersteller nämlich Nährwertangaben auf der Verpackung abdrucken. Allerdings, so merkt Kunz an, seien in Eis aus der Kühltruhe oft mehr Farbstoffe, Geschmacksverstärker oder andere Zusatzstoffe enthalten als bei der handwerklich hergestellten Variante. Diese Zusatzstoffe sind laut der Ernährungsfachfrau zwar nicht optimal für den Körper – sie schaden allerdings auch nicht, solange man sie nicht in Massen aufnimmt. „Eis aus der Eisdiele dagegen besteht oft aus natürlichen Zutaten – so kann man auf Zusatzstoffe verzichten“, erklärt Kunz.
Und was genau steckt im Gelato? Wir fragen in der Eisdiele nach.
Vorsichtig positioniert Anna Schiller eine Kugel Schokoeis auf dem Waffelhörnchen, drückt einmal nach – und reicht es über die Theke. Es ist Samstagnachmittag, die 20-Grad-Marke hat das Thermometer schon am Vormittag geknackt. In der Eisdiele „Babette“ in der bayrischen Kleinstadt Lauf an der Pegnitz warten Eishungrige Schlange stehend von der gut gefüllten Eistheke bis hinaus unter die weißen Sonnenschirme des Cafés. Schiller ist studierte Ernährungswissenschaftlerin und Inhaberin von „Babette“.
„Von Anfang an haben wir uns das Ziel gesetzt, gutes Eis mit natürlichen Zutaten herzustellen“, erklärt sie. Bei Schiller steckt etwa im Vanilleeis selbst gemachte Gewürz-Paste aus echter Vanille. Allerdings – so erklärt die Eis-Expertin – ist die natürliche, handwerkliche Herstellung nicht in jeder Eisdiele eine Selbstverständlichkeit. Viele Betriebe produzieren das Eis stattdessen aus einer fertigen Mischung und mithilfe von Aromen.
Wie erkennt man, ob eine Eisdiele auf natürliche Zutaten setzt oder einen fertigen Mix für die Eiscreme verwendet? Laut Schiller ist das gar nicht schwer.
Schon die Farbe der Eiscreme kann Hinweise geben: „Unser Vanilleeis beispielsweise ist eher weiß-gräulich statt leuchtend gelb – die Farbe stammt von der dunklen, echten Vanille, die wir verwenden“, erklärt sie. „Viele denken bei Vanille an die gelbe Blüte. Die typische gelbe Farbe im Eis stammte früher von Eiern – einst eine beliebte Zutat im Milcheis. Heute verzichtet man auf die Eier, der intensive Gelbton ist eher ein Zeichen, dass Farbstoffe eingesetzt werden.“
Auch Pistazieneis ist laut der Expertin eigentlich nicht leuchtend grün, sondern eher bräunlich. Auch hier gibt die Farbe einen Hinweis auf mögliche Zusatzstoffe. Und Schiller hat noch einen weiteren Tipp, wie sich künstliche Stoffe im Eis auf einen Blick enttarnen lassen: „Wenn aus den Eisbehältern riesige, appetitlich dekorierte Eisberge ragen, sind vermutlich Stabilisatoren im Eis enthalten und es stammt aus einer Fertigmischung.“
Denn unter normalen Bedingungen – heißt ohne Zusatzstoffe – hält das aufgetürmte Eis laut Schiller nicht die gefrorene Konsistenz. Die oberen Schichten außerhalb des Eisbehälters würden schmelzen. Ihr Experten-Tipp: „Wer unsicher ist, kann sich einfach in der Eisdiele erkundigen, wie das Eis hergestellt wird. Denn wer Eis verkauft, ist auch zur Auskunft verpflichtet über alle Zutaten, die enthalten sind.“Oft findet sich schon im Fenster der Eisdiele oder der Speisekarte ein Hinweis auf „eigene Herstellung“. Doch: „Wie viel eigene Herstellung wirklich im Eis steckt, kann sehr unterschiedlich sein“, weiß Stephanie Wetzel von der Verbraucherzentrale. „Denn der Anbieter verwendet vermutlich auch vorgefertigte Zutaten. Ob das Produkt dann auch der Auffassung des Verbrauchers von ‚eigener Herstellung‘ entspricht, findet dieser auf Nachfrage heraus“, erklärt die Verbraucherschützerin.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, dass das Eis aus natürlichen Zutaten besteht und vielleicht auch weniger Zucker, Fett – und damit Kalorien – enthält, dem empfiehlt Ernährungsberaterin Kunz, zu Hause einfach selbst Eis herzustellen. Nicht nur lecker, sondern auch einfach herzustellen, ist ein Joghurt-Mango-Eis. Dafür braucht es einen Mix aus Joghurt, Honig und selbst pürierter Mango, der dann als Stieleis eingefroren wird. „Wer Wassereis bevorzugt, mixt Melone mit etwas Limettensaft und friert die Masse mit gehackter Minze ein“, so die Ernährungsberaterin.
Und es gibt auch einige leckere Trends aus den sozialen Medien, die die Expertin empfehlen kann: „Nicecream, eine Eisvariante aus Bananen, ist ein echter Klassiker.“ Dafür werden reife Bananen in Scheiben geschnitten, eingefroren und anschließend mit einem leistungsfähigen Pürierstab zu einer cremigen Masse gemixt. Dazu kommen Zutaten nach Wahl wie Zimt oder weitere Früchte. Für Kunz‘ Lieblingsvariante mischt man das Bananeneis mit Backkakao, Erdnussmus und dekoriert es mit einigen gehackten, gerösteten Erdnüssen. Wer nicht rechtzeitig daran gedacht hat, Bananen einzufrieren, verwendet stattdessen fertige tiefgefrorene Beeren und püriert diese mit etwas Honig und Joghurt.
Ebenfalls im Trend sind „Joghurt Bites“. Dafür mixt man Naturjoghurt mit frischen Früchten und Honig oder Ahornsirup. Die Masse löffelweise auf einem Blech mit Backpapier einfrieren. Die gefrorenen Bites lassen sich anschließend mit flüssiger Schokolade garnieren – wieder kurz einfrieren und eiskalt genießen.
Was bedeutet der Eisgenuss also für unsere Gesundheit? Wie bei anderen Naschereien kommt es auch beim Eis auf die Menge und den Kontext an. Insbesondere für warme Tage gibt die Ernährungsberaterin Kunz Entwarnung: „Gerade im Sommer darf es auch mal ein Eis sein, ohne dass man sich rechtfertigen muss.“