Basilikum, Salbei & Co. aus Stecklingen ziehen
Im Sommer entwickeln Küchenkräuter ihr volles Aroma. Die beste Zeit, um die Pflanzen zu vermehren – damit es gelingt, sollten einige Dinge beachtet werden.

Das Wichtigste beim Vermehren mit Stecklingen ist ein scharfes und sauberes Schneidewerkzeug.Foto: IMAGO/Zoonar.com/Dmitrii Marchenko
Anstatt immer neue Kräuter zu kaufen, die nach kurzer Zeit abgeerntet sind, kann man bestehende Pflanzen ganz einfach selbst vermehren: Schneidet man Triebe ab, bilden diese rasch neue Wurzeln – so entsteht im Handumdrehen ein Kräutergarten, der immer weiter genutzt werden kann. Besonders gut eignet sich die Stecklingsvermehrung für mehrjährige Kräuter wie Salbei, Thymian, Oregano oder Rosmarin. Doch auch widerstandsfähige einjährige Kräuter wie Buschbasilikum lassen sich auf diese Weise problemlos nachziehen.Schritt 1: Das richtige Werkzeug

Das Wichtigste beim Vermehren mit Stecklingen ist ein scharfes und sauberes Schneidewerkzeug. Um die Pflanzen nicht unnötig zu verletzen, eignet sich am besten ein Messer mit scharfer Klinge oder ein spezielles, einseitig geschliffenes Stecklingsmesser. Eine Schere kann die Pflanze quetschen und so das Eindringen von Krankheitserregern in die frische Wunde begünstigen. Um dies zu vermeiden, sollte das Messer nach jedem Schnitt gründlich gereinigt werden, idealerweise mit Alkohol. Die sorgfältige Hygiene zahlt sich aus: Das Risiko, Erreger von einer Pflanze auf die nächste zu übertragen, wird minimiert, so dass sich die Stecklinge gesund entwickeln können.

Schritt 2: Stecklinge schneiden

Zur Vermehrung eignen sich besonders sogenannte Kopfstecklinge, etwa fünf bis fünfzehn Zentimeter lange Triebe vom oberen Teil der Pflanze. Diese sind noch nicht verholzt und wurzeln besser. Um übermäßige Verdunstung und Fäulnis zu vermeiden, werden einige Blätter entfernt: Bei Kräutern mit größeren Blättern wie Salbei oder Minze bleiben nur zwei Blätter im oberen Bereich erhalten. Bei kleinblättrigen Pflanzen wie Rosmarin oder Thymian wird das untere Drittel der Blätter entfernt. Blüht die Mutterpflanze gerade, sind sogenannte Teilstecklinge besser geeignet. Dabei schneidet man einen Teil des Stiels ab und lässt eine Blattachse daran stehen.

Schritt 3: Wurzeln lassen

Nun haben Sie die Wahl: Stellen Sie die Stecklinge entweder in ein Wasserglas oder pflanzen Sie sie in Töpfe mit nährstoffarmem Substrat – Anzucht- oder alte Blumenerde eignen sich hierfür besonders gut. Bei der Wasserglas-Methode ist es wichtig, dass keine Blätter ins Wasser hängen, da sie sonst faulen können. Füllen Sie regelmäßig frisches Wasser nach, damit die Stecklinge nicht austrocknen. Nach ein bis drei Wochen bilden sich bereits neue Wurzeln. Bei der Topf-Variante sollten Sie die Erde stets feucht halten. Ein Minigewächshaus oder ein umgedrehtes Einmachglas schaffen zudem ein optimales Mikroklima. Regelmäßiges Lüften verhindert dabei die Bildung von Schimmel.

Schritt 4: Ab ins Beet

Sobald die Wurzeln drei bis fünf Zentimeter lang sind, können die jungen Kräuterpflanzen vom Wasserglas ins Beet oder in einen Kübel umziehen. Auch die Pflanzen aus den Töpfen benötigen bald mehr Platz und Nährstoffe und sollten umgetopft oder ins Freiland gepflanzt werden. Dafür ein Pflanzloch ausheben, das so tief wie der Wurzelballen ist, die Pflanze einsetzen, die Erde gut andrücken und großzügig angießen. In den folgenden Tagen und Wochen sollte der Boden stets feucht gehalten werden, bis die Kräuterpflanze gut angewachsen ist.

Profi-Tipp: Natürliche Wurzelhelfer

Bewurzelungshilfen fördern das Wurzelwachstum und erhöhen die Anwuchsrate von Stecklingen. Auch hier sind keine gekauften Produkte nötig – die Natur und der Küchenschrank bieten einfache und effektive Alternativen. Ein bewährtes Hausmittel ist das Weidenwasser: Der Sud aus Weidenruten enthält das natürliche Pflanzenhormon Indol-3-Buttersäure, das die Wurzelbildung unterstützt und somit eine kostengünstige Alternative zu chemischen Wurzelaktivatoren darstellt Auch weitere Hausmittel wie Honig und Zimt können hilfreich sein. Auf die frische Schnittfläche aufgetragen, schützen sie dank ihrer pilzhemmenden und antibakteriellen Eigenschaften vor Krankheitserregern und fördern so ein gesundes Anwachsen der Stecklinge.

So stellen Sie ­Weidenwasser selbst her

Weidenwasser fördert auf natürliche Weise die Wurzelbildung von Stecklingen. So einfach geht’s:

1. Weidenzweige schneiden: Verwenden Sie möglichst junge, etwa fingerdicke Weidenruten. Für einen Liter Weidenwasser benötigen Sie etwa 250 Gramm Weide.2. Vorbereiten: Entfernen Sie die Blätter und schneiden Sie die Zweige in etwa 20 Zentimeter lange Stücke.3. Ansetzen: Geben Sie das Schnittgut in einen Eimer und übergießen Sie es mit heißem, aber nicht kochendem Wasser. Lassen Sie den Sud 24 Stunden ziehen. Dabei lösen sich die natürlichen Bewurzelungshormone aus Holz und Rinde.4. Filtern: Gießen Sie das Weidenwasser durch ein Sieb oder Tuch, um die Zweige zu entfernen. Fertig ist die natürliche Wurzelhilfe, die sich verschlossen und gekühlt bis zu zwei Monate hält.5. Anwendung: Stellen Sie die Stecklinge für mehrere Stunden (Topf-Methode) oder Wochen (Wasserglas-Methode) ins Weidenwasser, damit sich Wurzeln bilden.
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