Sie lassen sich nicht unterkriegen, im Gegenteil: Sie sind alle an Brustkrebs erkrankt und paddeln im Drachenboot gemeinsam auf Erfolgskurs. Gleich 19 Sportlerinnen aus Hannover sind für die Nationalmannschaft nominiert - 16 kommen aus dem Boot der „Pink Dragonistas“, drei fahren in der Einsteigerklasse „Hannover Pinkx“. „Wir freuen uns sehr“, sagt Pink-Dragonistas-Gründerin Nicola Jahnke-Sieche stolz.
Denn damit stellen die Drachenbootpaddlerinnen vom Maschsee fast die Hälfte vom „pinken“ Nationalkader. Pink – weil das international die offizielle Symbolfarbe für Brustkrebsaufklärung, Prävention und Solidarität ist.
Pink Paddling gibt es seit 1996, weil medizinisch erwiesen ist, dass die Bewegung, mit der das Paddel ins Wasser sticht, den Lymphabfluss unterstützt, der Teamsport positive Energien freisetzt und das Gemeinschaftsgefühl die psychosozialen Belastungen der Erkrankung abmildert.
2017 gründete Nicola Jahnke-Sieche die „Pink Dragonistas“, ein Jahr später holte ihr Team den deutschen Meisterschaftstitel. In den nächsten Jahren wurden sie mehrfach Deutsche, Europa- und als Club Weltmeisterinnen in ihrer Rennklasse „Breast Cancer Paddlers” (BCP). „Wir sind sehr ambitioniert“, bekräftigt Nicola Jahnke-Sieche. „Wir sind das erfolgreichste europäische Team und führen nach Kanada und Neuseeland aktuell die Weltspitze an.“
Jetzt mischen sie kräftig bei der Weltmeisterschaft in Brandenburg mit. Es ist die größte Drachenboot-WM in der Geschichte der Sportart, mehr als 4500 Sportler und Sportlerinnen mit Teams aus 34 Nationen sind dabei.
Die „Breast Cancer Paddlers“ als eigene Kategorie tritt zum ersten Mal an, erst Ende 2024 öffnete der Weltverband die Brustkrebsklasse für Nationalteams. Viel Zeit blieb nicht zur Vorbereitung und die Konkurrenz ist stark: In den zwei Bootsklassen sind 15 Brustkrebs-Mannschaften aus aller Welt, darunter Neuseeland, Kanada, USA, Malaysia. Aber auch die hannoverschen Paddlerinnen sind sehr fit: Dreimal wöchentlich – zweimal im Boot, einmal im Kraftraum – trainieren die „Pink Dragonistas“, jetzt kamen noch die Trainingslager vom Nationalteam dazu. Da das alles viel Geld kostet, ist das Team auf der Suche nach Sponsoren. Bisher finanzieren die Kadermitglieder privat alle Trainingslager, Trikots und Unterkünfte sowie die Startgebühr – und was dazugehört. „Die Teilnahme kostet pro Person mehr als 2000 Euro“, erklärt Angela Maria Lorenz vom Deutschen Drachenboot Verband.
Auf der Spendenplattform „Betterplace“ haben die Frauen daher einen Spendenaufruf gestartet: „Bei der WM paddeln wir als Brustkrebs-Betroffene für Stärke, Hoffnung und Sichtbarkeit“, heißt es dort.
Denn mit ihrer Leistung sind sie ein großes Vorbild, nie aufzugeben: „Pink-Paddling ist ein echtes Mutmachprojekt”, sagt Nicola Jahnke-Sieche.
Um tatsächlich aufs Treppchen zu kommen, ist aber die größte Herausforderung für Nationaltrainer Frank Stuhlmann – ebenfalls aus Hannover – die Mannschaft richtig zu formen. „Es gibt kaum eine Sportart, in der das Zusammenspiel so wichtig ist“, sagt Stuhlmann, der das Team mit Yvonne Meier aus Wilhelmshaven trainiert: „Wichtig ist, dass sie ihren Schlag finden. Nach hinten heraus entscheidet der Rhythmus mehr als die Kraft.“
Dass ihnen das gelingt, steht für die Pink-Paddlerinnen außer Frage. Sie schlagen die Hände zusammen und rufen wie aus einem Munde: „Strong together, strong together!“