Lausbuben und Chaostage
Wilhelm-Busch-Museum: Das Karikaturmuseum feiert in diesem Jahr 160 Jahre Max und Moritz

Direktorin Dr. Eva Jandl-Jörg stellt im Wilhelm-Busch-Museum das Jahresprogramm vor.Foto: Christian Behrens
Hannover. Eva Jandl-Jörg hat Grund zur Freude. 2024 gab es mehr Publikum im Wilhelm-Busch-Museum als im Vorjahr. Dazu „haben wir Geld“, wie die Direktorin es ganz lapidar ausdrückt. Was vor allem daran liegt, dass die Stadt Hannover ihre Zuwendungen an das Haus im Georgengarten nicht wie befürchtet gekürzt, sondern sogar erhöht hat. Aber es gab auch private Spenden wie die einer Frau, die ein Angebot für Mütter mit Babys unterstützt, bei dem sich Kunst und Erziehung mischen und das so gut läuft, dass es vielleicht noch aufgestockt wird.

Jandl-Jörg ist seit ihrem Antritt vor zwei Jahren eine eifrige Vernetzerin in der Stadt und darüber hinaus. Das wird auch weiterhin so sein, neben Kooperationen mit Hochschule und Leibniz-Uni Hannover wird es unter anderem eine Zusammenarbeit mit den Herrenhäuser Gärten geben, die im August ein Theaterstück von F.K. Waechter zeigen. „Der alberne Hans“ ist der ausgelagerte Teil einer Waechter-Ausstellung, die nicht nur sein zeichnerisches Schaffen präsentiert, sondern ihn auch als den Autor von mehr als 40 Theaterstücken vorstellt.

Vom 23. Mai bis 14. September ist die Schau „Wo die Irren flirren“ im Westflügel des Museums zu sehen – als eine von drei großen Sonderausstellungen – und als eine von zweien, die aus den eigenen Beständen kommen. Waechters Nachlass ist seit 2009 im Besitz des Museums.

Und auch der Namensgeber des Hauses bekommt eine große Bühne. Der wuchtige Titel „Böse?! Widerstand und Verbrechen – 160 Jahre Max und Moritz“ erregt erst mal Aufmerksamkeit – und folgt dem steten Ansinnen Jandl-Jörgs, Historisches mit zeitgenössischen, aktuellen Aspekten zu flankieren. Zeichnungen, Skizzenbüchern, Gemälden und Bildergeschichten von Busch stellt das Museum die Frage gegenüber, wie aktuell Max und Moritz noch sind. Es geht nicht nur darum, ob und wo man sie noch kennt, sondern auch, ob sie überhaupt mit ihrem Schöpfer in Verbindung gebracht werden – und wie sich die heutige Kunstszene an Busch abarbeitet.

Dazu werden im Rahmenprogramm zum Thema Widerstand die Punk-Kultur und die Chaostage in Hannover beleuchtet und zum Thema Verbrechen Fritz Haarmann, dessen Tod sich am 15. April zum 100. Mal jährt und dessen Bösewerdung Ähnlichkeiten zu der aus Buschs Geschichte „Trauriges Resultat einer missglückten Erziehung“ aufweist.

Zudem fahndet das Haus über seine Social-Media-Kanäle weltweit nach Max und Moritz: Wo und in welcher Form sind die beiden Lausbuben zu sehen, wo finden sie sich in Logos, auf T-Shirts und in Friseursalonnamen wieder? Wer sie irgendwo entdeckt, kann sie fotografieren und an maxundmoritz@karikatur-museum.de schicken. Die besten, außergewöhnlichsten oder witzigsten Funde sollen Teil der Ausstellung werden, die vom 26. September bis 8. Februar 2026 zu sehen ist.

Parallel zur Waechter-Schau läuft vom 23. Mai an eine Ausstellung des Cartoonisten und Autors Tex Rubinowitz mit dem schmackhaften Titel „Kartoffeln machen Druck von unten“, der gut zum absurden Humor des gebürtigen Hannoveraners passt. Neben Gezeichnetem werden auch lustige Listen wie „Die sieben Plurale von Rhabarber“ oder „Was man von Navis nur sehr ungern hört“ zu sehen sein. Mit seinen „Stickstoffen“ dürften auch die ersten tatsächlich gestickten Arbeiten an den Busch-Wänden hängen. Darauf finden sich Rubinowitz-Weisheiten wie jene, die der Schau ihren Namen gab.

Vorher gibt es zweimal freien Eintritt – am 8. März für Frauen und am 15. April, Wilhelm Buschs Geburtstag, für alle.

Weitere Termine und
Informationen zum
Jahresprogramm unter
karikatur-museum.de.
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