Rund 100 neue Feuersalamander
Der Zoo betreibt seit Mai 2024 erfolgreich eine Feuersalamanderzucht – die Tierart gilt als gefährdet

Hannover. Er gehört zu den Tieren im Zoo Hannover, denen man allein schon wegen seiner Größe von nur rund 20 Zentimetern und der verborgenen Lebensweise, etwa unter Steinen und Verschlägen, vermeintlich erst auf den zweiten Blick Aufmerksamkeit schenkt. Dabei ist der Anblick eines Feuersalamanders etwas Besonderes, gelten die Schwanzlurche doch zu den gefährdeten heimischen Tierarten – ein Hautpilz macht dem Salamander zu schaffen. „Die Sterblichkeit liegt bei 99 Prozent“, sagt Zoochef Andreas Casdorff.Das eher versteckte Leben der Amphibien macht der Zoo seit der Eröffnung des Amphibiums im Mai 2024 insgesamt sichtbarer. Seither widmet sich die Einrichtung auch der Zucht der Feuersalamander – als eine besondere Form der Arterhaltung. Und hat damit Erfolg. Rund 100 Tiere hat der Zoo seither nachgezüchtet. Sie sollen langfristig in der Natur ausgesetzt werden – wenn die Forschung ein Mittel gegen den Hautpilz entwickelt hat. Bis dahin gehen die erwachsenen Tiere an andere Zoos oder an private Tierhalter, die in der Organisation „Citizen Conservation“ zusammengeschlossen sind.

Der Zoobesucher findet die Feuersalamander-Zuchtstation an der Stirnseite des Amphibiums hinter einer Glaswand, hinter der auch einige Terrarien mit verschiedenen Amphibienarten stehen. Um das Amphibium und um die Zuchtstation kümmert sich ein sechsköpfiges Team um Revierleiter Revin Meyer und dessen Kollege Alexander Klimcuk.

Die Einrichtung hat drei Pärchen für die Zucht, ein viertes Paar haben Meyer und Klimcuk vor Kurzem zusammengebracht. Bis auch die beiden Nachkommen produzieren, wird es jedoch dauern. Nach der Paarung trägt das weibliche Tier etwa acht bis neun Monate die Embryonen aus. Je nach Alter, Körpergröße und Ernährungszustand des Weibchens werden innerhalb mehrerer Tage schubweise durchschnittlich 30 Larven geboren, von wenigen bis zu 70.

„Die Eihüllen platzen im Moment der Geburt auf. Der Feuersalamander laicht also nicht, sondern ist lebendgebärend“, erklärt der Revierleiter. Die zunächst 25 bis 35 Millimeter kleinen Larven des Feuersalamanders sind anfangs unscheinbar bräunlich gefärbt. „Mit zunehmendem Wachstum wird die spätere schwarz-gelbe Fleckung allmählich immer deutlicher. Das ist nach etwa zwei Monaten der Fall“, so Meyer. Nach etwa drei bis vier Monaten hat der Zoo dann die äußerliche Miniaturversion des Lurches. Vom kiemenatmenden Wasserbewohner zur lungenatmenden Amphibie bei einer mittleren Temperatur um die 10 Grad Celsius dauert es insgesamt etwa drei bis fünf Monate.

Als erste Nahrung verabreicht der Zoo den Minilurchen Röhrenwürmer, später kommen Larven von Wasserinsekten, Flohkrebse, Schaben und Asseln dazu – als Lebendfutter. Wie in der Natur auch, so gilt für die Zucht: „Jedes Tier bekommen wir nicht groß. Artenschutz ist kein Tierschutz“, stellt Meyer klar. Es überleben auch bei der Zucht nur die stärksten Tiere.

Mit seinen rund 100 Nachzuchten arbeitet der Tierpark mit Nachdruck daran, eine „Back-up“-Population aufzubauen, falls es den Feuersalamander in der Natur eines Tages tatsächlich nicht mehr geben sollte.
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