„In der Vergangenheit hatte das Semesterticket der Leibniz Universität Hannover eine vergleichsweise große Reichweite, wodurch sich auch die hohen Kosten dafür erklären“, sagt Katharina Thehos, Sprecherin der Uni Hannover. Studenten der Leibniz-Uni konnten im Nahverkehr durch ganz Niedersachsen sowie unter anderem nach Kassel, Bielefeld, Lübeck, Hamburg oder Bremen fahren.
Wie Thehos weiter erklärt, galten bei der Rückmeldung für das Wintersemester 2024/2025 noch die alten Semesterticketverträge, da die Konditionen für das neue Deutschlandsemesterticket noch nicht feststanden. „Mit Einführung des Deutschlandsemestertickets zum Wintersemester 2024/2025 erhalten die Studierenden im Laufe des Semesters eine Rückerstattung von mehr als 40 Euro“, verspricht Thehos. Damit wäre Hannover laut dem Vergleich der Sprachlernplattform Preply aber weiterhin unter den Top fünf der teuersten Unis.
Zum Vergleich: An der Universität Erlangen-Nürnberg beträgt die Semestergebühr für das Wintersemester 2024/2025 lediglich 72 Euro, Studierende dort müssen sich allerdings das vergünstigte Deutschlandticket für 29 Euro monatlich dazu kaufen. Damit kosten das Studieren und das Semesterticket in Erlangen unterm Strich zusammen 246 Euro pro Semester – das ist aber immer noch deutlich günstiger als in Hannover. Laut Preply liegen die Semestergebühren im Wintersemester 2024/2025 im bundesweiten Durchschnitt bei 272,29 Euro. Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Universität Hannover nennt einen weiteren Grund zur Erklärung der hohen Semesterbeiträge. In Niedersachsen wird zusätzlich zu den Kosten des Semestertickets (mit den alten Konditionen 217,64 Euro) und dem Beitrag fürs Studierendenwerk (115 Euro) ein Verwaltungskostenbeitrag von 75 Euro erhoben. Dieser sei nicht zweckgebunden und komme somit nicht den Studierenden zugute, sagt Asta-Sprecher Lars Döpke. „Seit Jahren fordern die niedersächsischen Studierendenschaften die Landesregierung dazu auf, den Verwaltungskostenbeitrag abzuschaffen, was eine Entlastung wäre.“ Es gibt laut Döpke jedoch keinen politischen Willen, die finanzielle Situation zu verbessern. „Es wird auf die Bundespolitik und Änderungen am Bafög verwiesen.“
Neben den drei Hauptposten zahlen Studierende für das Wintersemester 2024/2025 auch 15,80 Euro für die Studierendenschaft, 1,11 Euro für die Fahrradwerkstätten, 2 Euro für ein Kulturticket sowie 2,20 Euro in einen Semesterticketausfallfonds – sodass ein Gesamtbetrag von 428,75 Euro zusammenkommt. „Für uns ist es nicht hinnehmbar, dass die Semesterbeiträge so hoch sind“, ergänzt Döpke. Viele Studierende hätten Probleme, monatlich über die Runden zu kommen. „Wenn dann so ein hoher Betrag zweimal im Jahr fällig wird, ist das natürlich fatal.“
Der Asta biete zinsfreie Darlehen für Studierende an – und besonders in den Monaten, in denen der Semesterbeitrag fällig werde, gebe es eine erhöhte Nachfrage danach.
Hinzu komme, dass das Studieren in Hannover allgemein sehr teuer sei. Zu den generell hohen Lebenshaltungskosten kämen der hohe Semesterbeitrag und hohe Mieten. „Wir brauchen mehr finanzielle Unterstützung“, fordert Döpke. „Viele Studierende leben unterhalb der Armutsgrenze.“