Auf dem Grill liegen also die Jüngsten: „Auf ein Best-of meiner Künstler aus den vergangenen Jahrzehnten habe ich bewusst verzichtet“, so Galerist Robert Drees (62). Diesmal ist er an die Hochschulen gegangen, hat geforscht, sich von Meisterschülerinnen und -schülern die Mappen zeigen lassen und eine angemessen frische Schau versammelt.
Da ist zum Beispiel Haakon Neubert (Münster), mit ziemlich direktem Bezug zum Ausstellungstitel; überraschend bunten und knalligen Motiven, die da heißen „Abgrillen – Eine Würstchenparty“ oder auch mal „Normales Grillen halt“.
Etwas feiner geht Philipp Stöckel (Leipzig) vor, der mit einer hochgezüchteten Airbrushpistole Lineaturen von enormer Tiefe erzeugt. Auch im Angebot: Maria Trezinski (Braunschweig) lässt psychedelische Pilze leuchten und Carolin Israel den Formenreichtum ihrer Bilder als Skulpturen in den Raum wandern.
Ein Vierteljahrhundert kommerziell erfolgreicher, ernsthafter Galerist in Hannover, das kann sonst keiner von sich sagen: Eigentlich noch länger, Robert Drees hatte einige Jahre vorher schon eine Galerie im ehemaligen Kino Esplanade in der Südstadt, zuerst als eine Art-Rent-Galerie.
Mit dem damaligen Co-Galeristen George Feiter konzipierte er fertige Ausstellungen und vermietete diese an Unternehmen, Arztpraxen, Rechtsanwaltsbüros. Ein erstes Erfolgskonzept, das eigentlich eher aus der Not geboren war: „Das garantierte immerhin für regelmäßige Einnahmen.“ War aber irgendwann zu zeitaufwendig. Man hatte mittlerweile gute Kontakte zu Sammlern und anderen Kunstfreunden, das nötige Wissen für eine richtige Galerie.
Für Drees ging ein Traum in Erfüllung: mit und ausschließlich von der Kunst leben zu können. Nicht ganz einfach bei dieser Voraussetzung: „Ich stamme eigentlich aus einer Familie, die nicht sonderlich viel mit Kunst zu tun hatte, ein Handwerker-Elternhaus eben.“
Drees hatte bei der Polizei angefangen, war bei der Kripo und zuletzt in der Mordkommission. Seine Wochenenden verbrachte er in der Kunstszene, erst in Hamburg, dann auch in Hannover, eine Welt, die ihn unendlich faszinierte. Und dann kam die Idee zum Galeristen: „Ich sah das ganze großartige Chaos in den Ateliers und die Unfähigkeit der Künstler, das geordnet in die Öffentlichkeit zu bringen.“
Mit 33 Jahren war es Zeit für eine Zäsur. „Da konnte ich mir ausrechnen, wo ich mit 66 Jahren landen würde …“ Also weg mit dem Beamtenstatus auf Lebenszeit, die Eltern waren natürlich nicht begeistert, erklärten aber ihre volle Unterstützung. „Mein Vater hat beim Ausbau der Galerie am Weidendamm unendlich viel geholfen.“ Die Beamten-DNA sieht er allerdings auch als einen Teil seines Erfolges an. „Ich habe keine Angst vor Papier, vor bürokratischen Abläufen, vor Zahlen und Kalkulationen.“
Wie es überhaupt kaum noch Galerien in Hannover gibt, einige junge, engagierte immerhin, aber kein kommerzielles Schwergewicht mehr, das Sammler und Käufer auch bis weit hinein in den sechsstelligen Eurobereich zu begeistern weiß. Schade, findet Drees. „Galerien beleben die Szene, ziehen auch junge Künstler an.“ In der Galeriendichte in Deutschlands Landeshauptstädten lande Hannover „weit abgeschlagen auf dem letzten Platz“. Von einem Bemühen, das zu ändern, sei in der Stadt nur wenig zu spüren.
Und deshalb fährt Drees auch in andere Städte, auf Messen, zu Hochschulen, um Kunst für seine Ausstellungsräume und seine Sammler zu entdecken. „Es muss mich etwas begeistern“, sagt er über sein Erfolgsrezept, „aber ich muss auch den Künstler kennen, der dahintersteckt.“ Der Umgang mit Kunst bedürfe des uneingeschränkten Vertrauens untereinander. Das gelte eben auch für den Galeristen und seine Sammler. Und dieses Vertrauen genießt Drees ganz offensichtlich.
Wie kommt man bei ihm an die Kunst? „Es ist immer mehr so, dass die Leute ihre weißen Wände zeigen, auf dem Tablet, dem Smartphone. Wir sehen, wie es bei ihnen zu Hause aussieht und machen Vorschläge.“ Meistens funktioniere es nach einem Probehängen. Und die Zukunft? „Wir haben noch so viel Lust auf die Kunst, ein Ende ist nicht abzusehen.“
Die Ausstellung „Angrillen“ läuft noch bis zum bis