Ein privates und berufliches Spannungsfeld, das Kastner in der „Mauern und Lügen“-Handlung zwischen dem 1. und 20. August 1960 zu einem Triller verwebt, in dem scharf geschossen und viel gestorben wird. Und in dem es um Authentizität geht. „Die Details müssen stimmen“, betont Kastner. Der studierte Volljurist hat in seiner Schriftsteller-Karriere Jerry-Cotton-Heftromane geschrieben, auflagenstarke Fantasygeschichten, eine Auswandererserie, eine fünfteilige Germanensaga.
Die 1960er-Jahre hat er als Kind erlebt. „Ich kann an Philipp Gerbers Karriere die Entstehung und Entwicklung der Bundesrepublik erklären“, sagt er über seine Entscheidung für dieses Zeitalter. Außerdem habe es im „Babylon Berlin“-Hype rund um die Romane von Volker Kutscher zu viele Autoren gegeben, die sich auf die 1930er-Jahre gestürzt haben.Kastners Themen sind ebenfalls wichtige Eckpfeiler der Geschichte: die erste Amtszeit von Konrad Adenauer, das Überlaufen von Verfassungsschutzpräsident Otto John, der Mord an der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt. Nun der Mauerbau. Von dem die Journalistin Eva Herden erfährt, weil ein früherer Gegenspieler, der KGB-General Semjonow, sich durch den Geheimnisverrat ein Ticket in den Westen erhofft.Eine Zeittafel am Ende des Buches hilft, die Romanhandlung einzuordnen. Eine Stadtkarte von Berlin im Jahr 1961 liefert Orientierungspunkte. „Die politischen Hintergründe müssen stimmen. Der Bücherberg wächst“, sagt Kastner über sein Arbeitszimmer. Ein russischer Überläufer? „Chruschtschow hat damals leitende Geheimdienstler ausgetauscht.“ Gerber, der sich in das Filmteam von US-Regisseur Billy Wilder schmuggelt, um unbemerkt über die Grenze zu kommen? Wilder hat damals die Komödie „Eins, zwei, drei″ mit Horst Buchholz, James Cagney und Lilo Pulver in Ost und West gedreht – „und wurde vom Bau der Mauer überrascht“.
Das Konzept für einen fünften Band hat der 61-Jährige beim Verlag abgegeben. Um welches historische Ereignis es sich dreht, will er noch nicht verraten – „aber es ist zeitlich nah dran am aktuellen Buch“. Sein Held Philipp Gerber ist darin Mitte 40. „Man könnte die Serie bis in die RAF-Zeit weiterspinnen“, denkt Kastner in die Zukunft.
Aber erstmal kommt Gerber, der einen stets ein wenig an einen deutschen James Bond denken lässt, auf die Leinwand oder ins Fernsehen – Kastner hat die Filmrechte am ersten Band verkauft. „Zwei Drehbuchautoren, die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet sind, sitzen dran.“ Er ist gespannt, was aus seinen Figuren wird. Ihm ist aber klar: „Film ist ein eigenes Medium und gehorcht eigenen Gesetzen.“