Das zeigt sich schon darin, dass erstmals bei der Programmvorstellung tatsächlich das gesamte Programm steht. Früher war es üblich, dass manche Bands erst kurzfristig gebucht wurden, weil sie, je näher die Festivalsaison rückte, umso bereiter waren, weniger Gage zu akzeptieren. „Der Markt hat sich nach Corona komplett geändert“, sagt Dirk Sadlon von Living Concerts, der das Programm auf der Hauptbühne zusammengestellt hat. „Wir sind jetzt schon in die Planung für 2025 und zum Teil auch für 2026 gegangen.“ Das Ergebnis: Bereits jetzt sind 35 Prozent der Karten verkauft. „Andere Festivalmacher würden da nervös werden“, sagt Sadlon. Beim Fährmannsfest, bei dem viele erst spontan zuschlagen, sei das aber ein Rekordwert.
Beim höherpreisigen „Fährmannsfest Spezial“ spielen die Erfolgs-Indie-Rocker Madsen („Du schreibst Geschichte“) und Die Schröders („Lass uns schmutzig Liebe machen“) - die Band, früher Stammgast auf der Hauptbühne am Zusammenfluss von Leine und Ihme in der Calenberger Neustadt, ist eigentlich längst aufgelöst und spielt sonst nur noch einmal in Jahr in ihrer Heimatstadt Bad Gandersheim. Zum 35-jährigen Bandjubiläum machen die Punkrocker für Hannover eine Ausnahme. Außerdem am Freitag dabei: Tyna und Liedfett.
Am Sonnabend gibt es etwas rauere Töne mit The Hand Cuts und Urge aus Hannover sowie Kapelle Petra aus Hagen, Panteón Rococo aus Mexiko, Turbostaat aus Flensburg und Talco, der bekanntesten Punkband Italiens. Am Sonntag spielen beatbar, GoDotS, DenManTau, Grillmaster Flash & The Jungs, Wisecräcker und Raum27; dabei handelt es sich beinahe um das komplette Line-up, das bereits vergangenes Jahr für den Sonntag geplant war.
2023 musste das Festival aber wegen Starkregens am Sonnabend abgebrochen werden, für das Fährmannsfest auch eine finanzielle Katastrophe: Ein Minus in sechsstelliger Höhe drohte. „Das Desaster konnte durch großzügige Unterstützung des Landes abgewendet werden“, sagt Harm Baxmann, Vorsitzender des Trägervereins. Doch das Fährmannsfest ist weit mehr als ein Festival mit großer Bühne auf grüner Wiese. Es ist auch ein Stadtteilfest. Und so gibt es auch in diesem Jahr (und an allen drei Tagen) wieder ein Kinderfest unter anderem mit Hüpfburg, Märchenerzählerin, Kinderschminken, Mal- und Bastelaktionen. Die Bunte Bühne auf der Faustwiese präsentiert ein Programm, das Organisator Jan Egge Sedelies als „regional, inklusiv, divers“ bezeichnet: mit Musik aus der Region, Slam-Poetry, Tanz und mehr. Auch das Awareness-Konzept mit mobilen Teams und Safer-Space-Zelten wurde noch einmal erweitert.
Neu ist in diesem Jahr die Wiederbelebung einer Traditionsveranstaltung: Die Geschichtswerkstatt des Freizeitheims Linden lässt mit Fanfarenzug und vielen Aktionen nach 25-jähriger Pause das Butjerfest wieder aufleben, das seinen Ursprung Ende des 19. Jahrhunderts hatte.
Und die Gesamtkirchengemeinde Linden-Limmer beteiligt sich: mit Kirchenzelten, Silent Disco und einem Gottesdienst am Sonntag um 11 Uhr. An Stellwänden können sich Besucherinnen und Besucher vor Flügeln fotografieren lassen. Anders ausgedrückt: Das Fährmannsfest verleiht Flügel.