„Hannover angepasst pflanzen“, nennt es Gartendirektorin Anke Seegert – und erklärt, was sie damit meint: In den Herrenhäuser Gärten soll im Prinzip das ganze Jahr über etwas blühen. „Deshalb haben wir hier in den Gärten auch keine Kuriositäten. Alles muss immer top aussehen. Und dass es hier in den Herrenhäuser Gärten sparsam aussieht, können wir uns gar nicht leisten.“ Detailwissen darüber, wann welche Frühjahrsblume wie Tulpe, Narzisse oder das Liliengewächs Kaiserkrone blüht, ist eine der Grundvoraussetzungen dafür, dass das Pflanzkonzept in Herrenhausen aufgeht.
Beispiel die Narzisse Serena Beach: Die weiße Pflanze mit gelbem Herz gibt es zurzeit zuhauf im Großen Parterre. Das Besondere: Sie wandelt ihre Staubgefäße zu Laubblättern um, weshalb sie von Insekten nicht lange befruchtet werden kann – und deshalb insgesamt länger blüht. Muss man wissen. Auch im Entree des Großen Gartens sind zum Beispiel persische Kaiserkronen, Goldlack oder die Darwin-Tulpe „World’s favorite“ deshalb gesetzt worden, weil sie eine lange beziehungsweise späte Blütezeit haben.
Und dann ist da noch der Buchsbaum, der seit Jahren erfolglos gegen die Raupen des Schmetterlings Buchsbaumzünsler und gegen das Buchsbaumtriebsterben ankämpft. Inzwischen probieren die Herrenhäuser Gärten neue, resistente Sorten aus – und können erste Erfolge verzeichnen. „Wir verabschieden uns von der Sorte ,Herrenhausen’ und setzen seit einiger Zeit die Sorte ,Renaissance’ der Marke ,Better Buxus’ ein“, sagt die Gartendirektorin. Dieser Buchsbaum wurde durch eine Züchtung verschiedener Arten gewonnen und zeigt sich resistent gegenüber dem Buchsbaumpilz. Der machte etwa der Sorte „Herrenhausen“ oder „Blauer Hans“ zu schaffen, den die Stadt schon so gut wie aus den Herrenhäuser Gärten entfernt hat.
Erfreulich aus Stadtsicht: Gegen den Zünsler hilft die Natur inzwischen mit. Es werden immer mehr Vogelarten beobachtet, die die Raupen als Nahrung entdeckt haben, darunter Spatzen, Buchfinken oder Kohlmeisen. Auch in den Herrenhäuser Gärten sind die Vögel beim Vertilgen der Zünslerraupen gesichtet worden, berichtet die Gartendirektorin. Die Raupe des nachtaktiven Schmetterlings kam etwa 2006 aus Ostasien nach Deutschland. In den ersten Jahren waren die hellgrünen Raupen für Vögel und andere Gegenspieler als Nahrung unattraktiv – ohne Fressfeinde konnte sich der Falter ungehindert vermehren. Diese Zeiten scheinen nun vorbei und die kahlen Stellen in den Reihen der Buchsbaumbepflanzungen werden in den Herrenhäuser Gärten deutlich weniger.
Kaum Probleme bereitet der Gartenanlage in Herrenhausen bislang der Klimawandel mit höheren Temperaturen und langen Trockenzeiten. Auch wenn die Stadt wegen der intensiveren Sonnenstrahlung inzwischen auf Buntnesseln und roten Klee weitestgehend verzichtet, so ist die Bewässerung der Anlage grundsätzlich kein Problem.
Seit 1700 hat die Stadt Wasserrechte an der Leine und bedient sich je nach Bedarf bis heute mal mehr, mal weniger aus dem Fließgewässer. Und so wartet auf jeden Besucher und Besucherin, gerade in den Frühlings-, Sommer- und Frühherbstmonaten, eine immer blühende Farbenvielfalt etwa in feurigem Rot, in sanftem Orange, Cremeweiß, Violett oder Gelb. „Dieser Pracht fühlen wir uns verpflichtet“, sagt Anke Seegert.