„Wir werden das Schlossmuseum umgestalten und attraktiver machen. Alle vier Kutschen stellen wir im Westflügel des Schlosses aus“, bestätigt Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf. Ernst August Erbprinz von Hannover, dem die Kutschen gehören, hat bereits sein Einverständnis gegeben. Zustimmen muss jetzt noch die Ratspolitik.
Im Grunde hat die Stadt aus der Not eine Tugend gemacht. Das Historische Museum bleibt wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten voraussichtlich bis zum Jahr 2030 geschlossen. Die Kutschenhalle mit ihren goldenen Karossen aus dem 18. Jahrhundert hätten Besucher jahrelang nicht betreten dürfen. Die Kutschen sollten eigentlich gesichert und während der Bauarbeiten in der Halle stehen bleiben. Doch jetzt hat sich herausgestellt, dass auch im Kutschensaal mehr zu tun ist als geplant, sodass alle Exponate ausgeräumt werden müssen. „Bis Januar kommenden Jahres muss die Halle leer sein“, sagt die Direktorin des Historischen Museums, Anne Gemeinhardt. Da die Kutschen zu den beliebtesten Ausstellungsstücken zählen, sei die Idee entstanden, die Gefährte in Herrenhausen zu zeigen.
Das Schlossmuseum Herrenhausen, beheimatet in den beiden Flügeln des Schlossneubaus, will die Stadt ohnehin umgestalten. „Wir sind zwar zufrieden mit der Zahl der Besuchenden, aber wir wollen die Ausstellung verändern“, sagt Beckedorf. Interaktiver sollen sie werden und sich mehr mit dem Thema Gartenkultur beschäftigten. Heller sollen die Räume werden, zudem will die Stadt das Museum zum Großen Garten öffnen. Besucher sollen künftig direkt vom Barockgarten in die Museumsräume gelangen und umgekehrt.
„Im Westflügel des Museums werden wir dann alle vier Kutschen aufstellen“, sagt Kulturfachbereichsleiterin Inga Samii. Platz genug gebe es, das habe man bereits genau kalkuliert. Es komme jetzt nur noch darauf an, wie die Kutschen präsentiert werden.
Ein paar kleinere Umbauten im Westflügel des Schlosses sind zuvor nötig, um die historischen Karossen ausstellen zu können. So müssen Windfänge eingebaut werden, damit im Sommer keine heiße Luft hineinweht. Die Holzkutschen benötigen ein geregeltes Klima. „Unsere Klimaanlage ist dafür ausgelegt“, sagt Museumsdirektorin Gemeinhardt.
Bleibt noch die Überführung der Kutschen von der Altstadt nach Herrenhausen. Einfach Pferde vor die Karossen zu spannen und dann über Hannovers Straßen zu rumpeln, verbietet sich, weil die wertvollen alten Kutschen Schaden nehmen könnten. Voraussichtlich im Januar kommenden Jahres sollen sie gut verpackt mit einem Lastwagen transportiert werden. „Die letzten Meter bis zum Schlossmuseum müssen sie aber rollen – und das wollen wir ein bisschen inszenieren“, kündigt Samii an. Schließlich komme es nicht alle Tage vor, dass königliche Kutschen den Ort wechseln.
Der Eigentümer der Kutschen hat bereits grünes Licht gegeben. „Persönlich freue ich mich sehr, dass die bisher in den Räumlichkeiten in der Pferdestraße ausgestellten Kutschen der Könige von Hannover zu den Ausstellungsstücken zählen, die im Schloss Herrenhausen vorübergehend eine neue Bleibe finden und damit für eine breite Öffentlichkeit zugänglich bleiben“, teilt Ernst August, Erbprinz von Hannover mit. Wenn das Historische Museum in der Altstadt 2030 wieder öffnet, sollen die Kutschen zurückgebracht werden.