Um diese Lücke zu schließen, bietet die MHH jetzt eine in Niedersachsen einmalige Ambulanz für Spielsüchtige an. Sie können sich dort vorstellen, um an einer Therapie teilzunehmen. Ziel der Behandlung: Die Betroffenen sollen lernen, mit ihrer Abhängigkeit umzugehen. Denn eine komplette Abstinenz ist nach Ansicht von Fachleuten unrealistisch.
In den Sitzungen gehe es darum, die verzerrten Denkmuster von Spielern zu entlarven. So denke ein Spieler bei einem Gewinn, dass es an seiner richtigen Strategie lag – und kommt beim Roulette dreimal hintereinander „Rot“, dann müsse unbedingt beim nächsten Mal die Kugel auf „Schwarz“ fallen. So gehört zu den Einheiten in der Therapie auch die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ist erst mal der Aberglaube beseitigt, das Schicksal erzwingen zu können, wird die Impulssteuerung reguliert.
Glahn rechnet damit, dass die Zahl der Spielsüchtigen noch zunehmen wird. Denn seit 2021 hat der Gesetzgeber Onlinewetten erlaubt. „Es gibt grundsätzlichen einen Zusammenhang zwischen dem Angebot an Glücksspielen und der Häufigkeit von Suchtfällen.“ Besonders gefährdet für Spielsucht sind junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren.Vor allem, wenn sie eine emotional-instabile Persönlichkeit aufweisen. „Ein Gewinn ist gut fürs Ego“, sagt Glahn. Häufig haben diese Menschen in der Vergangenheit eine Abwertung oder Gewalt erfahren.
Die Betroffenen brauchen für die MHH-Ambulanz eine Überweisung vom Hausarzt und können dann montags, mittwochs und freitags von 9 bis 11 Uhr ohne Terminabsprache in die Psychiatrische Poliklinik kommen. Erreichbar ist die Klinik unter Telefon: (0511) 5329190 oder per E-Mail an gluecksspielabhaengigkeit@mh-hannover.de.