Restefest: Wie Weihnachtsessen zum zweiten Mal glänzt
Aus übrig gebliebenen Kartoffeln, Rotkohl, Plätzchen, Brot und Co. lassen sich überraschend köstliche neue Gerichte zaubern

Aus Rucolaund frischen Kräuternentsteht schnell ein frisches Pesto fürPastagerichte oder zuKartoffeln. Foto: Alyson McPhee/unsplash

Nach den Feiertagen beginnt für viele Küchen ein zweites Weihnachten: jenes, das sich in Töpfen, Schüsseln und gut gemeinten Vorräten versteckt. Kaum ein Festessen ist so üppig wie das am Heiligabend und an den folgenden Tagen – und kaum eines erzeugt so viele köstliche, aber oft unterschätzte Reste. Dabei steckt in ihnen enormes Potenzial. Mit ein wenig Kreativität verwandeln sie sich in eigenständige Gerichte, die fast noch mehr Freude machen als das ursprüngliche Festmenü. Bonus: Wer Reste nutzt, spart nicht nur Geld und Zeit, sondern reduziert auch Lebensmittelverschwendung, die in Deutschland besonders rund um die Feiertage deutlich ansteigt.

Besonders vielseitig sind Kartoffeln in jeder Form. Übrig gebliebener Kartoffelbrei lässt sich mit etwas Mehl, Salz und Pfeffer zu kleinen Fladen formen, die in der Pfanne goldbraun gebraten werden. Außen knusprig, innen weich – ein wunderbarer Snack oder eine Beilage. Kartoffelpüree eignet sich außerdem hervorragend als „Kartoffelhaube“: einfach über Gemüse- oder Fleischreste streichen, mit Semmelbröseln bestreuen und im Ofen gratinieren. Auch gekochte Festtagskartoffeln bekommen ein zweites Leben: in der Pfanne zu Bratkartoffeln gebrutzelt, in einer wärmenden Suppe verarbeitet oder mit etwas Öl und Gewürzen im Ofen knusprig gebacken.

Auch helles Brot vom Vortag ist viel zu schade zum Wegwerfen. In Stücke gerissen, mit Milch oder Pflanzenmilch, etwas Zucker und Zimt eingeweicht und in einer Auflaufform gebacken, wird daraus ein “Bread-&-Butter-Pudding“: außen leicht knusprig, innen weich und saftig. Wer mag, ergänzt Apfel- oder Birnenstücke, Bananenscheiben, Rosinen oder Nüsse – ein echter Dessert-Auflauf, der nach Winterküche duftet. Aus etwas dickeren Brotscheiben werden in der Pfanne „Arme Ritter“, in verquirltem Ei oder gezuckerter Milch (mit etwas Speisestärke oder Mehl verrührt) gewendet, in der Pfanne gebraten und mit Zimt-Zucker bestreut. Sie passen hervorragend zu Apfel- oder Zwetschgenkompott.

Plätzchen, die ihre beste Zeit schon hinter sich haben, lassen sich ideal als Dessert-Zutat weiterverwenden. Zerbröselt ergeben sie den Boden oder die Knusperschicht für tiramisu-artige Schichtdesserts im Glas oder kleine Cheesecake-Kreationen: abwechselnd mit Creme, Joghurt, Quarkalternativen, Fruchtkompott oder Schokoladensauce geschichtet, sieht das nicht nur dekorativ aus, sondern holt geschmacklich das Beste aus dem Restekeks heraus.

Selbst Glühweinreste müssen nicht weggeschüttet werden. Sie lassen sich zu einem sirupartigen Sud einkochen, der als Soße für Desserts, Pfannkuchen, Waffeln oder winterliches Obst dient.

Typische Gemüsebeilagen wie Rosenkohl, Pastinaken oder Möhren lassen sich hervorragend anbraten und als Bowl-Zutat verwenden oder gemeinsam mit übrigen Kartoffeln zu Ofengemüse kombinieren. Mit einer frischen Soße, etwa einem Zitronen-Tahini-Dressing, wirkt das Gericht völlig neu.

Fleischreste in Soße können in Aufläufen, Pastagerichten oder als Füllung für Wraps und Sandwiches unterkommen.

Rotkohl zeigt sich überraschend wandelbar. Kalt wird er zu einem winterlichen Krautsalat, wenn er mit etwas Joghurt, Zitrone, Salz und Pfeffer vermengt wird. Dazu passen oder frisch gebratener Räuchertofu oder auch Gemüse- oder Fleischreste, die zusammen mit dem Krautsalat in einem Wrap oder Sandwich verschwinden. So entsteht ein frisches, leichtes Gericht, das dennoch festliche Aromen transportiert.

Beim klassischen Kartoffelsalat lohnt sich etwas Planung: Salat mit Mayonnaise ist nicht lange haltbar. Wer größere Mengen vorbereiten möchte, lagert die Komponenten besser getrennt im Kühlschrank – gekochte Kartoffeln, kleingeschnittene Gurken, Zwiebeln und Dressing. So lassen sich die Zutaten später flexibel nutzen: Kartoffeln für Suppe oder Bratkartoffeln, Gurkenwürfel für Sandwiches oder Wraps, Zwiebeln für Pfannengerichte.

Auch frische Kräuter und Pflücksalate müssen nach den Feiertagen nicht traurig im Kühlschrank welken. Aus übrig gebliebenem Rucola, Petersilie, Schnittlauch, Basilikum oder Brunnenkresse lässt sich zusammen mit dem Rest der weihnachtlichen Nussmischung ein schnelles Pesto mixen. Dafür die Kräuter grob hacken, mit den Nüssen, etwas Öl, Salz, Pfeffer und nach Wunsch einer Knoblauchzehe in den Mixer geben und zu einer cremigen, aber noch leicht stückigen Paste verarbeiten.

Dieses Improvisations-Pesto passt wunderbar zu Pasta, Ofengemüse oder als Brotaufstrich und verhindert, dass gleich mehrere gute Zutaten im Müll landen. Je nach Mischung entsteht jedes Mal eine andere Geschmacksrichtung – von mild-nussig bis kräftig-würzig.

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