Béi Chéz Heinz plant Großes
Kellerclub muss seinen Standort im Fössebad in Limmer verlassen
und plant nun Großes in Herrenhausen

Traditionsreicher Ort: Béi-Chéz-Heinz-Geschäftsführer Jürgen Grambeck (von links), Kulturmanagerin Susii Liere, Dezernentin Susanne Blasberg-Bense und Oberbürgermeister Belit Onay vor dem neuen Club-Domizil im ehemalige Musiktheater Bad.Foto: Jonas Dengler
Hannover. „Unsere Suche ist beendet“, sagt Susii Liere. Ihre Erleichterung ist spürbar. Sie ist Kulturmanagerin beim Béi Chéz Heinz, jenem traditionsreichen Kellerclub in Limmer, der Ende 2026 sein gewohntes Domizil verlassen muss: den Keller des Fössebads, das komplett neu gebaut wird. Nun ist eine neue Heimat gefunden, und es ein Lost Place: das ehemalige Musiktheater Bad in Herrenhausen. Am Zaun draußen hängt noch ein Banner mit dem alten Slogan „Heinz muss bleiben“. Drinnen ist bereits ein neuer auf eine Leinwand projiziert: „Heinz bleibt Heinz“. Hier skizziert Béi-Chéz-Heinz-Geschäftsführer Jürgen Grambeck seine Pläne. Noch in diesem Jahr soll der entsprechende Pachtvertrag mit der Stadt unterschrieben werden. Fertig ausgehandelt ist er schon. „Wir mussten hier den zweiten Schritt vor dem ersten tun.“

Ein komplett neuer Bauantrag muss gestellt werden, damit der neue, alte Club heutigen Standards genügt, zum Beispiel in Sachen Brandschutz, Rettungswege und Barrierefreiheit. Hochwasserschutz ist in dem Überschwemmungsgebiet ein Thema. Die in den 1990er-Jahren angelegte, damals wegweisende Biokläranlage des Musiktheaters Bad muss wiederbelebt werden, die Räumlichkeiten müssen zum Teil entkernt und neu aufgebaut werden. „Vor 2027 wird es hier keine Konzerte geben“, sagt Grambeck.

Seit drei Wochen haben die Clubbetreiber Zugang zu Gelände und Gebäude, das nach viel Vandalismus und einem Brandanschlag im Jahr 2023 in einem jämmerlichen Zustand ist, auch wenn bereits viel aufgeräumt wurde. Geklaut wurde, was nicht niet- und nagelfest ist. Kabel wurden aus den Wänden gerissen, Scheiben zerstört. Auf dem Freigelände neben dem Becken des ehemaligen Schwimmbads rostet ein Auto vor sich hin, gammeln kaputte Getränkewagen, sperren gefledderte Bauzäune das Nötigste ab.

Vor allem in den 1990er-Jahren war das Musiktheater Bad eine der wichtigsten Livemusikstätten der Stadt. Später weltberühmte Bands wie Rammstein oder Nirvana hatten hier erste Auftritte in Westdeutschland. Zu Open-Air-Konzerten und -Festivals wie dem traditionellen 1.-Mai-Fest kamen Tausende Gäste. Um die Jahrtausendwende war Schluss. Ein Kulturverein übernahm und veranstaltete nur noch sporadisch, ab 2011 gar nicht mehr.

Nun soll das Areal wiederbelebt werden. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt gegeben, dass der von der Schließung bedrohte Punktreff Kopi in die ehemaligen Umkleideräume des Sportgeländes nebenan ziehen wird. Die Stadt ist mit im Boot. „Wir sind an eurer Seite“, versichert Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Einen Club wie das Béi Chéz Heinz zu erhalten, sei in einer Unesco City of Music „eine Frage der Ehre“.

Susanne Blasberg-Bense, städtische Dezernentin für Jugend, Familie und Sport, freut sich, dass auch das neue Béi Chéz Heinz von Linden und Limmer aus fußläufig gut zu erreichen sei. Sie versichert: „Alles, was an Problemen noch aus dem Weg zu räumen ist, schaffen wir auch noch.“

Man wolle auch mit den Anwohnern „in guter Nachbarschaft leben“, betont Grambeck – das alte Musiktheater Bad hatte regelmäßig Probleme wegen Ruhestörung. Die geplanten Freiluftkonzerte sollen deutlich kleiner ausfallen als früher. Grambeck versichert: „Wir werden es hinbekommen, dass die Open-Air-Emissionswerte der Nachbarschaft wenig Probleme bereiten.“

Drinnen ist Clubkultur im Erdgeschoss, Raum für Künstlergarderoben und Büros im ersten Stock und womöglich eine Art Kneipe im Keller geplant. Auch der Sportplatz nebenan soll für vereinsfreie Aktivitäten erschlossen werden. Liere, die im neuen Jahr mit in die Béi-Chéz-Heinz-Geschäftsführung wechselt, schwebt „eine Art Stadtteilkulturzentrum“ vor, „womöglich auch für die Wasserstadt“.

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