Die Region will die Fahrgäste in den Stadtbahnen der Üstra auf 800.000 am Tag erhöhen – das sind fast doppelt so viele wie heute. Ohne eine Aufstockung der Kapazitäten und attraktivere Linien wird das kaum möglich sein. Im Verkehrsentwicklungsplan taucht deshalb als langfristige Option schon eine Verlängerung der sogenannten D-Linie bis zum Bismarckbahnhof auf, die derzeit nach ihrem oberirdischen Ausbau am Raschplatz endet. Im Rahmen ihrer neuen Masterplanung bringt die Region jetzt sogar eine Verlängerung ins Spiel, die noch darüber hinausgeht.
Sie verfolgt das Ziel, das riesige neue Wohngebiet am südlichen Kronsberg besser an den ÖPNV anzubinden. Zwar fährt bereits die Stadtbahnlinie 6 zum Kronsberg. Der C-Tunnel, durch den diese führt, gilt jedoch bereits als weitgehend ausgelastet, sodass es kaum Spielräume für eine Verbesserung des Taktes gibt. Ein neuer Tunnel mit einer Streckenanbindung Richtung Kronsberg im weiteren Verlauf würde für eine höhere Taktfolge Kapazitäten schaffen.
Von der Station der Linie 10 am Hauptbahnhof/Raschplatz könnten die Stadtbahnen der Üstra zunächst oberirdisch über die Berliner Allee in Richtung Marienstraße geführt wurden, wo an der U-Bahnstation bereits Vorkehrungen für eine im Untergrund kreuzende D-Linie getroffen worden sind. Vor der Marienstraße müssten die Bahnen rechtzeitig unter die Erde abtauchen, dann ginge es unterhalb der Sallstraße weiter. Ein Abriss der Raschplatzhochstraße wäre nach Einschätzung der Region für einen Ausbau der D-Linie nicht notwendig.
Planungen dafür gab es bereits im Vorfeld der Expo 2000 in Hannover. Allerdings verschwanden diese wieder in der Schublade, da der Bund dafür keine Finanzierung in Aussicht gestellt hatte. Die alten Pläne sahen weitere U-Bahnstationen an der Krausenstraße, am Bertha-von-Suttner-Platz sowie am Bismarckbahnhof vor, ehe die Bahnen in der Lindemannallee, südlich der Menschingstraße, wieder über eine Rampe ans Tageslicht geführt werden sollten. Von dort aus wäre ein Anschluss an die heutige Linie 6 Richtung Messe/Ost möglich.
Der tatsächliche Verlauf eines möglichen U-Bahntunnels durch die Südstadt sowie der weiteren Strecke stehen laut Region derzeit allerdings noch nicht fest. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die Bahnen schon früher wieder aus dem Tunnel auftauchen – was die Kosten senken würde.
Tunnelstrecken haben den großen Vorteil, dass die Stadtbahnen darin besonders schnell und in der Regel auch störungsfrei vorankommen, weil sie nicht durch andere Verkehrsteilnehmer ausgebremst werden. Das reduziert die Fahrtzeit enorm. Die Anbindung der Südstadt an den ÖPNV würde die neue Linie noch einmal deutlich verbessern. Das gilt vor allem für die Bereiche, die zwischen den bereits vo
rhandenen Strecken der Üstra liegen. Das sind im Süden die Linien 1, 2 und 8, die parallel zur Hildesheimer Straße verlaufen, sowie im Norden die Linien 4, 5, 6 und 11, die über die Marienstraße und den Braunschweiger Platz führen. Aufgrund der dichten Bebauung der Südstadt wäre das Fahrgastpotenzial der neuen Strecke wohl als hoch einzuschätzen.
Auch sie würden unmittelbar von der neuen U-Bahnstrecke profitieren. Allerdings müssten sie wohl jahrelang mit einer Großbaustelle vor ihrer Haustür leben. Die Bauzeit des ersten U-Bahntunnels in Hannover vom Waterlooplatz bis zum Hauptbahnhof lag bei fast zehn Jahren. Der Bau des Wehrhahn-U-Bahntunnels in Düsseldorf, der 2016 eröffnet wurde, dauerte gut acht Jahre.
Der Bau der neuen U-Bahnstrecke in Düsseldorf kostete auf einer Länge von 3,4 Kilometern rund 900 Millionen Euro. Ein Tunnel durch die Sallstraße bis in die Lindemannallee in Hannover wäre mit rund 2,5 Kilometern kürzer. Allerdings sind in der Zwischenzeit die Baukosten massiv gestiegen. Mit 2,6 Kilometern ähnlich lang ist der Bau eines neuen U-Bahn-Tunnels in Köln, den der Kölner Stadtrat Anfang April 2025 beschlossen hat. Er soll gut eine Milliarde Euro kosten.
Dafür müsste sich die Region sehr beeilen. Zwar sollen mit den 500 Milliarden Euro des Bundes grundsätzlich auch klimafreundliche Infrastrukturprojekte gefördert werden. Allerdings ist die Laufzeit auf zwölf Jahre ausgelegt. Angesichts der Tatsache, dass die Planungen noch gar nicht konkret sind, könnte es also eng werden. Profitieren könnte die Region bei der Finanzierung aber davon, dass die künftige Regierung von CDU und SPD die Regionalisierungsmittel erhöhen will, die auch für den Ausbau des Nahverkehrs verwendet werden. Sicher ist: Ohne großzügige Förderung von Bund und Land wird es keinen neuen U-Bahntunnel durch Hannovers Südstadt geben. Die Stadt Köln kalkuliert für ihren Tunnel aktuell mit einer Förderquote von 90 Prozent.