„Abends, wenn ich von der Arbeit in den Probenraum komme, kann ich einfach sagen: ‚Hallo, ich bin hier der Gitarrist‘. Alle akzeptieren das“, erzählt Martin Wichary. „Die Jungs sind gut drauf. Ich bin gut drauf. Es ist wie eine Pause von der Realität.“ Die „Jungs“ sind Terry Hoax: Bruder Marcus Wichary, der ebenfalls Gitarre spielt, Schlagzeuger Hachy M. Hachmeister, Bassist Kai Schiering und Sänger Oliver Perau. Und Martin Wichary ist wieder einer von ihnen.
Als Joker war er zuletzt gehandelt worden, nachdem sich Terry Hoax 2023 einmal mehr neu erfunden hatte, als Quartett. Er sollte nur noch mitmachen, wenn es zeitlich passte. „Jetzt fühle ich mich aber wieder als Mitglied der Band“, sagt er. Bei den kommenden Konzerten ist er ebenso dabei wie bei den Aufnahmen zum neuen Album, die schon weit vorangeschritten sind.
1988 hatte er mit Perau zusammen die Band gegründet. Sie kannten sich von der Schule, dem Erich-Kästner-Gymnasium in Laatzen. „Im Sommer vorher waren wir zusammen im Urlaub gewesen, in Ungarn am Plattensee“, erinnert er sich. „Ich hatte meine Gitarre dabei. Oli hat gesungen. Wir haben ein bisschen herumprobiert.“ Perau habe damals eher an eine Karriere als Profisportler gedacht. „Dabei ist er der geborene Showmensch. Es hat nur ein bisschen gedauert, bis er das zeigen konnte“, sagt Martin Wichary amüsiert.
Vom ersten Konzert in der alten Schulaula ging es rasch in die damals angesagten alternativen Clubs der Stadt wie dem Musiktheater Bad in Herrenhausen und dem M.A.D. im Hinterhofkeller an der Georgstraße. „Es waren wilde Zeiten“, erinnert sich Wichary. Die erste von einigen Bandumbesetzungen erfolgte 1991, noch bei den Aufnahmen zum Debütalbum „Life in times of ...“. Das Depeche-Mode-Cover „Policy of truth“ katapultierte Terry Hoax 1992 auf die europäische Landkarte; das Video dazu, praktisch ohne Budget an einem Kiesteich gedreht, wurde zum meistgezeigten beim Musikfernsehsender MTV. Das Album „Freedom circus“ wurde zum Hit.
1996 löste sich Terry Hoax auf und fand 2008 wieder zusammen. Wichary blieb bis 2011. Dann setzte er andere Prioritäten. Er hatte sich schon vorher immer um die Finanzen der Band gekümmert. Nach der Trennung studierte er Buchhaltung und arbeitete sich von der Poststelle des Reiseunternehmens Tui in eine Führungsposition vor. „Ich bin für einige Hundert Mitarbeiter weltweit verantwortlich“, sagt er. „Das mit der Band zu verbinden, war interessant, aber doch sehr sportlich.“
56 ist er jetzt. Die Kinder sind aus dem Haus. „In der Corona-Zeit hatte ich viel Zeit, mich um mein Instrument zu kümmern und besser zu werden“, sagt er. „Das gilt für uns alle. Wir gehen mit viel mehr Selbstbewusstsein als früher ins Studio.“ Dieses Studio ist der Peppermint Pavillon auf dem ehemaligen Expo-Gelände Ost. Inhaber Wolfgang Sick ist ein großer Fan der Band.
Die elf Songs für das neue Album sind weitgehend aufgenommen. Es soll im November erscheinen, rechtzeitig vor dem traditionellen Jahresabschlusskonzert im Capitol. Erste Hörproben lassen den klassischen Terry-Hoax-Sound aus wuchtigen Gitarren und Ohrwurmmelodien erkennen. Eine Vorabsingle, „Circle of desire“, ist bereits veröffentlicht, der Dreh zur nächsten, „Falling“, abgeschlossen. „Es ist super geworden, ich freue mich darauf“, sagt Martin Wichary. „Es macht einfach wieder Spaß.“
Die nächsten Konzerttermine von Terry Hoax: 7. September beim Sarstedt Open Air und 13. Dezember zum „Terry Xmas“-Jahresabschluss im Capitol.