Der Lichtkünstler Franz Betz und die Malerin Katrin Hamann haben den Begriff „Honigschleuder“ gewählt – weil der runde Bau an jene Zentrifugen erinnert, in denen Bienenhonig gewonnen wird, weil es um eine Transformation geht und weil von den beiden Treppen, die den Bunker wie eine Doppelhelix durchziehen, 42 vieleckige Räume abgehen, die sie an Waben erinnern – und die Ende Mai zu Orten der Kunst werden sollen.
„42+x“ Künstlerinnen und Künstler aller Sparten sollen die Räume bespielen. Sie kommen zum Großteil aus Hannover, aber auch aus anderen deutschen Städten sowie aus Ägypten, Brasilien, Guatemala, Holland, Indonesien, Italien und den USA. Das macht eine Person plus Wabe und noch einige dazu. Vor dem Eingang wird es ein Schwarmkunstwerk geben. „Da wird mit Wachs gearbeitet“, sagt Hamann, „passend zum Thema.“ Und unter dem Dach, dort, wo noch Reste der monströsen ehemaligen Belüftungsanlage des Weltkriegsbunkers aus den Wänden ragen, wird die Künstlerin Ilka Theurich eine Performance zeigen.
Sie gehört zu jenen Beteiligten, die an jenem Nachmittag das Gebäude inspizieren, weil sie ortsgebundene Arbeiten planen. Auch die 79-jährige Bildhauerin Ulrike Enders ist da, die Fotografin Franziska Stünkel und ihr Kollege Micha Neugebauer. Der Künstler und Galerist Cem Koz schaut vorbei, der den Bunker vor acht Jahren mit seinem Festival „Muse“ auch schon einmal für die Kunst erschloss.
Hamann und Betz haben die vergangenen eineinhalb Monate gefegt und gefeudelt, den Hochdruckreiniger rausgeholt, Feuerlöscher und Licht in dem fensterlosen Bau installiert. Betz sitzt an der Quelle; die Leuchtmittel stammen aus seinem Lichtkunst-Fundus. Auch Spuren vergangener Veranstaltungen wurden beseitigt – aber nicht alle. An einer Stelle des Treppenhauses schweben noch kleine Origami-Vögel an Fäden; in manchen Räumen deuten Wandbemalungen auf frühere Ausstellungen hin.
2019 zeigte dort das Theater Erlebnis, das jetzige Quartier-Theater, die Inszenierung „Experiment Einsamkeit“. Ein unerwartet fruchtbarer Ort, wenn man ihn bespielt.
Seit Jahren plant die aktuelle Eigentümerin, die Deutsche Rockmusik Stiftung, darin ein Museum zur Geschichte und Zukunft der Musiktechnik einzurichten. Jetzt aber erst einmal „Flüssiges Gold aus 42 Kunstwaben“, so der Untertitel des spektakulären Ausstellungsprojekts, das wie so vieles in der Kunst wirtschaftlich kaum Sinn ergibt (Fördermittel gab es von der Volksbank Stiftung, dem Kulturbüro und dem Stadtbezirk Nord). Betz setzt auf ideelle Wirkkraft: „Ich mag die Vorstellung einer Zentrifuge, die die Kunst nach außen trägt.“
Die „Honigschleuder“ wird am Freitag, 24. Mai, um 18 Uhr eröffnet. Am 25. und 26. Mai ist sie von 13 bis 18 Uhr zugänglich.