Wer derzeit in Hannover eine Wohnung sucht, findet in immer weniger Stadtteilen Angebote für weniger als 10 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Das zeigt sehr anschaulich eine Analyse des Dienstleisters Real Estate Pilot für diese Redaktion.
Das Unternehmen wertet bundesweit die Angebotsanzeigen in Wohnungsportalen aus. Das Ergebnis für Hannovers Stadtteile: Im ersten Quartal 2024 lagen in nur noch acht Stadtteilen die durchschnittlichen Mietangebote unter 9,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Der aktuell teuerste Stadtteil beim Durchschnittspreis der inserierten Angebote ist eine Überraschung, denn er zeichnete sich bisher eher durch ein leicht unterdurchschnittliches Mietniveau aus: Es ist Limmer.
Miethöhen: Limmer sticht besonders hervor13,95 Euro beträgt der Wert laut Real-Estate-Pilot-Analyse derzeit in Limmer. Damit kostet eine durchschnittliche 80-Quadratmeter-Wohnung dort 1116 Euro Kaltmiete im Monat, also zuzüglich Heiz- und Betriebskosten. Im ersten Quartal 2019 waren es noch 9,01 Euro (monatliche Gesamtmiete also rund 721 Euro), im Jahr 2020 sackte der Quadratmeterpreis kurzzeitig auf 8,44 Euro ab und stieg dann kontinuierlich an – besonders rasant von 2023 auf 2024, nämlich von 10 Euro auf die aktuellen 13,95 Euro pro Quadratmeter.
Grund dürfte allerdings kein allgemeiner Preisanstieg in Limmer sein, sondern eine schlagartige Ausweitung und Veränderung des Angebots. In dem westlichen Stadtteil Hannovers wurden ab 2023 im Neubaugebiet Wasserstadt Hunderte zusätzliche Wohnungen in Neubauqualität bezugsfertig. Zwar gibt es laut städtischer Auflage wie in allen Neubaugebieten auch dort einen Anteil von preisgedämpften, weil staatlich geförderten Wohnungen. Aber der weitaus größte Teil wird frei am Markt vertrieben, hat zudem teilweise einen Wasserblick und hohe energetische Standards – und das kostet.
In Bemerode gibt es einen ähnlichen EffektEin ähnlicher Effekt lässt sich in Bemerode beobachten, denn zu diesem Stadtteil gehört Niedersachsens größtes Neubaugebiet Kronsberg-Süd/Kronsrode. Dort sind allerdings etliche Genossenschaften und kommunale Wohnbaugesellschaften involviert, außerdem ist die Quote an geförderten Wohnungen dort bereits auf 30 Prozent angehoben gewesen, sodass der Preisanstieg etwas gedämpfter ausfällt.
Wer aktuell in Bemerode eine Wohnung sucht, findet Angebote über durchschnittlich 11,84 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter – das sind bei 80 Quadratmetern gut 947 Euro im Monat. Zum Vergleich: 2019 waren es stadtteilweit noch 8,16 Euro oder rund 653 Euro.
Mühlenberg ist am preiswertestenAndere Stadtteile waren schon immer ein etwas teureres Pflaster, haben aber trotzdem noch mal zugelegt. Bult etwa liegt mit 13,89 Euro Quadratmeter-Kaltmiete gleich hinter Limmer auf dem zweiten Platz, dort waren es 2019 noch 10,10 Euro. Im Zooviertel stiegen die Quadratmeter-Angebotsmieten von 9,54 auf 12,13 Euro. Spürbar ist der Anstieg auch in den großen Gründerzeitstadtteilen wie Linden-Mitte (11,76 Euro), Nordstadt (11,57 Euro), Südstadt (11,45 Euro), Oststadt (11,50 Euro) und List (11,30 Euro). Insgesamt lässt sich beobachten, dass in etlichen Stadtteilen die Angebotsmieten seit 2019 um 25 Prozent und mehr gestiegen sind.Preiswertester Stadtteil derzeit ist Mühlenberg mit 8,50 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete, gefolgt von Sahlkamp mit 8,60 Euro. Zu weiteren relativ günstigen Stadtteilen gehören Badenstedt und Davenstedt mit jeweils 9 Euro, Stöcken mit 9,33 Euro, Misburg-Süd mit 9,36 Euro und Wettbergen mit 9,39 Euro.
Angebotsdaten werden gescanntBei den Daten handelt es sich um reine Angebotsdaten aus der Immobiliendatenbank Geomap. Die Firma Real Estate Pilot scannt sie aus bundesweiten Angebotsübersichten etwa in Tageszeitungen und Internetportalen. Das in Leipzig ansässige Unternehmen leistet dadurch einen Beitrag zur Digitalisierung der Immobilienbranche. Berücksichtigt werden aber nur unmöblierte Wohnungen und Angebote ohne Wohnberechtigungsschein.
Real Estate Pilot hat andere Datengrundlage als MietspiegelDie Daten sind jedoch nicht zu verwechseln mit den amtlichen Daten des Mietspiegels, den die Region alle zwei Jahre für alle 21 Kommunen in Hannover und dem Umland erstellen lässt. Beim Mietspiegel fließen auch Miethöhen ein von Wohnungen, die bereits seit bis zu sechs Jahren vermietet sind. Deshalb wirkt der Mietspiegel eher dämpfend auf den Preisanstieg, während die Geomap-Daten abbilden, womit sich Suchende auf dem Wohnungsmarkt tatsächlich konfrontiert sehen.