Das liegt aber nicht nur daran, dass Bekeschus mit viel Lokalkolorit und Hintergrundwissen über die seit Ewigkeiten schwelende Rivalität zwischen Hannover (sein Wohnort) und Braunschweig (wo er aufgewachsen ist) schreibt. „Mein Beitrag zur Völkerverständigung“ hatte er 2022 noch über sein Debüt „Gaußberg“ gescherzt, in dem eine Leiche mit Eintracht-Braunschweig-Tattoo aus dem Mittellandkanal gefischt wird. Das Spektrum hat sich seitdem erweitert, der Fokus verschoben.
„Ich schreibe Bücher mit Tiefgang und queeren Themen“, findet er. Denn während Wim Schneider ein Eigenbrötler ist, der mit allen Neuerungen und vor allem der Technik fremdelt, ist die Ermittlerin Rosalie das Gegenteil. „Jung, dynamisch, ehrgeizig. Sie lebt offen lesbisch und engagiert sich für queere Kolleginnen und Kollegen bei der Polizei.“
Konflikte zwischen den Generationen und den Lebensmodellen sind unausweichlich. „Ich will ein authentisches Bild unserer vielfältigen Gesellschaft zeichnen“, sagt der Autor. Ihn freut, dass sich auf dem Cover von „Im Eichtal“ die Sonnenstrahlen im Fluss brechen, dadurch ein kleiner Regenbogen in der Spiegelung entsteht. „Das passt zu mir und zum Buch.“
Bekeschus ist auf Erfolgskurs. Und vermutlich ein Musterknabe in den Augen seines Verlags. Denn der 45-Jährige, der im Hauptberuf im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur von Falko Mohrs (39) arbeitet und vor allem fachliche Stellungnahmen schreibt, baut zielstrebig eine Autorenmarke auf. „Marketing ist wichtig“, findet er. Schon lange vor der Veröffentlichung seines ersten Krimis hatte er ein Instagram-Profil erstellt, jeden seiner Schritte kommentiert und dokumentiert – und sich so unter @mario_schreibt ein Netzwerk und eine Fanbasis aufgebaut.
„Diversity ist mein Herzensthema“, damit findet er in den sozialen Medien großen Anklang – und wurde für den Lovely-Books-Award nominiert. „Das größte Büchernetzwerk in Deutschland“, schwärmt Bekeschus über die Plattform, in der Lesende Bücher empfehlen. „Gewonnen hat wie jedes Jahr Sebastian Fitzek, aber ich habe meinen 25. Platz gefeiert.“ Er habe nie gedacht, dass sein „kleiner Regionalkrimi“ in einer Liga mit Fitzek, Andreas Gruber (55) oder Rita Falk (59) spielen könnte. „Das ist eine tolle Referenz. Ich kann allen Autorinnen und Autoren nur empfehlen, sich da reinzuhängen.“
Auf Instagram und Facebook berichtet Bekeschus über seinen Schreibprozess, weist auf Veranstaltungen hin, moderiert sogar einen „Debütant*innen-Talk“. Denn: „Leserinnen und Leser lieben es, hinter die Kulissen zu blicken.“ Um dafür (und zum Schreiben) Zeit zu haben, hat er seine Stelle im Ministerium etwas reduziert, hat so zwei freie Nachmittage pro Woche. „Ich trenne das glasklar“, betont er.
Gerade war er mit Viva Cruises auf Krimi-Flusskreuzfahrt zwischen Berlin und Bremen. „Das war spannend, weil Krimifans aus ganz Deutschland an Bord waren. Denen musste ich die Rivalität zwischen Hannover und Braunschweig erst erklären. Das ergab spannende Gespräche.“ In Braunschweig gibt es zu allen drei Bekeschus-Büchern Stadtrundgänge zu den wichtigsten Handlungsorten, ein Deutschleistungskurs an einem Gymnasium in seiner Heimatstadt hat einen seiner Romane sogar zum Thema Kriminalliteratur durchgenommen.
Wie geht es jetzt weiter? Im dritten Band hatte Bekeschus hannoversche Stadtteile wie Wettbergen und Bult in den Vordergrund gestellt („Da wohnen Menschen. Es muss nicht immer alles in schönen Altbauwohnungen in der List stattfinden“), in der Fortsetzung geht es ans Steintor. „Ein Cold Case aus den 1990er-Jahren wird neu aufgerollt.“ Und natürlich gibt es Parallelen zu einem Mordfall – in Braunschweig.
Mario Bekeschus liest am