Johanniter unterstützen Notfallübung Einsatzkräfte der Ortsverbände Hannover-Wasserturm und Landesbergen gestalten realitätsnahe Unfallszenarien
Hannover / Nienburg. Mit Schminke, Knetmasse und Theaterblut verwandelt der Johanniter Michael Jakobson die Rettungssanitäterin Lisa-Marina Moravec in eine Patientin. Es ist ein kühler Vormittag auf dem Gelände der BASF Catalysts Germany GmbH im hannoverschen Stadtteil Bult. Das Unternehmen will mit einem realistisch anmutenden Unfallszenario testen, wie gut die Belegschaft auf einen Notfall reagiert. Die unangekündigte Übung findet einmal in der hannoverschen Zen-trale mit Verwaltung, Vertrieb sowie Produktentwicklung statt; am Tag darauf auch im Katalysatorenwerk von BASF in Nienburg. Wichtigste Erkenntnis: Die Hilfsbereitschaft ist groß.Jakobson koordiniert im Ortsverband Hannover-Wasserturm der Johanniter unter anderem Sondereinsatzdienste und unterstützt bei der Ausbildung von Freiwilligendienstleistenden im Bevölkerungsschutz. Ein Team dieser jungen Frauen und Männer hat er für die Notfallübung zusammengestellt; alle sind Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter. Moravec mimt eine junge Besucherin, die im Treppenhaus der BASF-Zentrale stürzt. „Solche Unfälle ziehen oft mehrere Verletzungen nach sich“, berichtet Jakobson, während er der jungen Frau mit geübten Handgriffen einen offenen Bruch auf den Arm sowie einen blutig wirkenden Riss auf die Stirn platziert. Ein Fußgelenk bekommt die typische Blaufärbung einer Knöchelverletzung verpasst. Zwei weitere Freiwilligendienstleistende warten in einem Rettungstransportwagen (RTW) in einer abgelegenen Seitenstraße auf ihren Einsatz. Bei BASF wissen an diesem Tag nur Akrem Jabri und Ulf Nordholz vom Bereich „Environmental. Health & Safety“ (EH&S) über die Übung Bescheid. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind ihre Fachgebiete; die Notfallübungen haben sie geplant. Unternehmen müssen einen bestimmten Prozentsatz an betrieblichen Ersthelfenden aufbieten. Diese werden von Dritten ausgebildet, auch die Johanniter machen so etwas. In Hannover und Nienburg verfügt BASF Catalysts Germany zusammen über 194 ausgebildete Ersthelfende mit Basiswissen über lebensrettende Sofortmaßnahmen. „Das sind mehr als die erforderlichen zehn Prozent der Belegschaft“, freut sich Jabri. In Nienburg seien zudem Betriebssanitäter aktiv, die zusätzlich für den Einsatz von Geräten wie dem Beatmungsbeutel ausgebildet sind. Darin zeige sich das große Engagement vieler Mitarbeitender, findet Jabri.
In Nienburg – dort gab es im vorigen November bereits eine Notfallübung mit der Werkfeuerwehr des Industrieparks – holt das EH&S-Team die Johanniter vom Ortsverband Landesbergen als Übungspartner ins Boot. Die Ehrenamtliche Christina Princk begleitet oft Ausbildungen sowie Notfallübungen in Schulen oder bei Freiwilligen Feuerwehren. Den Einsatz im BASF-Werk gestaltet auch sie als Treppensturz und schminkt dafür der Erste-Hilfe-Trainerin und Freiwilligendienstleistenden Lisa Schmauder passende „Verletzungen“. Dann holt sie Hilfe. Sofort kümmern sich zwei Mitarbeitende um Schmauder, setzen einen Notruf ab und besorgen einen Erste-Hilfe-Kasten. Innerhalb weniger Minuten sind zudem Betriebssanitäter samt einem Automatisierten Externen Defribrillator (AED) für eine etwaige Reanimation da.
„Sie haben wirklich schnell reagiert“, lobt Princk. In Hannover macht sich am Tag zuvor Michael Jakobson auf die Suche nach Ersthelfern, nachdem er und Jabri die „verletzte Person“ im Treppenhaus platziert haben. Der Johanniter wird gleich in den angrenzenden Büros fündig, zwei Mitarbeitende folgen seiner Bitte um Hilfe umgehend. Wie sich zeigt, sind beide keine ausgebildeten Ersthelfer. Doch auch hier: Niemand zögert; der Erste-Hilfe-Kasten ist schnell gefunden, ein Notruf wird abgesetzt – den leiten die Übungsleiter an die in Bereitschaft stehende RTW-Besatzung weiter. Sie übernimmt die weitere Versorgung, bis die „verletzte“ Lisa-Marina Moravec transportbereit ist.
„In beiden Fällen funktionierte die Meldekette“, bilanziert Jabri zufrieden. BASF wertet die Übungen nun aus. Es geht um wichtige Details. Das Unternehmen will unter anderem noch besser darüber aufklären, welcher Betriebshelfer auch tatsächlich vor Ort ist. Mehr Klarheit spart auch Zeit. Und im Notfall zählt jede Minute.