Für die 12.000 Quadratmeter große Fläche am Ostrand der Innenstadt hatte es 2018/2019 Hannovers bislang größte Bürgerbeteiligung gegeben, die in einen Architekturwettbewerb mündete. Das Ergebnis: Im Halbrund der Bäume, die bestehen bleiben und ergänzt werden, entsteht eine 30 Meter hohe illuminierte Stele, gesäumt von zwei Wasserspielen und rundherum locker verteilten Freizeit-, Spiel- und Sportflächen. Die Wettbewerbssieger, das Berliner Büro Grieger Harzer, hat es sogar hinbekommen, dass weiterhin Platz sein soll etwa für die beliebten Stoffmärkte und für Demonstrationen.
Weil der Umbau inklusive einer Brunnen-Versetzung mit etwa 8,62 Millionen Euro veranschlagt ist, waren zuletzt Zweifel an der Umsetzung gewachsen. CDU und FDP hatten vorgeschlagen, das Projekt um Jahre zu verschieben. Seit aber im Herbst die Rathausmehrheit aus Grünen und SPD zerbrochen ist, ist die Blockadehaltung der Opposition aufgeweicht – jetzt ist kaum noch jemand ernsthaft gegen den Umbau. Nur die Linken melden Kritik an: Bibliotheken schließen und Plätze umbauen passe irgendwie nicht zusammen, sagte Fraktionschef Dirk Machentanz im Bauausschuss.
Grüne und SPD, CDU und FDP setzten aber in unterschiedlichen Konstellationen eigene Akzente.
Weniger Sport: SPD, CDU und FDP setzten in einem gemeinsamen Antrag durch, dass die geplante Calisthenics-Freizeitsportanlage am Südrand nur gebaut wird, wenn sich dafür Sponsoren finden. Calisthenics ist eine Art athletisches Krafttraining an Fitnessstangen. Einen beliebten öffentlichen Calisthenics-Park gibt es etwa am Olympia-Stützpunkt nahe dem Maschsee.Brunnen einlagern: Ebenfalls von SPD, CDU und FDP kommt der Vorschlag, den Gänselieselbrunnen, der derzeit auf dem Steintorplatz steht, nicht wie geplant zum Goseriedeplatz umzusiedeln, wo er historisch hingehört, sondern zunächst nur abzubauen und für maximal fünf Jahre einzulagern. Beide Vorschläge sollen zusammen etwa eine Million Euro einsparen.Radverkehr entzerren: Von den Grünen kommt der Vorschlag, den Radverkehr nicht wie von Planern und Stadt gewünscht ungezügelt über den Platz zu führen, weil sie Konflikte mit Fußgängern fürchten. Zugleich wollen sie nicht, wie vom Radclub ADFC gefordert, eine Komplettumfahrung des Platzes. Stattdessen soll der Radverkehr jetzt in einer eigenen Spur in einem leichten Bogen südlich um die Stele und die beiden Wasserspiele herumgeführt werden.Für den Grünen-Vorschlag, den die SPD kategorisch ablehnt, gab es Zustimmung von der CDU-Fraktion. Das war zwar eine ungewöhnliche Konstellation, ist aber das, was alle Parteien nach Auflösung des grün-roten Mehrheitsbündnisses im Rat als neue Freiheit beschrieben haben: Dass sich Mehrheiten anhand von Sachfragen bilden und nicht wegen Bündniszwängen.
Bei FDP-Fraktionschef Wilfried Engelke aber löste der Vorgang helle Empörung aus. „Bisher habe ich immer verlässliche Akteure im Rat vorgefunden“, sagte er. Dass die CDU in einem Aspekt mit den Grünen stimme, obwohl sie auch mit SPD und FDP einen Antrag vorbereitet habe, das „macht mich ärgerlich. Wundern Sie sich nicht, dass die Leute die Schnauze voll haben.“ Solches Handeln befördere Politikverdrossenheit und stärke die AfD, sagte Engelke sichtlich wütend.
CDU-Baupolitiker Patrick Hoare sagte, man habe sich sich an Sachfragen orientiert. Der Vorwurf mangelnder Verlässlichkeit sei „völliger Schwachsinn – das stärkt nicht die AfD. Ich weiß nicht, was Sie geritten hat“. Was sich wiederum Engelke verbat.
Am Ende fanden alle drei Änderungen eine Mehrheit. Wenn der Rat final zustimmt, was zu erwarten ist, muss die Verwaltung in Sachen Radverkehr, Fitnessanlage und Brunnen die Planung ändern. Der Umbau soll voraussichtlich 2025 starten und könnte ab 2026 fertig werden. Hannover hätte dann – da waren sich wiederum alle Player einig – ein neues, leuchtendes Wahrzeichen.