Der Grasdorfer Helmut Flohr hat jetzt ein Buch über die wechselhafte Geschichte der Hofstelle veröffentlicht. Den Großteil der Recherche hatte der 93-Jährige bereits vor vier Jahren abgeschlossen und einen kleinen, nicht veröffentlichten Band daraus gemacht. Nun liegt das auf 80 Seiten erweiterte Werk erstmals im Handel vor.
„Ich bin immer wieder darauf angesprochen worden“, sagt Flohr, der wegen anderer historischer Werke insbesondere zu seinem Wohnort Grasdorf bekannt ist. Nach seiner Recherche im Jahr 2021 hätten ihn vor allem historisch Interessierte aus Alt-Laatzen gebeten, das Werk mehr Menschen zugänglich zu machen. Aus technischen Gründen dauerte es allerdings einige Zeit, bis das Projekt zum Abschluss kam.
Dass es in seinem nach eigenem Bekunden wohl letzten Buch ausschließlich um ein Alt-Laatzener Gebäude geht, hängt auch mit Flohrs Familiengeschichte zusammen. Erbaut hatte das Vierständerhaus im Jahr 1820 Flohrs Urururgroßvater Johann Heinrich Flohr, der Anfang des 19. Jahrhunderts Amtszimmermeister in Grasdorf war. Spätere Anbauten erfolgten durch dessen Nachfahren Heinrich und Friedrich Flohr.
Das damals neue Gebäude bestand aus einem großen Stallfach, das Besuchern beim Befahren des Flebbehof-Areals heute als Erstes ins Auge springt, und dem dahinter gelegene Wohnfach, das auf der Rückseite in Richtung Leinemasch liegt. 1850 ließen die Eigentümer den Wohnbereich dann zu einem größeren und repräsentativeren Fachwerkhaus umbauen – mit einem architektonischen Kniff: „Die Hausachse wurde gedreht und zweigeschossig, mit vernünftigen Kopfhöhen ausgestattet“, sagt Flohr. Der Fachwerkgiebel und die klassizistische Haustür seien seines Wissens einzigartig im gesamten Calenberger Land.
Die Hofstelle selbst ist viel älter als der noch erhaltene Bau. Bereits 1593 wurde sie als „Vollmeierhof Nr. 5“ zu den acht Meierhöfen des Dorfes gerechnet. Um 1800 bewirtschaftete die Bauernfamilie Stamme den Hof. Als die Gutstochter Christiane Amalia Stamme dann 1815 Friedrich Daniel Flebbe heiratete, wurde aus dem Stamme- der Flebbehof. Die Namen des Ehepaares sind noch heute auf dem Balken über dem Eingangsbereich zum Stallfach zu lesen.
Neben historischen Hintergründen und architektonischen Besonderheiten, darunter die Geschichte der ehemaligen Nebengebäude und des Brunnens, hat Flohr auch berechnet, wie viel Material seinerzeit verbaut wurde – und was allein die Zimmerarbeiten heute kosten würden. Verbaut sind demnach unter anderem 104 Kubikmeter Eichen- und Nadelholz, etwa 1500 Holznägel und 52 Kilogramm Eisennägel. Einschließlich der Arbeitsstunden würden allein die Zimmerarbeiten heute mit 340.000 Euro Brutto zu Buche schlagen.
Ausführlich geht Flohr in seiner Dokumentation auch auf den Kampf um den Erhalt des Gebäudes ein. Bis 2009 hatte die Stadt das Areal als Baubetriebshof genutzt. Als dieser umzog, plante die Kommune eine Wohnbebauung. Dabei blieb die Frage offen, wie viel vom Bestand erhalten bleiben könnte. Die Bürgerinitiative „BI Alter Markt“ um deren Initiator Michael Wald kämpfte daraufhin vehement dafür, das Hauptgebäude zu retten. Auch Flohr selbst engagierte sich damals.
Mit Erfolg: In die Ausschreibung für das Gesamtareal hatte die Stadt eingefügt, dass ein Erhalt angestrebt werde. Und mit dem Immobilienunternehmen Meravis fand sich schließlich ein Investor, der diesen auch umsetzte. Heute sind in dem Gebäude Mietwohnungen, Büros und ein ambulanter Pflegedienst untergebracht.
Das Werk „Der Flebbehof in Laatzen. 1820-2022“ ist im Eigenverlag erschienen und kostet 32 Euro. Erhältlich ist es beim Edeka-Hippauf-Markt in Alt-Laatzen, Hildesheimer Straße 71, beim Grasdorfer Nahkauf-Markt, Am Kampf 11, sowie beim Autor selbst. Helmut Flohr ist unter Telefon (0511) 821330 erreichbar.