20 Jahre war der gemeinnützige Bildungsverein Heuhüpfer in Hiddestorf beheimatet. Eineinhalb Jahre lang dauerte die Suche nach einer neuen Bleibe. Nun hat er diesen in Harkenbleck an der Arnumer Straße 1 gefunden. Ab dem Frühjahr 2026 soll dort die Arbeit als anerkannter außerschulischer Lernort zur Bildung für nachhaltige Entwicklung mit den Schwerpunkten Landwirtschaft, nachhaltige Ernährung und Ökologie fortgesetzt werden.
„Der Generationswechsel auf dem Hiddestorfer Biolandbetrieb Kampfelder Hof hat zur Folge, dass der Heuhüpfer seine Arbeit an einem neuen Standort fortsetzen wird“, erläutert Vereinsvorstandsmitglied Petra Burchard. „Hiermit verbunden ist unsere Idee, sich inhaltlich für die Zukunft unserer Bildungsarbeit breiter aufzustellen“, ergänzt ihre Vorstandskollegin Elisabeth Seiler für das insgesamt zwölfköpfige Mitarbeiterinnen-Team.
Das Kernstück des Umzugs nach Harkenbleck: Auf 2000 Quadratmeter Freifläche entsteht ein sogenannter Weltacker für die Region Hannover. Dadurch, dass globale Aspekte stärker in den Fokus rücken, sollen auch vermehrt ältere Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene angesprochen werden. In Hiddestorf verfügten die Heuhüpfer im Unterschied dazu bislang nur über einen rund 700 Quadratmeter großen Kinderacker, auf dem gemeinsam mit Schulklassen und Kindergartengruppen Gemüse angebaut, geerntet und genossen wurde.
Durch den neuen Weltacker erleben die großen und kleinen Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei den Bildungsangeboten des Vereins künftig, wie nachhaltige Landwirtschaft, zukunftsfähige Ernährung und Fragen der globalen Verteilung von Ackerfläche und landwirtschaftlicher Produktion global und lokal zusammenhängen. Da geht es um Klimaschutz und CO₂-Bodenspeicher, um Flächenressourcen und Wohnraumgestaltung, aber auch um Biodiversität mit Insekten, Wildpflanzen und alten Nutzpflanzensorten.
Orientiert an den Aussagen der „Planetary Health Diet“ wächst dabei mit praktischer Ausgestaltung durch Kursteilnehmende gemeinsam die Ausgestaltung des Weltackers. „Vor Ort wird er einzigartig sein. Die nächsten Weltäcker liegen in Berlin und Osnabrück“, erläutert Elisabeth Seiler. Gemeinsam mit der Vereinsreferentin Antonia Schaprian und Nicole Mäkelburg, einer Harkenbleckerin, schaufelt sie dafür bei einer gemeinsamen Pflanz- und Kennenlernaktion Erdreich in Schubkarren. „Unsere Familie will beim Projekt hier in unserem Ort gern mitmachen“, so die zweifache Mutter Mäkelburg.
In der Nähe zeigt derweil die Redenerin Susanne Lieberknecht der Heuhüpfer-Vorsitzenden Petra Burchard, wie sie am besten junge Bäume per Kokosseil für einen geraden Wuchs an einen Holzpfosten bindet: „Immer gegen die Hauptwindrichtung.“ Rund 25 Meter Haselnusshecke und Sträucher pflanzt das Team an diesem Aktionstag. Dazu drei Bäume: einen Walnussbaum und die Apfelbaumsorte Jakob Lebel.
„Für Schulungen bauen wir das angrenzende Stallgebäude außerdem für einen Seminarraum um“, so Schaprian. Auf rund 190.000 Euro Gesamtkosten kalkuliert der Vorstand die nun begonnene Anlage des Weltackers. Davon sind allein etwa 100.000 Euro für den Umbau im Gebäude vorgesehen.
Dazu sind nicht nur bereits zahlreiche Anträge bei Stiftungen und möglichen Sponsoren gestellt. „Die Anpflanzung der Dauerkulturen – Obstbäume und Obststräucher sowie die Vogel- und Insektenschutzhecke – werden von der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert. Die Stiftung wird das Projekt auch in anderen Bereichen fördern“, berichtet Vorstandsmitglied Seiler. Da zusätzliche Spenden jedoch erforderlich sind, hat der Verein über die Spendenplattform Betterplace ein Crowdfunding gestartet. In den ersten sechs Wochen sind hierüber bereits mehr als 7000 Euro an Spenden gesammelt worden. „Das können wir gut gebrauchen – für den Umzug, für einen Rasenmäher und für Sitzgelegenheiten“, listet sie auf.
Dass es durch den Umzug nach der im April 2026 geplanten Neueröffnung in Harkenbleck zu einem Rückgang bei den Nutzern und Nutzerinnen des Lernortes kommt, fürchtet im Verein niemand. Durch den neuen Standort und das inhaltlich erweiterte pädagogische Weltacker-Angebot auch für Ältere bestehe nun eine räumliche Nähe zu drei Kooperativen Gesamtschulen. Aus der Region liegen darüber hinaus bereits von vielen Schulen und Einrichtungen Buchungen vor.
Interesse am handlungs- und lösungsorientierten Bildungsprojekt zeigen auch der Verband für Entwicklungspolitik Niedersachsen (Ven) und Brot für die Welt. Beide Verbände werden auf dem Gelände des Weltackers gezielt Nord-Süd-Verteilungsthematiken und Fragen der Gerechtigkeit aufgreifen, sowie eigene Veranstaltungen zum Thema anbieten.