Eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte: Vor sechs Jahren beschloss die damals 18-jährige Hannah Janßen, eine Schule in Ghana zu bauen. Jetzt steht die Schule und bietet aktuell Platz für rund 150 Kinder. Am 1. Dezember bekam Janßen dafür von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier persönlich im Schloss Bellevue in Berlin die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Janßen freut sich: „Das Lob tut jetzt auch mal ganz gut“, sagt sie. Denn leicht war der Weg nicht. Die in Hannover-Ricklingen aufgewachsene Janßen bestand 2019 ihr Abitur an der KGS Hemmingen.
Anschließend arbeitete sie drei Monate an einer Schule in der ghanaischen Hauptstadt Accra. „Die Wahl auf Ghana fiel komplett zufällig“, sagt Janßen. Dort traf sie auf den engagierten Lehrer Antonio Freeman, der die Vision einer für alle Kinder zugänglichen modernen Schule mit hochwertigen pädagogischen Standards hatte. „Die städtischen Schulen in Ghana sind häufig nicht gut ausgestattet. Teilweise regnet es rein“, berichtet Janßen. Im Unterricht sollen Kinder manchmal Schläge bekommen.
Gemeinsam mit ihrem Schulfreund Aaron Hampe aus Hemmingen gründete Janßen dann in Deutschland den Verein „Zusammen für Ghana“. Mehr als 200.000 Euro haben Janßen und Hampe in den vergangenen fünf Jahren gesammelt. Das Geld reichte, um das zweistöckige Schulgebäude zu bauen, in dem Kinder im Grundschulalter unterrichtet werden. Die Kinder bekommen dort auch Schulmaterialien und ein Mittagessen. Aktuell hat das „Kinder Zentrum International“ 13 Angestellte. Finanziert wird alles über den Verein. Dokumentiert ist das im Internet auf der Seite zusammenfuerghana.de.
Janßen betont, dass das gesamte Projekt ohne Antonio Freeman nicht funktioniert hätte. „Er hat mit seinem Team die gesamte Koordination vor Ort übernommen“, sagt die 24-Jährige. Für sie ist das Projekt mit dem Schulbau auch noch nicht beendet. Janßen plant bereits einen weiteren Bau, in dem Klassen bis Jahrgang 9 unterrichtet werden sollen. Das trifft bei Gregor Ceylan, Leiter der KGS in Hemmingen-Westerfeld, auf offene Ohren. „Für den Jahrgang können wir dann auch über einen Schüleraustausch nachdenken“, sagt er. Die Carl-Friedrich-Gauß-Schule in Hemmingen ist auf Betreiben von Janßen und Hampe die Partnerschule der Einrichtung in Ghana geworden.
Unter der Leitung der Lehrerinnen Silvia Schlieter und Hilke Thering bietet die KGS eine Ghana-AG für alle Jahrgänge an. „Unter anderem tauschen wir uns alle paar Wochen per Live-Videokonferenz mit der Schule in Ghana aus“, sagt Schlieter. Einige Klassen wollen jetzt auch Patenschaften für Ghana übernehmen. Dafür spenden die Schülerinnen und Schüler einen Euro pro Monat, der dann direkt in die Finanzierung der Schule in Ghana fließt.
Janßen gibt offen zu, dass das Projekt teilweise kräftezehrend sei. Aus der ursprünglich „etwas naiven Idee“ sei mittlerweile „ein kleines Unternehmen“ geworden, um das sich Janßen und Hampe täglich ehrenamtlich kümmern. „Den ein oder anderen Nervenzusammenbruch hatte ich durchaus“, sagt die in Hannover-Linden lebende Janßen, die an der Universität Hildesheim studiert und kurz vor dem Abschluss ihres Grundschullehramtsstudiums steht. Langfristig will Janßen daran arbeiten, dass die Schule nicht mehr zu 100 Prozent von der Finanzierung des deutschen Vereins abhängig ist. So könnten vor Ort hergestellte Produkte zur Unterstützung der Schule verkauft werden. „Doch jetzt bauen wir erst mal das zweite Gebäude“, sagt Janßen mit der ruhigen Zuversicht derjenigen, die bereits eine beeindruckende Leistung vorzuweisen hat.