Künstliche Intelligenz dokumentiert Straßenschäden
Beklebt, verschmutzt, verblasst: 300 Schilder müssen gereinigt oder ausgebessert werden. Um Löcher geht es auch.

NeueTechnik zur Überwachung der Hemminger Straßen: Alexander Block (links) und Jan Dingeldey.Foto: Tobias Lehmann
Hemmingen. Die Stadt Hemmingen lässt ihre Straßen sowie Rad- und Gehwege jetzt elektronisch erfassen und durch eine Künstliche Intelligenz (KI) bewerten. Damit sollen unter andere Schäden frühzeitig erkannt und Folgekosten vermieden werden. Erstes Ergebnis: Mehr als 300 Straßenschilder sind beklebt, beschmutzt oder verblasst.

Der Betriebshof der Stadt Hemmingen hat also in den nächsten Wochen zu tun: 182 Schilder auf Hemmingens Straßen sind beklebt, 85 verschmutzt und 65 verblasst. „Innerhalb von sechs Tagen haben wir 98 Prozent der Straßen erfasst“, sagt Bürgermeister Jan Dingeldey (CDU).

Die Stadt hat zunächst einen Drei-Jahres-Vertrag mit dem Unternehmen Vialytics mit Sitz in Stuttgart geschlossen, um die elektronische Dokumentation der Straßen auch künftig fortzuführen.

In den Fahrzeugen des Betriebshofs und der Tiefbauabteilung wird künftig ein Smartphone eingebaut. Während der Fahrten erfasst es Straßen, Rad- und Gehwege, hält Schäden wie Schlaglöcher oder defekte Wasserabläufe fest und registriert Verkehrsschilder. Die gesammelten Daten werden anschließend von einer Künstlichen Intelligenz ausgewertet.

Lars Federowski, Leiter der Abteilung Tiefbau, beruhigt: „Der Datenschutz bleibt bewahrt. Menschen und andere Autos werden ausgeblendet und nicht abgespeichert.“ Für seine Abteilung sei die Technik eine deutliche Erleichterung der Arbeit. „Wir können Aufträge effizienter und effektiver abarbeiten“, sagt er. Zudem ließen sich durch die Früherkennung von Straßenschäden Folgekosten vermeiden.

Weiterhin diene das System auch der Beweispflicht zur Verkehrssicherheit. Dingeldey ergänzt: „Wir sparen damit eine Stelle ein, die wir ohnehin auch gar nicht besetzt haben.“ Der Bürgermeister bezieht sich darauf, dass Schäden der Straßen bisher immer nur bei persönlichen Begehungen begutachtet und auch nicht ganz ohne subjektiven Bezug eingestuft wurden. Jetzt wende die KI objektiv formulierte Regeln für alle Straßen an. Die Stadt investiert dafür rund 20.000 Euro jährlich. „Meines Wissens sind wir im südlichen Teil der Region Hannover bisher die einzige Kommune, die diese Möglichkeit nutzt“, sagt Dingeldey. Die Stadt will jetzt auch das für die Reinigung der Straßen beauftragte Unternehmen Kampmann bitten, die mit der entsprechenden Technik ausgerüsteten Handys einzusetzen, sodass die Dokumentation kontinuierlich fortgesetzt wird. Nach den ersten Befahrungen hat die KI den allgemeinen Zustand der Straßen im Stadtgebiet mit der Note 2,4 bewertet. „Das ist im Durchschnitt ziemlich gut“, sagt Vialytics-Mitarbeiter Alexander Block, der die Stadt Hemmingen betreut. Das Unternehmen hat rund 1000 Kunden weltweit, unter anderem auch Großstädte wie Prag. Das Handy kann bei den Fahrten kontinuierlich laufen oder auch nur bei bestimmten Stellen eingeschaltet werden. „Der Ort und die Zeit der Aufnahme wird dann gespeichert. Zusätzlich hat der Fahrer aber auch noch die Möglichkeit, einen Sprachkommentar dazu aufzunehmen“, sagt Block.

Die Künstliche Intelligenz teilt die Schäden nach Priorität ein. Das ist laut Dingeldey hilfreich. „Die Schilder hier am Rathausplatz sind zum Beispiel teilweise beklebt. Das sieht zwar nicht gut aus, ist dann aber doch nicht so dramatisch wie beklebte Schilder mit Tempoangaben oder Vorfahrtsregelungen.“ Öffentlich sollen die Ergebnisse der Straßenerfassung nicht dargestellt werden. „Möglicherweise werden wir einzelne Aspekte daraus in den politischen Ausschüssen hin und wieder vorstellen. Doch zunächst soll uns die Erfassung intern die Arbeit erleichtern“, sagt Dingeldey.

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