Weil Imbissreste, Plastiktüten, Zigarettenstummel, leere Flaschen und anderer Unrat nicht immer gleich dort landen, wo sie hingehören, hat Günther mit weiteren Mitstreitern die neue Arbeitsgemeinschaft „Alt-Laatzen putzt sich raus“ gegründet. Die AG ist Teil der Bürgerinitiative „Alt-Laatzen blüht auf“, es gibt sie seit dem Frühjahr. Anlass war die jährliche Rausputzaktion mit 30 Freiwilligen allein in Alt-Laatzen. Günther und andere Ehrenamtlichen sahen über den Tag hinaus Bedarf und schlossen sich zusammen.
Zu der sechsköpfigen AG gehören neben Günther noch dessen Frau Karin Göppel, das Ehepaar Holger Gitschel und Nicole Schreiber sowie Susanne Müller und Heide Schlensog. Die Gruppe besteht aus Berufstätigen und Rentnern und lernt sich gerade erst kennen. Gesammelt werde allein oder nach Absprache – geplant oder spontan – auch zusammen. Unterm Strich seien sie etwa alle drei Wochen unterwegs. Dafür, dass sich eine Regelmäßigkeit eingeschlichen hat, habe seine Frau eine Erklärung, erzählt Günther lachend: „Die sagt immer, Müll sammeln sei wie Chips essen: Wenn man einmal angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören.“Was sie immer wieder finden, seien Flachmänner, Pappbecher, Taschentücher und Verpackungsmüll sowie Zigarettenkippen und -schachteln, erzählt Heide Schlensog. Speziell für den Nachbarschaftspark hätten sie deshalb Kippenboxen gebaut, ergänzt Günther. Diese bestehen aus einer Halterung mit der Aufschrift „Gibt mir deine Kippe“, an der eine Deckel zum Ausdrücken der Glimmstängel befestigt ist und in die eine leere Tetrapackung gesteckt werden kann. Nach gewisser Zeit wird diese einfach erneuert und entsorgt.
Zu den eher ungewöhnlichen Funden gehörten bisher fünf Lachgaskartuschen, ein Berg aus etwa zehn Wodkaflaschen sowie eine über Nacht entsorgte Küche. Bei größeren Müllbergen sagten sie dem Quartiersmanagement oder der Stadt Bescheid, die sich dann kümmere. Die Zusammenarbeit klappe gut.
Wo im Stadtteil sie gefühlt besonders oft saubermachen müssten, will der Alt-Laatzener nicht sagen. Es gehe nicht darum, Orte herauszuheben, sondern allgemein um Straßensauberkeit, sagt Günther: „Der Müll verteilt sich auf Straßen, wo viel Fußgängerverkehr ist.“
Ob es sie nicht störe, dass andere immer wieder achtlos Müll wegwerfen? „Wir ärgern uns nicht, wir machen es weg“, sagt der 67-Jährige lachend. Außerdem mache es Spaß, Dinge gemeinschaftlich zu tun und Kontakte zu knüpfen. Für Günther, der vor seinem Ruhestand in leitender Funktion im Kultusministerium gearbeitet hat, wirkt die Tätigkeit auch beruhigend. „Es hat für mich etwas Meditatives, einfach Müll sammeln zu gehen“, sagt der Alt-Laatzener, dessen Arbeitswoche früher 50 bis 60 Stunden dauerte.
Was ihn und die übrige Gruppe freut: Begegnungsorte wie der Nachbarschaftspark sei deutlich sauberer als früher, als dort noch Hausmüll landete und reichlich Hundekot herumlag. Nun sehen auch wenig achtsame Raucher und Tierhalter, dass Freiwillige Kippen und Hundehaufen einsammelten. Das führe idealerweise zu einem Umdenken und dazu, beim nächsten Mal verantwortungsvoller zu sein. Das Gleiche gilt für jene, die bisher nach einem Snack oder Getränk ihren Müll stehen ließen.
Laatzens Ortsbürgermeister Bernd Stuckenberg (SPD) lobt den Einsatz der Freiwilligen: „Es ist schön, wenn sowas gemacht wird“, sagte er am Donnerstag. Je öfter aufgeräumt werde, desto besser. Auch sei es gut, wenn Einzelne es schaffen, andere zum Mitmachen zu motivieren. Der Müll sei immer wieder Thema im Ortsrat und den Stadtteilen, besonders in Alt-Laatzen und Laatzen-Mitte.
Dass das Engagement der AG Wirkung zeigt, freut Günther und die AG. Nicht nur werde weniger weggeworfen, auch kämen sie mit Passanten und Nachbarn ins Gespräch. Einige hätten sogar schon ihre Nummer hinterlassen, weil sie sich vorstellen können, sich ebenfalls einzubringen.
Was sich Matthias Günther wünscht, außer dass insgesamt weniger Müll in Grünflächen und auf die Straße geworfen wird? „Wir hoffen, dass unsere Gruppe noch wächst“, sagt Günther. Besonders freuen würden sie sich über den Einsatz von Jüngeren, auch Schulen und Kindertagesstätten.
Die AG „Alt-Latzen putzt sich raus“ trifft sich in der Regel am ersten Montag eines Monats um 17 Uhr beim Quartiersmanagement (Hildesheimer Straße 66) für Terminabsprachen und Ideen. Außer der Reihe kommt sie das nächste Mal erst am 10. November zusammen. Infos gibt auch Quartiersmanager Udo Hetmeier nach einer E-Mail an Udo.Hetmeier@