Vom Gebäudereiniger zum Weihnachtsdorf-König
Landschaften aus 30.000 Einzelteilen: Jedes Jahr besuchen Tausende „Mickys kleine Weihnachtswelt“ im Leine-Center Laatzen – wer steckt dahinter?

Gut sortiert: In rund 160 Schubladen hat Micky kleinere Einzelteile wie Zäune und Tiere eingeordnet.Fotos (2): Stephanie Zerm
Laatzen. „Mickys kleine Weihnachtswelt“ im Leine-Center hat mittlerweile Tausende Fans und Strahlkraft über Laatzen hinaus. Für diesen Herbst haben sich Fernsehsender und weitere Medien angesagt, um über den Bastler Michael „Micky“ Pabst zu berichten. RTL kommt im November für einen achtstündigen Dreh, auch die Deutsche Presse Agentur dpa plane eine größere Reportage, sagt Micky. Alljährlich in der Vorweihnachtszeit wollen immer mehr Gäste seine mit Liebe zum Detail aufgebauten Miniaturlandschaften sehen.

„Als ich vor fünf Jahren das erste Mal mein Weihnachtsdorf im Leine-Center aufgebaut habe, kamen rund 2000 Menschen“, sagt Pabst. Vergangenes Jahr seien es schon 17.500 gewesen, und dieses Jahr sollen es noch mehr werden. „Mein Ziel sind 20.000 Gäste“, sagt Pabst, der seine Ausstellung anlässlich des kleinen Jubiläums noch einmal vergrößert. Auf der Fläche der ehemaligen Corona-Teststation im Neubaus stehen ihm 180 Quadratmeter zur Verfügung. Seine Weihnachtswelt wird aus rund 30.000 Einzelteilen bestehen.

Mit dem Aufbau beginnt der 59-Jährige bereits im Sommer. Vergangenes Jahr brauchte er dafür 800 Stunden. „Ich mache das gerne“, sagt Pabst, der beruflich vielfältige Erfahrungen hat.

Nach seinem erweiterten Realschulabschluss wollte der gebürtige Hannoveraner, dessen Eltern im Laufe der Jahre mehrere Kioske und Gaststätten in der Landeshauptstadt betrieben, eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker machen. „Ich hätte damals aber zwei Jahre auf einen Ausbildungsplatz warten müssen“, erzählt der leidenschaftliche Tüftler, der schon als Schüler als Plattenaufleger bei Partys arbeitete. Daher habe er in einem Betrieb, in dem er nebenbei jobbte, eine Ausbildung zum Glas- und Gebäudereiniger gemacht. „Das war aber nicht das, was ich eigentlich machen wollte“, erinnert er sich. „Ich habe die Ausbildung aber trotzdem durchgezogen.“

Da er dauerhaft in einem anderen Bereich arbeiten wollte, sattelte er einige Jahre später zum Glasdesigner und -gestalter um. „Ich habe in dieser Zeit unter anderem drehbare Vitrinen-Tische aus Glas und große Spiegel für Diskotheken angefertigt“, sagt der 59-Jährige aus Wettbergen.

Später wechselte er über private Beziehungen in einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Hannover, den er nach etwa zehn Jahren übernahm. Nach rund sechs Jahren verkaufte er das Unternehmen und betrieb für etwa neun Jahre einen Getränkemarkt in Sarstedt. Zusätzlich arbeitete er in der Veranstaltungsbranche.

Vor rund zehn Jahren hat er angefangen, kleine Weihnachtsdörfer öffentlich auszustellen – und darin seine Erfüllung gefunden. „Weihnachtsdeko mochte ich schon immer gerne“, sagt der 59-Jährige, der zwar nicht verheiratet, aber seit langem glücklich liiert ist. Irgendwann habe er so viel gehabt, dass sie zu Hause nicht mehr auf die Fensterbänke passte. Er suchte Ausstellungsmöglichkeiten und fand sie in leerstehenden Schaufenstern in Sehnde und Celle.

Da seine Sammlung weiter wuchs, hörte er sich um nach leerstehenden Geschäften – und wurde im Leine-Center fündig. Dort durfte er 2020 seine „kleine Weihnachtswelt“ zuerst probeweise aufbauen. Wegen der großen Resonanz ist sie mittlerweile zu einer festen Größe in der Vorweihnachtszeit geworden.

Die Räume stellt das Center-Management dem Bastler kostenlos zur Verfügung. Für diese Möglichkeit sei er dem Center, insbesondere dem bisherigen Center-Manager Sascha Twesten, sehr dankbar, sagt Pabst, der selbst ehrenamtlich arbeitet und die Ausstellungen kostenlos zugänglich macht.

Einzige Bedingung des Centers: Wenn die von ihm genutzte Fläche vermietet werden soll, zieht er in einen anderen leeren Shop. Diese Absprache haben auch die neuen Eigentümer des Centers, die Interra AG, die Hilee GmbH und die AD Box GmbH, übernommen.

„Es ist mir wichtig, anderen Menschen mit meiner Weihnachtswelt eine Freude zu mache“”, sagt Micky, der meistens eine Latzhose für Handwerker trägt. Für dieses Jahr sucht der Bastler noch ehrenamtliche Helfer, die ihn beim Aufbau und den Veranstaltungen unterstützen. Denn seit 2024 hat Micky zusätzlich zur Ausstellung noch ein weihnachtliches Programm organisiert. Samstags treten verschiedene Gruppen auf, von Rockbands über DJs bis zu Chören und Theatergruppen. Dazu werden unter anderem Glühwein und frische Waffeln verkauft. Den Erlös will Micky einer gemeinnützigen Einrichtung spenden. „Es ist mir wichtig, anderen zu helfen“, sagt der Mann, der sich unter anderem auch für die Caritas engagiert.

Eröffnet wird Mickys kleine Weihnachtswelt am Samstag, 15. November, um 10 Uhr in der früheren Corona-Teststation im Erdgeschoss des Neubaus. Zu sehen ist die Miniaturausstellung dann bis in die erste Januarwoche, mittwochs bis samstags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Wer einen Vorgeschmack auf Mickys Miniaturwelten bekommen will, kann am Donnerstag, 30. Oktober, die Halloween-Party in dem Ladengeschäft besuchen. Für Kinder beginn diese um 15 Uhr, für Erwachsene um 19 Uhr. Freiwillige, die Micky helfen wollen, erreichen ihn unter (01575) 7932668.



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