Eine Niederlage
für den Klimaschutz
Eine kilometerlange Solaranlage kombiniert mit Lärmschutz:Das an der B3 Hemmingen geplante Projekt wird nicht verwirklicht.

Visualisierung: So hätten die Solaranlagen an der Bundesstraße 3 aussehen können – daraus wird erst mal nichts.Quelle: enercity
Hemmingen. Aus Unternehmersicht nachvollziehbar, aber schlecht für den Klimaschutz: Auf diesen Nenner lassen sich einige der Reaktionen auf die Entscheidung der Enercity Erneuerbare GmbH bringen, die kilometerlange Mega-Solaranlage an der B3 in Hemmingen und Hannover vorerst nicht zu errichten.

Mit einer Kombination aus Stromerzeugung und Lärmschutz auf bestehenden oder aufgeschütteten Wällen sollte das Projekt landesweit Beachtung finden. Hieß es im Juni noch, die Bauvorbereitungen sollen voraussichtlich 2027 beginnen, so verwies die Enercity Erneuerbare GmbH jetzt darauf, dass das Vorhaben im Hinblick auf das aktuelle niedrige Preisniveau für Strom aus Photovoltaik nicht mehr wirtschaftlich sei.

Regionsdezernent Jens Palandt erläuterte: „Dass der Bau einer großen Photovoltaikanlage an der bereits fertig gestellten B3-Ortsumgehung herausfordernd wird, war aufgrund des Pilotcharakters absehbar. Die Entscheidung von Enercity, das Projekt vorerst nicht weiter voranzutreiben, ist wirtschaftlich nachvollziehbar, aber aus Klimaschutz-Sicht sehr bedauerlich.“ Die Folge: „Jetzt gilt es, die Rahmenbedingungen etwa mit dem Ausbau der Speicherinfrastruktur schnellstmöglich so zu ändern, dass gute Ideen wie diese zukünftig umsetzbar sind.“

Andreas Moseke, Sprecher bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, betont, dass die Behörde erneuerbaren Energien positiv gegenüber stehe und das Vorhaben in Hemmingen „positiv begleitet“ habe. Die Entscheidung des Unternehmens sei aber zur Kenntnis zu nehmen. Gibt es alternative Flächen im Gebiet der Landesbehörde? Eine entsprechende Anfrage sei bei der Landesbehörde bisher nicht eingegangen.

2024 hatte es auf Einladung der Stadt Hemmingen ein Gipfeltreffen gegeben. Daran nahmen Vertreter und Vertreterinnen von Enercity Erneuerbare GmbH, der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, der Region sowie der Landeshauptstadt Hannover teil. Udo Möller, Sprecher der Landeshauptstadt, verwies jetzt darauf, dass die Landeshauptstadt zwar beim Gipfeltreffen dabei gewesen sei, doch die Fläche für das Projekt befinde sich vollständig auf dem Gebiet der Stadt Hemmingen. Die Landeshauptstadt befürworte das Vorhaben grundsätzlich im Sinne der Energiewende. „Von uns wurde immer betont, dass es sich um ein wirtschaftlich tragbares Projekt handeln muss“, sagte Möller.

Eine Allianz von vier Bürgerinitiativen hatte die Kombination aus Solaranlage und verbessertem Lärmschutz durch höhere Wälle Ende 2022 vorgeschlagen. Dazu gehören die Bürgerinitiative „Arnum.Lebenswert für Alle“, der Arbeitskreis Ortsentwicklung im Bürgerverein Devese, die Initiative Lärmschutz Devese und die Initiative Lärmschutz Wettbergen. Die Allianz verwies damals auf die Aufforderung der Bundesregierung an alle, die Energiewende mitzugestalten.

Die Allianz bleibe weiter bestehen, werde aber nicht aktiv, erklärte jetzt ein Sprecher. Sie bedauert, dass zwei Jahre und neun Monate „intensivster Arbeit“ an dem Projekt nun keine Früchte tragen. „Es liegt an der Gesamtlage, die wir nicht vorhersehen konnten.“ Dennoch fühle sich die Allianz von der „Wende der Wende überrollt“.

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