Blick in die Vergangenheit: Vom „Chaos“der Anfangsjahre zur etablierten Gesamtschule
Zeitreise mit Bildern: Die Albert-Einstein-Schule feiert Auftakt zum 50-jährigen Bestehen mit viel Musik und Informationen zur Schulgeschichte

Podium zu den Schulanfängen (von links): AES-Rektor Christian Augustin (von links), der erste Schulelternratsvorsitzenden Helmut Flohr, die Ehemaligen Andrea Stalder (geb. Möhle, Abi 1986) sowie die Lehrer Stephen Smith und Peter Lauenstein.Fotos (2): Astrid Köhler
Laatzen. Chor- und Orchestermusik, Podien, ein Festvortrag, Quiz und der Videogruß des bekanntesten Absolventen der Albert-Einstein-Schule (AES): So abwechslungsreich hat Laatzens Kooperative Gesamtschule ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Beim Festakt mit Hunderten Gästen gab es viele Infos zur Schule und deren Vergangenheit. Hier sind fünf Fakten, die nur wenige kennen.■ 1. Fünf Schulen an einem Standort

In dem Schulzentrum an der Wülferoder Straße waren bei der Gründung 1975 neben der KGS auch noch eine Orientierungsstufe, die Förderschule sowie ein Gymnasium und eine Realschule in Entstehung untergebracht – insgesamt fünf Schulen an einem Standort. Die Kooperative Gesamtschule war mehrheitlichem Wunsch von Eltern durchgesetzt und gegründet worden, berichtete Ortshistoriker Helmut Flohr. In der Anfangszeit habe „erstmal Chaos“ geherrscht, so der erste Realschulzweigleiter Peter Lauenstein: „Ich hatte 15 verschiedene Klassen zu unterrichten.“ Das bestätigte Lehrer Stephen Smith: „Es war ein ziemliches Durcheinander – wenig Platz und große Klassen.“ Erst als 1978 das später nach Erich Kästner benannte Schulzentrum gebaut wurde, entspannte sich die Lage. Zugleich begann die Rivalität in Bezug auf Konzepte und Köpfe.

■ 2. Junges Kollegium an „roter Kaderschule“

„Wir waren ein junges Kollegium – ich damals 25 Jahre, kaum jemand älter als 30 – haben zusammengehalten und auch viel gefeiert, so Lehrer Stephen Smith. Die Umgangsformen seien neu und teils gewöhnungsbedürftig gewesen. „Schüler mussten Lehrer auf Pünktlichkeit aufmerksam machen“, ergänzte der Helmut Flohr, erster Schulelternratsvorsitzender an der KGS – und das Publikum lachte. Heute liege der Altersschnitt an der AES bei etwa 40 Jahren – und ist damit deutlich höher als früher. Die KGS habe einst den Ruf einer „roten Kaderschule“ gehabt, berichtete Lauenstein, und der damalige Schulleiter Klaus Ehlers habe ständig den Kopf hinhalten müssen, um die verschiedenen Strömungen zusammenzubringen und zwischen KGS, Eltern und Stadt zu vermitteln. Dem heute 88-Jährigen, der aus gesundheitlichen Gründen nicht beim Festakt sein konnte, habe die Schule sehr viel zu verdanken.

■ 3. Zick-Zack-Weg zur Wülferoder Straße

Sichtbar ist Schulleiter Klaus Ehlers Einfluss bis heute unter anderem noch bei einem Weg am Verwaltungstrakt. Dieser führt im Zickzack um den Unterrichtsraum F8. Ehlers habe die Stadt seinerzeit gebeten, Abstand zur Fensterfront zu halten. Die Stadt ihrerseits kam dem nur in Teilen nach, indem sie den Weg nicht etwa mit Abstand gerade zur Wülferoder Straße Straße, sondern bei der Gebäudeecke in zwei 90-Grad-Winkeln zurückführte.

■ 4. So kam es zur Benennung nach Albert EinsteinDie Benennung nach Albert Einstein ist der Gesamtschule unter anderem den Töchtern des ersten Schulelternratsvorsitzenden und Architekten Helmut Flohr zu verdanken. „Papa, wir brauchen unbedingt einen Namen“, hätten diese gesagt, als sie bei einem Treffen verschiedener, nach Persönlichkeiten benannter Schulen für KGS Laatzen nur fragende Gesichter geerntet hatten. Die Benennung nach Janusz Korczak, einem von den Nazis ermordeten, polnisch-jüdischem Arzt, Pädagogen und Kinderbuchautor, wurde erwogen. Letztlich fand aber Flohrs Vorschlag für Albert Einstein die Mehrheit.

Die Festrede hielt Hauke Jagau, einst Laatzens Bürgermeister (1996 bis 2006) und anschließend Regionspräsident von Hannover (bis 2020). Der Vater zweier AES-Absolventen: „Die Welt wird immer schneller und komplexer“, sagte Jagau: „Ich wünsche der Schule, dass sie vielen Schülerinnen und Schülern beibringt, kritisch zu sein und Zusammenhänge zu erkennen.“

■ 5. Die AES hat eine der ältesten Passivsporthallen

Eine weitere Besonderheit der AES erwähnte Jagau in seiner Rede nur als Stichwort: die Passivhalle. Sie war eine der ersten dieser Art in Deutschland. Nach der Eröffnung Anfang 2006 erkor sie das Bundesumweltministerium zum Vorzeige- und Leuchtturmprojekt, weil ihre Energiekosten 80 Prozent unter denen von Hallen in herkömmlicher Bauweise lagen.

Der Festakt klang mit einem interaktiven Quiz, Grüßen der Schülervertretung und einem Ständchen aus, eh es zum Empfang ins Henry-Korman-Haus ging. Zu den besonderen Gästen zählten neben Bürgermeister Kai Eggert (parteilos), die zweite AES-Rektorin (2000 bis 2015) Renate Kruse, Angehörige des mit der Schule eng verbundenen Laatzener Ehrenbürgers Salomon Finkelstein, der frühere CDU-Bürgermeister Jürgen Köhne sowie Fußballprofi Marcel Halstenberg mit dessen Frau Franziska. In den nächsten Monaten sind noch viele weitere Veranstaltungen geplant, ehe das Jubiläumsjahr im Juni 2026 endet.



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