Dass Biber Stämme annagen und fällen, um an frische Zweige in der Höhe zu kommen, sei bekannt, so Mahsarski. An dem von Straßen, Wohnhäusern und einem durchgehenden Spazierweg umgebenen Stückenfeldteich sei das schon mehrfach passiert. Rund 30 Bäume gingen seiner Schätzung nach auf das Konto des Nagers.
Seines Wissens hätten alle Bäume am Teich mit einem bisssicheren Draht geschützt werden können. Tatsächlich ließ die Stadt im Frühjahr aber nur bei 24 Stämmen einen Schutz anbringen. „Das Problem ist selbst gemacht“, so der Experte.
Seit bald zwei Jahren lebt der Biber in Laatzen-Mitte. Er kam mit dem Winterhochwasser ins Wohngebiet und wurde von Mahsarski erstmals Anfang 2024 gesichtet. Die Stadtverwaltung habe ihn um einen Vortrag gebeten, so der Vertreter der Biber-AG beim Nabu. Stadtbeschäftigte aus mehreren Teams habe er sowohl über das streng geschützte Wildtier als auch über die spezielle Situation am Stückenfeldteich informiert.
Der Drang des Bibers, Stämme anzunagen, sei mit dem Mangel an Nahrungsalternativen zu erklären, so Mahsarski. Das kleine Revier und Pflegemaßnahmen verschlechterten die Bedingungen.
Das Tier, das in freier Wildbahn rund 300 Wasser- und Landpflanzen sowie Feldfrüchte verspeist, findet in Laatzen-Mitte nur ein dürftiges Angebot. „Er würde die Bäume nicht nehmen, wenn er alternative Nahrung hätte, aber hier gibt es keine.“ Früher oder später müsse der Biber eh weiterziehen, ist Mahsarski überzeugt. Ein Partner werde sich am Stückenfeldteich kaum niederlassen, und für Nachwuchs reichten die Bedingungen erst recht nicht aus. „Es tritt der Tag ein, da sind alle Bäume gefällt“, sagt der Biberexperte.
Der Schutz aller Bäume, der seiner Information nach schon wegen der Verkehrssicherungspflicht zulässig ist, beschleunige nur die Entscheidung für den Biber. Dass nun auch die Weide am Südostufer weg ist und diese nicht rechtzeitig mit Draht geschützt wurde, sei bedauerlich. Die Stadt sieht die Angelegenheit anders.
„Die Weide war zu diesem Zeitpunkt bereits durch den Biber vorgeschädigt“, erklärte Stadtsprecherin Nicole Pilz. Zudem seien Weiden ebenso wie Pappeln keine vorrangig schützenswerten Arten wie Eiche, Ahorn oder Buche. Das Vorgehen am Stückenfeldteich sei mit der Unteren Naturschutzbehörde der Region abgestimmt worden. Entlang des nördlichen Spazierwegs zwischen dem Teich und der inzwischen freigeschnittenen Kalsaune ist an fast allen großen Bäumen ein Drahtgeflecht befestigt, am Ufer hingegen nur an vereinzelten wie einer großen mehrstämmigen Weide nahe dem Bahnweg.
Für die Stadt sind die Draht-Maßnahmen vorerst erledigt. „Am Stückenfeldteich wurden bereits alle Bäume geschützt, die erhalten bleiben sollen“, so Sprecherin Pilz weiter. Weitere Bäume würden an dieser Stelle aus gutem Grund nicht mit Draht geschützt: „Um den Biber nicht durch Entzug seiner Nahrung zu vergrämen.“