In einem Antrag fordert die CDU die Stadtverwaltung auf, mit den Anbietern von E-Scootern in Kontakt zu treten, um die Gründe für den Rückzug zu erfahren und eine Wiederaufnahme des Angebots zu erreichen. „Die E-Scooter waren eine tolle Ergänzung“, sagt Gundhild Fiedler-Dreyer, Fraktionsvorsitzende der CDU im Ortsrat Ingeln-Oesselse.
Ingeln-Oesselse sei der einzige Stadtteil Laatzens ohne Stadtbahnanschluss. Busse würden nur mit teils eingeschränktem Takt fahren, besonders in den Abendstunden. „Für viele junge Menschen bedeutet das eine spürbare Einschränkung individueller Mobilität, besonders beim Umstieg von der Stadtbahn in Rethen oder Laatzen-Mitte“, argumentiert die CDU. E-Scooter hätten diese Lücke geschlossen.
„Ich bedauere es sehr, dass das E-Scooter-Angebot in Ingeln-Oesselse gestrichen wurde“, sagt auch Felix Habicht (SPD). „Die E-Scooter waren eine unfassbar große Bereicherung des Individualverkehrs.“ Er habe sie selber regelmäßig genutzt, um nach Gleidingen oder Rethen zu kommen. Plötzlich sei das nicht mehr möglich gewesen. „Ingeln-Oesselse und Gleidingen waren in der Bolt-App plötzlich gesperrt.“ Er wisse, dass viele Menschen aus dem Doppeldorf die E-Roller regelmäßig genutzt haben. „Nicht nur Jugendliche, sondern auch viele Erwachsene waren damit unterwegs.“
Da es im Vorfeld immer wieder zu Beschwerden über wild abgestellte Fahrzeuge kam, zieht die CDU feste Abstellzonen in Erwägung, falls wieder E-Scooter ins Doppeldorf rollen sollten. Das wäre für Habicht von der SPD keine Option: „Das Angebot lebt ja gerade dadurch, dass man überall einen Scooter findet.“
Auch Gleidingens Ortsbürgermeisterin Silke Rehmert (SPD) bedauert, dass ihr Ortsteil nun Scooter-Sperrgebiet ist. „Ich finde es schade, dass das Angebot eingestellt worden ist, weil es eine sinnvolle Ergänzung zum ÖPNV war.“ Problematisch sei jedoch gewesen, dass die Scooter oft nicht ordentlich abgestellt worden seien, sodass sie Wege blockiert hätten.
Ob Bolt seine E-Scooter wieder in Laatzens südliche Stadtteile fahren lässt, ist ungewiss. „Der Rückzug unseres E-Scooter-Angebots aus Ingeln-Oesselse ist Teil einer strategischen Neuausrichtung und laufenden Restrukturierung, mit dem Ziel, unsere Ressourcen künftig gezielter in Wachstumsmärkte zu investieren“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage dieser Zeitung mit. „Dabei evaluieren wir kontinuierlich alle Standorte, um unser Mobilitätsangebot bestmöglich und effizient weiterzuentwickeln.“ Ob ein erneuter Markteintritt in Ingeln-Oesselse infrage komme, lasse sich noch nicht sagen.
Ähnlich hatte sich Bolt gegenüber der Stadtverwaltung geäußert. „Bolt hatte im Frühjahr 2022 auf Bitten der Stadt testweise Ingeln-Oesselse in das Versorgungsgebiet aufgenommen“, heißt es in einer Drucksache zum CDU-Antrag. Nachdem Anfang Juni 2025 Ingeln-Oesselse und Gleidingen aus dem Nutzungsgebiet entfernt wurden, habe Bolt auf Nachfrage mitgeteilt, dass es die beiden Ortsteile wegen einer vergleichsweise geringen Nutzung aus dem Angebot genommen habe. Der Einfluss der Stadtverwaltung, Bolt zum Einlenken zu bewegen, ist beschränkt: „Das Bereitstellen von E-Scootern ist ein rein privatwirtschaftliches Angebot, das von den Betreibern allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet wird“, so die Einschätzung im Rathaus. Ländlich geprägte Gebiete gehörten nicht zu den klassischen Einsatzgebieten der Verleiher von E-Rollern.