Deshalb erinnern jetzt Bänke
an frühere Bürgermeister
Über QR-Codes sollen außerdem historische Fotos von den jeweiligen Orten sichtbar werden

Geschichtsträchtige Bank: Ursula Mroz, geborene Siegmund, sitzt mit ihrem Mann Jürgen Mroz auf der Bank, die Rethenrocker Bullo Schreiber und sein Team ihrem Vater gewidmet haben.Fotos (3): Stephanie Zerm
Laatzen. „Ich finde es toll, dass meinem Vater jetzt eine Bank gewidmet wurde“, freut sich Roxana Constabel. Die 62-Jährige sitzt an der Hildesheimer Straße in Laatzen-Rethen vor der Mauer der Grundschule auf einer nagelneuen Bank in der Sonne. In der Mitte der Lehne ist ein schwarzes Schild befestigt. Darauf steht, dass die Bank ihrem Vater, Rolf Constabel, gewidmet ist, der von 1976 bis 1994 Ortsbürgermeister in Rethen war. Über einen QR-Code können Interessierte ein Foto des Rethener Kommunalpolitikers abrufen und weitere Details aus seinem Leben erfahren. „Hier werde ich jetzt öfter mal eine Pause machen“, sagt Roxana Constabel.

Insgesamt hat der Verein „Rethen rockt“ drei solcher Bänke im Ort aufstellen lassen, darunter auch eine vor dem Kindergarten „Die Insel“ an der Hildesheimer Straße. Sie ist Alwin Siegmund gewidmet, der von 1972 bis 1974 der letzte Bürgermeister der selbständigen Gemeinde Rethen war. Auch seine Tochter Ursula Mroz, geborene Siegmund, freut sich über diese Art der Ehrung. „Das ist ein schönes Zeichen, damit er nicht in Vergessenheit gerät“, sagt die 72-Jährige.

Eine weitere Bank steht an der Ecke Steinweg/Burgstraße. Sie ist Fritz Bögeholz gewidmet, der von 1964 bis 1972 Bürgermeister Rethens war. Zu allen Bänken gehört auch jeweils ein Mülleimer daneben. „Mülleimer sind hier im Stadtgebiet ja bekanntlich Mangelware“, sagt Vereinschef Bullo Schreiber. „Das wollen wir ändern.“ Eine Bank hat jeweils 1800 Euro gekostet, ein Abfalleimer 400 Euro. Finanziert hat der Verein, der mittlerweile rund 220 Mitglieder hat, die Summe aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.

Den Gedanken, Bänke den ehemaligen Ortsbürgermeistern zu widmen, hatte der Verein bereits vor mehreren Jahren. „Wir wollen denen, die sich um das Dorf verdient gemacht haben, einen kleinen Teil der Ehrerbietung zukommen lassen, die sie eigentlich verdienen“, sagt Schreiber.

Im Vorfeld habe sich der Verein sehr viele Gedanken um die Standorte und die Beschaffenheit der Sitzgelegenheiten gemacht. „Der Suche nach den richtigen Plätzen für die Bänke ging eine monatelange Forschung voraus“, berichtet Schreiber. Sieben Wochen lang hätten Vereinsmitglieder beobachtetet, wo Radfahrer und Spaziergänger anhalten und Pause machen. Das Ergebnis seien die nun ausgewählten Standorte. Dort würden immer wieder Senioren verschnaufen, die auf dem Heimweg vom Einkaufen sind oder Eltern, die auf ihre Schul- oder Kindergartenkinder warten.

Beim Material der Bänke haben sich die Rethener bewusst für ein robustes dunkles Metallgitter entschieden. „Da bleibt weder Schnee drauf liegen, noch sammelt sich Regenwasser“, sagt Schreiber. Außerdem bietet das Gitter nur wenig Angriffsfläche für Graffiti. Die Bänke wurden dem Ortsrat und der Stadtverwaltung vorgestellt und einstimmig genehmigt, betont Schreiber. Aufgestellt wurden sie vom Betriebshof, der am Steinweg extra eine Fläche dafür gepflastert hat.

Für jedes Ensemble stellen die Rethenrocker einen Paten, der die Pflege der Bank und der Umgebung übernommen hat. Diese kontrollieren mindestens einmal pro Woche, ob alles ok sei und mähen am Steinweg auch den Rasen vor der Bank.

Eine vierte Bank hat der Verein bereits in Planung. Sie soll am Thieplatz aufgestellt werden und dem Rethener Horst Lecke (SPD) gewidmet werden, der von 1980 bis 1991 Bürgermeister der Stadt Laatzen war. Im Gegensatz zu den drei Metallbänken soll sie im Fachwerkstil errichtet werden und ein gedecktes Dach bekommen.

Neben einer Gedenktafel für Horst Lecke soll eine weitere Tafel auf die Friedenseiche am Thie hinweisen und deren Geschichte erzählen. „Diese Bank soll auch den Nutzern des benachbarten Bücherschrankes die Möglichkeit geben, vogelkotfrei in den Büchern unter der Eiche zu schmökern“, sagt Schreiber.

Alle Bänke will der Verein „Rethen rockt“ noch mit einem „Sitzmuseum“ ausstatten. Dazu erhalten die neuen Sitzgelegenheiten einen weiteren QR-Code, über den Interessierte historische Bilder des jeweiligen Standortes abrufen können. „So wollen wir die Geschichte Rethens auf gemütliche Weise erzählen und Neu-Rethenern und Jüngeren erklären, warum wir so sind, wie wir sind“, erläutert Schreiber. Da die Geschichte Rethens damit noch lange nicht zu Ende erzählt sei, könne man davon ausgehen, dass noch die ein oder andere Bank in Rethen installiert werde, meint Schreiber.





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